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Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry

Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry

Titel: Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Sechs Schritte her, sechs Schritte hin. Bis er dann plötzlich unvermittelt stehen blieb.
    Er lauschte. Er horchte mit angehaltenem Atem. Seine Augen hefteten sich wie gebannt auf die Tür. Vom Stiegenhaus her erklangen Schritte. Es war auffallend, wie geräuschlos sich der Mann bewegte. Die morschen Stufen gaben kaum einen Laut. Auch das Geländer rührte sich nicht. Nun waren die Schritte auf dem oberen Absatz angelangt. Sie kamen auf die Tür zu. Kurz nachher drehte sich ein Schlüssel im Schloß. Die Tür öffnete sich. Eine Hand tastete nach dem Schalter. Hell flammte die Deckenbirne auf.
    Sergeant Robinson hob die Waffe und hielt den Finger am Abzugsbügel. Aber schon im nächsten Moment ließ er die Pistole wieder sinken.
    „Nanu?“, sagte er verwundert. „Mit allem hätte ich gerechnet, aber damit nicht. Wie kommen Sie hierher? Wollen Sie mich für den Rest der Nacht . . . ?“
    Weiter kam er nicht. Ein dumpfes Plum riß ihm die Worte von den Lippen. Er spürte einen rasenden Schmerz in der Brust, noch ehe er den stechenden Blitz des Mündungsfeuers sah. Es ging alles unglaublich schnell. Bevor Sergeant Robinson überhaupt begriff, was mit ihm geschah, stürzte er auch schon schwerfällig zu Boden. Sein Anzug war über der Herzgegend im Nu von Blut durchtränkt. Auf dem Fußboden breitete sich eine schillernde Lache aus.
    Sergeant Robinson starb, ohne daß er auch nur einen einzigen Hilferuf ausgestoßen hätte. Seine Lippen preßten sich fest zusammen. Sein Gesicht wurde starr. Als das Licht erlosch, und die Tür von außen versperrt wurde, war er längst schon tot.
     
    6
     
    „Na, wir sind jedenfalls gut ausgeschlafen“, sagte Wachtmeister Swan am nächsten Morgen frisch und munter zu seinem Vorgesetzten. „Bin neugierig, Sir, was uns Sergeant Robinson zu erzählen haben wird. Glaube nicht, daß er noch einmal freiwillig eine Nachtwache schiebt.“
    „Erst abwarten“, sagte Inspektor Hester trocken. „Mir wäre es nur recht, wenn sich sein Nachtdienst gelohnt hätte. Kommen Sie, Swan! Wir wollen den armen Kerl nicht länger warten lassen.“
    Es war genau 8.10 Uhr, als ihr Dienstwagen vor dem grauen Haus in der Dane Street in Islington hielt. Sie stiegen aus, traten an die Tür heran und drückten wieder auf die Glocke der Hausmeisterwohnung. Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis sich der biedere Mann mit der blauen Arbeitsschürze vor ihnen aufbaute.
    „Etwas gehört oder gesehen in der vergangenen Nacht?“, fragte Inspektor Hester rasch.
    „No, nichts, Sir! Es war alles wie sonst. Ich glaube nicht, daß der Herr vom Dachgeschoß heute Nacht das Haus betreten hat.“
    „Na also“, sagte Inspektor Hester enttäuscht. „Ich wußte es ja. Wir tappen immer im Nebel herum. Jede Spur, der wir nachlaufen, erweist sich als falsch.“
    Wachtmeister Swan grinste schadenfroh.
    „Wer hat denn nun recht, Sir?“, fragte er meckernd. „Ich wußte von allem Anfang an, daß uns dieser Zettel nur auf den Leim locken sollte. Ich wäre nie darauf hereingefallen. Aber Sergeant Robinson ist eben . . .“
    „Kommen Sie mit nach oben!“, befahl Inspektor Hester dem Hausmeister. „Vergessen Sie den Schlüssel nicht.“
    Wieder knarrte jede einzelne Stufe unter ihren Füßen. Auch das Geländer ächzte in allen Tonarten. Aus offenen Wohnungstüren kam der penetrante Geruch säuerlicher Milch und gekochter Windeln. Wachtmeister Swan rümpfte verächtlich die Nase. Er brummelte in einem fort vor sich hin. Widerwillig schnaufte er die Stufen hinauf. Ein Seufzer der Erleichterung kam über seine Lippen, als sie endlich vor der einsamen Tür im Dachgeschoß standen.  
    „Öffnen Sie!“, sagte Inspektor Hester zu dem Hausmeister. Es geschah. Der Schlüssel drehte sich im Schloß. Kurz nachher sprang die Tür auf.
    „Verdammt, hier ist es ja völlig finster“, brummte Inspektor Hester kopfschüttelnd. „Anscheinend liegt ein Rolladen vor dem Fenster. He, Robinson! Worauf warten Sie denn noch? Kommen Sie endlich hierher!“
    Keine Antwort. Es blieb totenstill in dem muffigen Raum. Kein menschliches Lebenszeichen. Auch sonst kein Laut. Verdutzt griff Inspektor Hester nach dem Lichtschalter. Er zitterte, als er den Knopf drückte. In einer beklemmenden Ahnung schielte er in den Raum. Die nackte Birne an der Decke spendete nur kärgliches Licht. Aber auch dieser armselige Schein genügte, um den Schauplatz eines gräßlichen Verbrechens erbarmungslos zu enthüllen.
    Inspektor Hester raufte sich beinahe die Haare

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