Der Schlüssel zu Rebecca
abgesehen?
»Er ist verheiratet, nehme ich an.«
»Nein.«
»Ein Junggeselle. So ein Pech.«
»Kein Junggeselle«, sagte Kemel, der das Funkgerät immer noch musterte. »Er ist Witwer. Seine Frau ist letztes Jahr auf Kreta umgekommen.«
»Kinder?«
» Ja. Ein kleiner Junge namens Billy, wie ich gehört habe. Warum?«
Wolff zuckte die Achseln. »Es interessiert mich – schließlich hätte der Mann mich beinahe gefangen.«
Elene war überzeugt, daß er log.
Kemel schloß den Koffer. Er schien zufrieden. Wolff bat ihn: »Würden Sie für einen Moment auf sie achten?«
»Natürlich.«
Wolff wandte sich ab, drehte sich aber sofort wieder um. Er hatte bemerkt, daß Elene den Roman »Rebecca« immer noch in der Hand hielt. Nun streckte er die Hand aus und nahm ihr das Buch ab. Er verschwand hinter den Vorhängen.
Elene dachte: Wenn ich Kemel von dem Code erzähle, wird er ihn sich vielleicht von Wolff geben lassen, vielleicht könnte Vandam ihn von Kemel bekommen – aber was wird aus mir?
Kemel begann: »Was ...« Er unterbrach sich jäh, als Wolff mit seiner Kleidung zurückkam und sich anzog.
»Haben Sie ein Rufzeichen?«
»Sphinx«, gab Wolff zurück.
»Einen Code?«
»Nein.«
»Was war in dem Buch?«
Wolff schien verärgert. »Ein Code, aber das geht Sie nichts an.«
»Wir brauchen ihn.«
»Ich kann Ihnen den Code nicht geben. Sie müssen die Gefahr auf sich nehmen und ihre Botschaft unverschlüsselt senden.«
Kemel nickte.
Plötzlich hielt Wolff sein Messer in der Hand. »Keine Diskussionen. Ich weiß, daß Sie eine Pistole in der Tasche haben. Vergessen Sie nicht, wenn Sie schießen, werden Sie es den Briten erklären müssen. Sie sollten jetzt verschwinden.«
Wortlos wandte sich Kemel ab, stieg die Leiter hoch und kletterte durch die Luke. Elene hörte seine Schritte auf Deck. Wolff trat an das Bullauge und beobachtete ihn, während er über den Treidelpfad ging.
Wolff steckte sein Messer in die Scheide und knöpfte sein Hemd zu. Er zog sich die Schuhe an und schnürte sie fest. Dann holte er das Buch aus dem Nachbarraum, zog den Zettel mit dem Codeschlüssel hervor, zerknüllte das Papier, ließ es in einen großen Glasaschenbecher fallen und zündete es an. Er muß bei dem anderen Funkgerät noch einen Schlüssel haben, dachte Elene.
Als das Papier völlig verbrannt war, musterte Wolff das Buch, als wolle er es ebenfalls anzünden. Dann öffnete er ein Bullauge und warf es in den Fluß.
Er nahm einen kleinen Koffer aus dem Schrank und begann, ein paar Sachen einzupacken.
»Wohin gehst du?« fragte Elene.
»Das wirst du noch erfahren, du kommst nämlich mit.«
»Nein.« Was würde er mit ihr anstellen? Sie hatte versucht, ihn zu verraten. Hatte er sich eine Strafe einfallen lassen? Sie war sehr erschöpft und verängstigt. Nichts war ihr gelungen. Zunächst hatte sie nur den Sex mit ihm gefürchtet. Inzwischen hatte sie viel mehr Gründe zur Furcht. Elene dachte an einen neuen Fluchtversuch, aber ihr fehlte die Energie.
Wolff packte immer noch seinen Koffer. Elenebemerkte ein paar ihrer eigenen Kleidungsstücke, die auf dem Boden verstreut waren, und ihr fiel ein, daß sie nicht richtig bekleidet war. Ihr Höschen, ihre Strümpfe und ihr Büstenhalter fehlten noch. Sie beschloß, die Sachen anzuziehen, stand auf und zog sich das Kleid über den Kopf. Dann beugte sie sich vor, um ihre Unterwäsche aufzuheben. Als sie sich aufrichtete, legte Wolff die Arme um sie. Er küßte sie heftig und schien sich nichts daraus zu machen, daß sie überhaupt nicht reagierte. Danach griff er zwischen ihre Beine und schob einen Finger in ihre Vagina. Er zog den Finger zurück und stieß ihn in ihren Anus. Elene erstarrte. Er stieß den Finger noch weiter hinein, und sie keuchte vor Schmerz.
Er blickte ihr in die Augen. »Weißt du, ich glaube, ich würde dich sogar mitnehmen, wenn du mir nicht so nützlich sein könntest.«
Sie schloß gedemütigt die Augen. Er wandte sich von ihr ab und kehrte zu seinem Koffer zurück.
Elene zog sich an.
Als er fertig war, sah er sich zum letztenmal um. Dann sagte er: »Komm jetzt.«
Elene folgte ihm an Deck und überlegte, ob er Sonja stillschweigend verlassen wolle.
Als habe er ihre Gedanken erraten, erklärte Wolff: »Ich möchte Sonjas Schönheitsschlaf nicht stören.« Er grinste. »Mach schon.«
Sie gingen über den Treidelpfad. Wieso ließ er Sonja zurück? Elene durchschaute Wolffs Motive nicht, aber sie wußte, daß sein Verhalten gefühllos war.
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