Der Schluessel zum Glueck
konnte, hörte sie Will fluchen. Und dann packte er ihren Arm, riss sie herum und zog sie an sich.
Er schaute in ihr verwirrtes Gesicht. Seine blauen Augen funkelten, und unter den Bartstoppeln waren seine Wangen gerötet, als er den Mund auf ihren presste.
Es war genau der Kuss, von dem sie geträumt hatte.
Der, der ihre Lippen versengte.
Will presste sie so fest an sich, dass sie spüren konnte, wie sehr er wollte, dass sie blieb. Sie küsste ihn ebenso leidenschaftlich wie er sie. Kurz bevor er den Kopf hob, um nach Luft zu schnappen, liefen ihr zwei Tränen über die Wangen.
Hastig wischte sie sie an seiner Jacke ab, bevor er sie sah.
Schließlich löste Jilly sich wieder von ihm. „Wenn wir uns irgendwann mal bei Jane und Cade, im Highgrade, bei Celia und Aaron oder zufällig auf der Straße begegnen…“
„Schon verstanden. Dann lächeln wir uns zu. Sagen ,Hi! Gehen weiter.“
„Ja. Und jetzt solltest du mich besser loslassen.“
Will tat es. Und Jilly fand es fürchterlich.
„Tust du mir einen letzten Gefallen?“ fragte er sanft.
„Natürlich.“
Er nahm ihre Hand, drehte sie um und drückte einen gefalteten Zettel hinein.
„Das ist meine Handynummer. Ruf mich an, wenn du zu Hause bist. Ich will nur wissen, dass du sicher angekommen bist.“
Jilly nahm die Hände auf den Rücken, sonst hätte sie nach ihm gegriffen. „Oh, Will. Mir wird schon nichts zustoßen.“
„Ruf einfach an.“
„Na gut.“
Sie stieg in den Wagen, legte den Zettel in das kleine Fach unter dem Aschenbecher und schnallte sich an.
Will schloss die Tür. „Fahr vorsichtig“, rief er durch die Scheibe.
Jilly winkte ihm zu und fuhr los. Es kostete sie ihre ganze Selbstbeherrschung, sich nicht umzudrehen – zu ihm, zur Lichtung und zu der Hütte, in der sie so unerwartet die Liebe gefunden und ebenso plötzlich wieder verloren hatte.
16. KAPITEL
Jillys Heimfahrt verlief problemlos. Zu Hause angekommen, rief sie gleich Will an.
Er meldete sich sofort. „Jilly?“
Sie stellte sich vor, wie er mit sorgenvoller Miene in seinem Sessel gesessen hatte, das Handy griffbereit, und ihr wurde warm ums Herz. „Ich bin jetzt zu Hause.“
„Danke.“
„Auf Wiedersehen, Will.“
Er legte auf.
Am Tag darauf meldete sich Jane auf Jillys Handy. „Sind die Straßen geräumt?“
Offenbar nahm ihre Freundin an, dass sie noch in der alten Hütte in den Bergen war. „Ja, sind sie“, erwiderte Jilly. „Übrigens, ich bin jetzt wieder zu Hause.“
„Zu Hause? In Sacramento?“ fragte Jane verblüfft.
„Richtig.“
„Aber du wolltest mich doch anrufen, bevor du losfährst. Wir hatten doch darüber gesprochen, dass du bis Neujahr bei Cade und mir bleibst.“
Verzweifelt suchte Jilly nach einer Ausrede. Was zwischen Will und ihr geschehen war, ging niemanden etwas an – schon gar nicht seine Schwägerin.
„Jilly?“
„Ja, stimmt. Ich wollte dich anrufen. Tut mir Leid. Es ist etwas
dazwischengekommen, und ich musste schnell nach Hause.“
Jane räusperte sich. „Mein Lügendetektor ist auf dich gerichtet, Jilly. Und er piept laut und deutlich. Was ist los?“
„Ich wollte einfach nur nach Hause, das ist alles.“
„Du meinst, was immer los ist, du wirst es mir nicht erzählen.“
„Da hast du Recht, Janey.“
„Ist Will schuld? Hat er…“
„Will war ein echter Gentleman. Ich wollte einfach nur nach Hause.“
„Celia hat gesagt, dass er dir von Nora erzählt hat. Ich weiß, dass er sich zu Weihnachten immer sehr seltsam benimmt.“
„Wir hatten eine schöne Zeit. Und ich hätte dich wirklich anrufen sollen“, wich Jilly aus.
„Bist du sicher, dass du es dir nicht doch anders überlegen und zu uns kommen willst? Wir würden uns freuen“, versicherte Janey.
Nein, das würdet ihr nicht.
Jilly stand vor dem Spiegel in ihrem kleinen Flur, und was sie darin sah, wollte sie niemandem zumuten. Gestern auf der Heimfahrt hatte sie getankt, und der Kassierer hatte sie angestarrt, als käme sie von einem anderen Stern. „Du liebe Güte, Lady. Alles in Ordnung bei Ihnen?“ hatte er gefragt.
Das war der Moment gewesen, in dem sie beschlossen hatte, ihre Wohnung eine Weile nicht zu verlassen. Und wenn es sich doch nicht vermeiden ließ, würde sie sich einen Hut mit breiter Krempe tief über die beiden violett schillernden Beulen ziehen.
„Jilly? Was meinst du dazu? Warum kommst du nicht einfach zu uns?“ beharrte ihre Freundin.
„Danke, Janey. Aber im Augenblick schaffe ich es einfach
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