Der Schlüssel zu Rebecca
weigerten sich, ihre Waffen abzugeben, und planten, nach Kairo zu marschieren. Zu Sadats großer Enttäuschung gaben die Briten sofort nach und ließen ihnen ihre Waffen. Sadat versuchte weiterhin, den Funken der Rebellion zur Flamme der Revolution anzufachen, doch die Briten hatten ihn durch ihre Nachgiebigkeit ausmanövriert. Der Marsch auf Kairo war ein Fiasko. Sadats Einheit traf am Sammelpunkt ein, aber niemand sonst erschien. Die Soldaten säuberten ihre Fahrzeuge, setzten sich, warteten eine Weile und fuhren dann weiter in ihr Lager.
Sechs Monate später erlitt Sadat einen weiteren Mißerfolg. Diesmal hatte er mit dem dicken, ausschweifenden türkischen König von Ägypten zu tun. Die Briten stellten König Faruk ein Ultimatum: Entweder gebe er seinem Premier die Anweisung zur Bildung einer neuen, probritischen Regierung, oder er müsse abdanken. Unter Druck gesetzt, rief der König Mustafa el-Nahas Pascha zu sich und befahl ihm, eine neue Regierung zu bilden. Sadat war kein Royalist, aber er war Opportunist. Deshalb verkündete er, dies sei eine Verletzung der ägyptischen Souveränität, und die jungen Offiziere marschierten zum Palast, um dem König aus Protest zu huldigen. Erneut versuchte Sadat, die Rebellion weiterzutreiben. Er plante, den Palast zu einer symbolischen Verteidigung des Königs umzingeln zu lassen. Aber wieder war er der einzige, der zu der Aktion erschien.
In beiden Fällen war er tief enttäuscht und nahe daran gewesen, die Sache der Rebellen aufzugeben. In solchen Momenten hatte er die Ägypter zur Hölle gewünscht. Doch diese Momente vergingen, denn er wußte, daß es eine gute Sache war und er genug Verstand hatte, ihr nützlich zu sein.
»Aber wir haben kein Mittel, um mit den Deutschen Kontakt aufzunehmen.« Das war Imam, einer der Piloten. Sadat freute sich, daß sie schon darüber diskutierten, wie, nicht ob es zu tun sei.
Kemel hatte eine Antwort parat. »Wir könnten die Botschaft mit dem Flugzeug schicken.«
»Ja!« Imam war jung und ungestüm. »Einer von uns könnte eine Routinepatrouille fliegen, dann vom Kurs abweichen und hinter den deutschen Linien landen.«
Einer der älteren Piloten gab zu bedenken: »Bei seiner Rückkehr würde er die Abweichung rechtfertigen müssen ...«
»Er könnte überhaupt nicht zurückkommen«, sagte Imam. Seine vorher lebhafte Miene hatte sich plötzlich verfinstert.
»Er könnte mit Rommel zurückkommen«, warf Sadat ruhig ein.
Imams Augen leuchteten auf, und Sadat wußte, daß der junge Pilot sich vorstellte, mit Rommel an der Spitze einer Befreiungsarmee in Kairo einzumarschieren. Sadat beschloß, daß Imam die Botschaft überbringen sollte.
»Wir wollen uns über den Text der Botschaft einigen«, erklärte Sadat scheinbar demokratisch. Niemand bemerkte, daß eine Entscheidung darüber, ob man überhaupt eine Nachricht senden solle, nicht zur Debatte gestanden hatte. »Meiner Meinung nach sollten wir vier Punkte herausstellen: Erstens: Wir sind ehrliche Ägypter, die eine Organisation innerhalb der Armee besitzen. Zweitens: Wie ihr kämpfen wir gegen die Briten. Drittens: Wir sind in der Lage, eine Rebellenarmee aufzustellen, die an eurer Seite kämpft. Viertens: Wir werden einen Aufstand gegen die Briten in Kairo organisieren, wenn ihr eurerseits die Unabhängigkeit und Souveränität Ägyptens nach der Niederlage der Briten garantiert.« Er unterbrach sich. Dann runzelte er die Stirn und fuhr fort: »Ich glaube, daßwir ihnen vielleicht ein Zeichen unserer Zuverlässigkeit schicken sollten.«
Schweigen. Kemel kannte auch die Antwort auf diese Frage, aber es würde besser aussehen, wenn sie von einem der anderen käme.
Imam wurde den Erwartungen gerecht. »Wir könnten der Botschaft ein paar nützliche militärische Informationen beilegen.«
Kemel gab nun vor, gegen die Idee zu sein. »Was für Informationen könnten wir schon bekommen! Ich kann mir nicht vorstellen ...«
»Luftaufnahmen von den britischen Positionen.«
»Wie wäre das möglich?«
»Wir können es bei einer Routinepatrouille mit einer gewöhnlichen Kamera tun.«
Kemel schien skeptisch. »Und wer entwickelt den Film?«
»Nicht nötig«, erwiderte Imam aufgeregt. »Wir können einfach die Negative schicken.«
»Nur einen Film?«
»So viele, wie wir wollen.«
»Ich glaube, Imam hat recht«, sagte Sadat. Wieder diskutierten sie die Durchführbarkeit einer Idee statt ihrer Risiken. Nun war nur noch ein Hindernis zu überwinden. Sadat wußte aus bitterer
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