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Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry

Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry

Titel: Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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müssen wir in deiner Bude sein. Ich rede nicht gern auf einer Straße, wo tausend Ohren horchen.“
    Lissy Black schloß die Haustür auf. Sie traten ein und gingen die schmale Stiege empor. Im zweiten Stock hielten sie an. Gleich die erste Tür führte in das separate Zimmer, das Lissy Black seit Jahren bewohnte.
    „Du mußt allerhand Geld verdienen“, brummte Frederick Lawes beeindruckt, als er den Fernsehschrank, die Musiktruhe und die grünen Polstermöbel erblickte. „Hier ist es verdammt gemütlich. Wir werden noch ein wenig feiern.“
    „Leider habe ich nichts zu trinken da“, sagte Lissy Black achselzuckend. „Die letzte Flasche habe ich gestern nacht selbst geleert. Hatte mächtigen Ärger mit einem Sergeanten. Wäre dieser Dummkopf mit mir gekommen, so hätte er nicht zu sterben brauchen.“
    „Davon will ich nichts hören“, brummte Frederick Lawes. „Was gehen mich deine anderen Liebhaber an. Heute bin ich hier, verstanden?“
    Er sah, daß sich Lissy Black kichernd auf das Sofa fallen ließ. Ihr Rock rutschte über die Knie; ihre halboffene Bluse gewährte tiefe Einblicke. Lachend streckte sie ihm die Arme entgegen. „Na komm schon. Warum denn so langweilig? Ich weiß doch, warum du gekommen bist.“
    „Moment“, brummte Frederick Lawes mit glänzenden Augen. „Ich bin gleich wieder da. Hole nur rasch eine Flasche Schnaps aus Moncktons Kellerbar. Es dauert keine fünf Minuten.“
    Er lief aus dem Zimmer und rannte hastig die Treppe hinunter. Auf seinem dummen Gesicht lag die Vorfreude auf die kommenden Stunden. Die Ungeduld trieb ihn vorwärts. Eine Minute brauchte er, bis er die Kellerbar erreichte. Eine weitere, bis er den Schnaps in den Händen hielt. Und eine dritte, bis er umständlich seine Rechnung bezahlt hatte. Als er wieder vor der Haustür am Ausgang des Mardon Place ankam, waren genau vier Minuten vergangen. Eine lächerlich kurze Zeitspanne. Und doch hatte sich innerhalb dieser winzigen Frist sehr viel verändert.
    Das merkte Frederick Lawes sofort, als er in den Hausflur trat. Die Wohnungstüren im Erdgeschoß standen offen. Heller Lichtschein fiel in das Treppenhaus heraus. Am Fuß der Stiege standen ein paar keifende Frauen zusammen.
    „Wohin wollen Sie?“, fragten sie zeternd. „Hier kann doch nicht einfach jeder kommen und gehen wie er will. Was haben Sie hier zu suchen?“
    „Ich möchte zu Lissy Black“, stotterte Frederick Lawes unbeholfen. „Sie wartet schon auf mich. Ich mußte rasch etwas für sie besorgen.“
    „Dieses Frauenzimmer gehört aus dem Haus gejagt“, keiften die alten Weiber. „Sie treibt es jede Nacht toller. Was ist denn bei ihr oben los? Hat sie etwa noch mehr von Ihrer Sorte im Zimmer? Das ist ein Geschrei, daß man kein Auge zu tun kann. Überdies scheinen sie oben nach Zielscheiben zu schießen. Wenns so weitergeht, fällt eines Tages die ganze Bude ein.“
    Frederick Lawes ging mit hängendem Kopf die Treppe hinauf. Eine bange Ahnung beschlich ihn. Was war denn in der Zwischenzeit geschehen? Als er weggegangen war, hatte Lissy Black doch noch friedlich auf dem Sofa gesessen. Warum sollte sie geschrien haben? Und was hatten diese törichten Worte von einer Schießerei zu bedeuten? Im zweiten Stock hielt Frederick Lawes schnaufend an. Mit zögernden Schritten ging er auf die Tür zu, die in das separate Zimmer führte. Er hörte nichts. Es war alles ruhig. Kein Laut drang durch die geschlossene Tür. Frederick Lawes legte zaudernd die Hand auf die Klinke und drückte sie nieder. Im nächsten Moment stand er im Zimmer. Es war dunkel. Irgendjemand hatte das Licht gelöscht.
    „Hallo?“, rief Frederick Lawes mit schwerer Zunge. „Wo steckst du, Lissy? Was soll der Unsinn?“
    Als er keine Antwort bekam, tappte er suchend nach dem Lichtschalter. Er fand ihn unmittelbar neben der Tür. Es wurde hell. Der Schein der sechsflammigen Lampe verscheuchte alle Schatten. Frederick Lawes hatte kaum den ersten Blick auf das Sofa geworfen, da schrie er auch schon dumpf und keuchend auf. Laut hallte das Echo dieses Schreies von den Wänden zurück. Es pflanzte sich im Treppenhaus fort. Irgendwo wurden Türen zugeschlagen. Dann kamen Schritte die Treppe herauf.
    Frederick Lawes stand noch immer an der gleichen Stelle und wußte keinen Rat. Seine Augen waren blind vor Entsetzen. Fassungslos stierte er auf Lissy Black, die mit ausgebreiteten Armen auf dem Sofa lag. Ihre helle Bluse war schrecklich anzusehen. Hellrotes Blut besudelte den weichen Stoff.

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