Der Schlüssel zu Rebecca
Schließlich steht einiges auf dem Spiel: das Funkgerät – Wolff darf es nicht benutzen!
Dieses Spiel zu dritt mochte Vorteile haben.
Sie blickte verstohlen auf ihre Armbanduhr. Es war 23.45 Uhr. Zu spät, um sich noch auf William zu verlassen. Sie, Elene, war die einzige, die Wolff aufhalten konnte.
Und sie glaubte auch zu wissen, wie.
Sonja und Wolff tauschten ein Signal aus. Sie beugten sich vor – jeder mit einer Hand auf Elenes Schenkel – und küßten sich vor ihren Augen.
Es war ein langer, wollüstiger Kuß. Elene dachte: Was erwarten sie von mir?
Sie lösten sich voneinander.
Wolff küßte nun Elene, die keinen Widerstand leistete, auf dieselbe Weise. Dann spürte sie Sonjas Hand an ihrem Kinn. Sonja drehte ihr Gesicht zu sich und küßte sie auf die Lippen.
Elene schloß die Augen und redete sich ein: Es kann mir nicht weh tun, es kann mir nicht weh tun.
Es tat ihr nicht weh, aber es war sonderbar, so zärtlich von einem Frauenmund geküßt zu werden.
Irgendwie muß ich die Kontrolle übernehmen, dachte Elene. Sonja öffnete ihre Bluse. Sie hatte große braune Brüste. Wolff neigte den Kopf und nahm eine Brustwarze in den Mund. Elene merkte, wie Sonja ihren Kopf nach unten drückte. Offenbar sollte sie Wolffs Beispiel folgen. Sie tat es. Sonja seufzte.
All das geschah Sonja zu Gefallen. Es war ihr Wunsch, ihre Eigenart. Nur sie keuchte und stöhnte, nicht Wolff. Elene fürchtete, daß Wolff sich jeden Moment von Sonja lösen und zu seinem Funkgerät gehen könne. Während sie mechanisch versuchte, Sonja zu befriedigen, suchte sie verzweifelt nach einer Möglichkeit, Wolff vor Lust die Beherrschung verlieren zu lassen.
Aber das Ganze war so albern, so absurd.
Ich muß Wolff von dem Funkgerät fernhalten, dachte sie.
Wo liegt der Schlüssel zu allem? Was wollen sie wirklich von mir?
Sie gab Sonja frei und küßte Wolff. Er wandte ihr den Mund zu. Sie suchte seine Hand und drückte sie sich zwischen die Schenkel. Er atmete tief, und Elene dachte: Zumindest hat er Interesse.
Sonja versuchte, sie auseinanderzustoßen. Wolff blickte Sonja an und versetzte ihr einen heftigen Schlag ins Gesicht. Elene schnappte vor Überraschung nach Luft. War dies der Schlüssel? Es mußte eines ihrer Spiele sein.
Wolff konzentrierte sich wieder auf Elene. Sonja bemühte sich von neuem, sie auseinanderzubringen.
Diesmal schlug Elene zu.
Sonja stöhnte kehlig.
Elene dachte: Das ist es, ich durchschaue das Spiel, ich habe die Oberhand.
Sie sah, daß Wolff auf die Armbanduhr blickte.
Plötzlich stand sie auf. Beide starrten sie an. Langsam hob sie die Arme, zog sich das Kleid über den Kopf, warf es zur Seite und stand in ihrer schwarzen Unterwäsche und ihren Strümpfen da. Sanft berührte sie ihren Körper, ließ die Hände über ihre Schenkel und Brüste gleiten. Wolffs Gesichtsausdruck änderte sich: Seine Gelassenheit verschwand, und er betrachtete sie mit gierig aufgerissenen Augen. Er war wie hypnotisiert und leckte sich die Lippen. Elene hob den linken Fuß, setzte den hochhackigen Schuh zwischen Sonjas Brüste und stieß sie zurück. Dann packte sie Wolffs Kopf und zog ihn an ihren Bauch.
Sonja begann, Elenes Fuß zu küssen.
Wolff stieß einen gepreßten Laut hervor und vergrub das Gesicht zwischen Elenes Schenkeln.
Elene schaute auf ihre Armbanduhr.
Es war Mitternacht.
23
E LENE LAG NACKT auf dem Rücken im Bett. Ihre Muskeln waren gespannt, sie war ganz still und starrte zu der weißen Decke empor. Zu ihrer Rechten lag Sonja; sie hatte das Gesicht nach unten gedreht, Arme und Beine über die Laken ausgebreitet, schlief fest und schnarchte. Sonjas rechte Hand ruhte schlaff auf Elenes Hüfte. Wolff lag an Elenes linker Seite und streichelte schläfrig ihren Körper. Sie dachte: Ich hab’s überlebt.
Das Spiel hatte darin bestanden, Sonja zurückzustoßen und zu akzeptieren. Je stärker Elene und Wolff sie abwiesen, desto leidenschaftlicher wurde sie, bis Wolff am Ende Elene zurückwies und Sonja liebte. Es war ein Drehbuch, das die beiden offensichtlich gut kannten.
Es hatte Elene wenig Vergnügen bereitet, aber sie war nicht angewidert oder gedemütigt. Schlimm war nur, daß diese Nacht der Höhepunkt einer Entwicklung zu sein schien: In den acht Jahren, seit sie ihre Familie verlassen hatte, war sie unaufhaltsam in den Abgrund der Prostitution geglitten, und nun hatte sie den Eindruck, dort angekommen zu sein.
Das Streicheln hörte auf, und sie warf einen Blick zur Seite. Wolffs Augen
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