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Der Schlüssel zu Rebecca

Der Schlüssel zu Rebecca

Titel: Der Schlüssel zu Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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klein, sehr schmächtig und etwa zehn Jahre älter als Wolff. Auf seinen Wangen zeigten sich die geplatzten Äderchen des schweren Trinkers. Er hatte hervorquellende blaue Augen, und sein dünnes sandfarbenes Haar klebte ihm am Kopf.
    Jeden Mittag verließ er das Große Hauptquartier und ging zu einem nicht gekennzeichneten Gebäude in der Sharia Suleiman Pascha. Dabei hatte er immer eine Aktentasche bei sich. Wolffs Herz machte einen Sprung.
    Der Major trat an die Bar, nahm seine Mütze ab und sagte: » Ezma! Scotch, ohne Eis. Bißchen schnell.« Erwandte sich Wolff zu. »Verfluchtes Wetter«, begann er im Konversationston.
    »Ist das nicht immer so, Sir?« entgegnete Wolff.
    »Und ob. Heiße Smith, Großes Hauptquartier.«
    »Freut mich, Sir.« Wolff wußte, daß Smith nicht zum Großen Hauptquartier gehören konnte, da er jeden Tag von dort aus ein anderes Gebäude aufsuchte. Wieso log der Mann? Er schob den Gedanken zunächst beiseite und sagte: »Mein Name ist Slavenburg, BTE.«
    »Prächtig. Noch einen?«
    Mit einem Offizier ins Gespräch zu kommen, war noch leichter, als er erwartet hatte. »Sehr freundlich von Ihnen, Sir.«
    »Hören Sie auf mit dem ›Sir‹. An der Bar kommen wir ohne den Quatsch aus, oder?«
    »Natürlich.« Noch ein Schnitzer.
    »Was soll’s sein?«
    »Whisky mit Wasser, bitte.«
    »An ihrer Stelle würde ich kein Wasser nehmen. Soll direkt aus dem Nil kommen.«
    Wolff lächelte. »Ich bin wohl daran gewöhnt.«
    »Keine Magenbeschwerden? Sie müssen der einzige Weiße in Ägypten sein, der keine hat.«
    »In Afrika geboren, seit zehn Jahren in Kairo.« Wolff paßte sich Smith’ abgekürzter Sprechweise an. Ich hätte Schauspieler werden sollen, dachte er.
    »Afrika, was?« meinte Smith. »Sie schienen mir einen leichten Akzent zu haben.«
    »Holländischer Vater, englische Mutter. Wir haben eine Farm in Südafrika.«
    Smith setzte eine mitfühlende Miene auf. »Schlimm für Ihren Vater, wo doch die Deutschen ganz Holland besetzt haben.« Daran hatte Wolff nicht gedacht. »Er starb, als ich noch ein Kind war«, erklärte er.
    »Traurig.« Smith leerte sein Glas.
    »Noch einmal das gleiche?« bot Wolff an.
    »Danke.«
    Wolff bestellte weitere Drinks. Smith hielt ihm eine Zigarettenschachtel hin, doch Wolff lehnte ab.
    Smith beklagte sich über das schlechte Essen, die hohe Miete für seine Wohnung, die Grobheit arabischer Kellner und darüber, daß die Bars oft nichts zu trinken hätten. Es juckte Wolff zu erklären, daß das Essen schlecht sei, weil Smith englische Gerichte ägyptischen vorzog, daß die Getränke wegen des Krieges knapp seien und die Mieten wegen der vielen tausend Ausländer so hoch kletterten. Er wollte noch hinzufügen, daß die Kellner ihn grob behandelten, weil er zu träge oder zu arrogant sei, um der Höflichkeit halber ein paar Sätze ihrer Sprache zu lernen. Doch Wolff biß sich nur auf die Zunge und nickte, als sei er derselben Meinung wie Smith.
    Während Smith immer noch seine Beschwerden aufzählte, blickte Wolff an seiner Schulter vorbei und sah, daß sechs Militärpolizisten die Bar betraten.
    Smith bemerkte seinen veränderten Gesichtsausdruck und fragte: »Was ist los – ein Gespenst gesehen?«
    Es waren ein Militärpolizist des Heeres, einer der Marine mit weißen Gamaschen, ein Australier, ein Neuseeländer, ein Südafrikaner und ein Gurkha mit Turban. Wolff spürte den Drang davonzulaufen. Was würden sie ihn fragen? Was würde er antworten?
    Smith schaute sich um, entdeckte die Militärpolizisten und sagte: »Die übliche Nachtstreife, sucht nach betrunkenen Offizieren und deutschen Spionen. Dies ist eine Offiziersbar, sie werden uns nicht stören. Was ist denn, sind Sie hier etwa nicht zugelassen?«
    »Nein, nein.« Wolff improvisierte hastig: »Der Mann von der Marine sieht genauso aus wie ein Bekannter von mir, der in Halfaya gefallen ist.« Er starrte die Streife immer noch an. Die Männer erschienen mit ihren Stahlhelmen und Pistolenhalftern sehr geschäftsmäßig. Würden sie ihn nach seinen Papieren fragen?
    Smith hatte sie schon vergessen. Er fuhr fort: »Und was die Diener betrifft ... Scheißkerle. Bin ganz sicher, daß meiner den Gin verdünnt. Aber ich werde ihn überführen. Habe eine leere Ginflasche mit Sibib gefüllt, Sie wissen doch, das Zeug, das trübe wird, wenn man Wasser dazu gibt? Was meinen Sie, was passiert, wenn er das verdünnen will? Er wird eine ganze neue Flasche kaufen und so tun müssen, als sei nichts geschehen.

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