Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry
Fährte. Was kann Mack Rupper bewogen haben, Lissy Black zu töten, wenn er sie nicht einmal kannte?“
„Glauben Sie, daß Sandra Bourdon die Wahrheit sagt?“, fragte Inspektor Hester zweifelnd.
„Ja, das glaube ich“, meinte Sergeant Robinson in überzeugtem Ton. „Sandra Bourdon hätte keinen Anlaß, einen Mörder zu decken. Sie hat mich bestimmt nicht belogen.“
„Na gut“, brummte Inspektor Hester bedrückt. „Dann können wir hier unsere Zelte abbrechen. Es war eben mal wieder eine Pleite. Habe mir fast so etwas gedacht.“
Sie wollten sich schon dem Ausgang zuwenden, da trat plötzlich ein Kellner zu ihnen heran. Er hatte einen verschmutzten Zettel zwischen den Händen. Unsicher blickte er auf die Beamten.
„Hier“, meinte er mit betretenem Lächeln. „Vielleicht interessiert Sie das. Ich fand diesen Wisch eben an der Tür. Glaube, daß Ihnen irgendein Unbekannter eine Botschaft zukommen lassen wollte.“ „Geben Sie her“, knurrte Inspektor Hester rasch. Mit einer nervösen Bewegung nahm er dem ändern den Zettel aus der Hand. Gespannt studierte er die schlechte Schrift. Die Buchstaben waren verstellt. Sie sahen aus, als wären sie von Kinderhand geschrieben.
„Wenn Sie Mack Rupper finden wollen“, las Inspektor Hester halblaut, „dann brauchen Sie nur nach Islington in die Dane Street zu kommen. Er bewohnt dort eine Mansardenkammer im Haus Nr. 14. Nachts treffen Sie ihn bestimmt in seiner Wohnung an.“
Inspektor Hester reichte den Zettel kopfschüttelnd an seine beiden Untergebenen weiter.
„Was halten Sie davon, meine Herren?“, fragte er gedehnt. „Haben Sie das Gefühl, daß uns ein glücklicher Zufall zu Hilfe kommen will? Oder glauben Sie, daß man uns in eine Falle locken will?“ Wachtmeister Swan wiegte zweifelnd den Kopf hin und her.
„Die Sache riecht nach einem neuen teuflischen Trick Mack Ruppers“, murmelte er dann. „Ich traue diesem Zettel nicht, Sir! Wenn Sie auf meinen Rat hören wollen, so werfen Sie den Wisch in den nächsten Papierkorb.“
Sergeant Robinson dagegen war völlig anderer Meinung.
„Wir müssen jede Chance nützen, Sir“, sagte er eifrig. „Wie soll man uns denn in eine Falle locken, wenn wir alle drei eine Waffe tragen. So hilflos sind wir auch wieder nicht. Überdies ist Mack Rupper ein schlechter Schütze. Ich bin überzeugt, daß er gegen uns den kürzeren ziehen würde.“
„Na gut“, meinte Inspektor Hester schließlich. „Die Fahrt kostet uns ja nichts. Wir werden uns das Haus auf alle Fälle einmal ansehen.“
Sie gingen nach draußen und stiegen in den Dienstwagen ein. Wachtmeister Swan setzte sich wieder ans Steuer. Er schlug nordwestliche Richtung ein.
„Die Adresse ist eigentlich gar nicht so dumm“, meinte er grübelnd. „In Islington war Mack Rupper seit jeher zu Hause. Auch seine Braut wohnt noch immer dort. Vielleicht will er versuchen, mit ihr wieder Verbindung aufzunehmen.“
Es war schon völlig dunkel, als sie in Islington ankamen. In der Dane Street schaukelten ächzend die Laternen im Wind. Die düstere Straße säumten zwei graue Häuserreihen. Meist handelte es sich um primitive Arbeiterwohnungen.
„Hier ist Nummer 14“, sagte Inspektor Hester flüsternd. „Kommen Sie! Wir wollen keine Zeit vertrödeln.“
Er trat an die Tür heran und drückte auf die Glocke der Hausmeisterwohnung. Wenig später kam ein biederer Mann in blauer Arbeitsschürze herangeschlurft. Er zuckte betroffen zusammen, als er die blitzende Messingmarke in der Hand des Inspektors sah.
„Kriminalpolizei in unserem Haus?“, fragte er beklommen. „Was wollen Sie hier? Wen suchen Sie?“
„Mack Rupper!“, sagte Inspektor Hester kurz.
„Mack Rupper? Und der soll hier wohnen? Sind Sie da nicht auf einen dummen Scherz hereingefallen?“
„Vielleicht“, murmelte Inspektor Hester. „Vielleicht aber auch nicht. Wer bewohnt die Mansardenkammer?“
Das Gesicht des Hausmeisters wurde nachdenklich.
„Moment mal“, sagte er gedehnt. „Lassen Sie mich überlegen, Sir! Ich kann mich an den Namen des Mannes im Moment gar nicht erinnern. Er ist erst vor ein paar Tagen hier eingezogen.“
Inspektor Hester pfiff leise durch die Zähne.
„Sie haben doch sicher einen Universalschlüssel für alle Wohnungen?“, fragte er dann hastig.
„Ja, Sir. Aber ich weiß nicht, ob ich . . .“
„Überlassen Sie uns ruhig die Verantwortung. Kommen Sie mit nach oben! Holen Sie Ihren Schlüssel!“
Unter der Führung des Hausmeisters stiegen
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