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Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry

Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry

Titel: Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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sie schon kurze Zeit später nach oben. Die morschen Stufen knarrten bei jedem Tritt. Auch das Geländer ächzte in allen Tonarten. Es war eine grauenhafte Musik. Schnaufend kamen sie oben im Dachgeschoß an. Hier gab es nur eine einzige Tür. Daneben führte eine steile Stiege in den Bodenraum hinauf.
    „Öffnen Sie!“, befahl Inspektor Hester rau.
    Der Hausmeister gehorchte. Er führte den Schlüssel ins Schloß. Die Tür öffnete sich. Eine primitive Kammer tat sich vor ihnen auf. Inspektor Hester machte Licht und blickte sich neugierig in dem ärmlichen Raum um. Er sah ein mattgraues Bett, einen wackligen Tisch und einen Schrank. Neben ein paar zerfransten Rohrstühlen war das die gesamte Einrichtung. Es gab weder einen Spiegel noch eine Waschgelegenheit.
    Wachtmeister Swan trat an den Schrank heran und öffnete die Tür. Der Innenraum gähnte ihm leer entgegen. Kein Anzug, kein Mantel hing an den Bügeln. Auch die Fächer waren leer.
    „Entweder ist der Mann, der hier wohnt, ärmer als eine Kirchenmaus, oder er ist inzwischen wieder ausgeflogen“, sagte Inspektor Fiester enttäuscht. „Der Raum sieht völlig unbewohnt aus. Ich glaube nicht, daß dieser Herr noch einmal zurückkehren wird.“
    „Das ist auch meine Meinung, Sir“, gähnte Wachtmeister Swan mißmutig. „Wir hätten uns den Weg sparen können. Der Zettel war ein faules Ei.“
    Inspektor Hester drehte sich zu dem Hausmeister um. „Wann haben Sie diesen Mieter zum letzten Mal gesehen?“
    „Da muß ich erst nachdenken, Sir! Ich glaube, es war vor drei Tagen. Ich kümmere mich nicht viel um die Junggesellen, die hier wohnen. Manchmal bleiben sie eine Nacht weg, manchmal eine ganze Woche.“
    „Hm“, sagte Inspektor Hester und war nun wieder so klug wie zuvor. „Wir werden nach Hause fahren, meine Herren! Kommen Sie!“
    Wachtmeister Swan schickte sich sofort zum Rückzug an. Aber Sergeant Robinson drückte sich noch immer in der Kammer herum. „Ich werde hierbleiben, Sir“, sagte er kurz entschlossen. „Es macht mir nichts aus, wenn ich mir eine Nacht um die Ohren schlage. Schließen Sie mich hier ein. Morgen früh um acht Uhr können Sie mich dann wieder abholen.“
    „Wie Sie wollen“, brummte Inspektor Hester achselzuckend. „Ihre Waffe haben Sie ja bei sich. Ich lasse Ihnen auf alle Fälle meine Taschenlampe hier. Aber ich glaube, diese Überstunden sind völlig nutzlos. Auf so primitive Weise kann man Mack Rupper nicht zur Strecke bringen.“
    „Nehmen Sie mir nicht alle Hoffnung, Sir“, bat Sergeant Robinson. „Schärfen Sie dem Hausmeister ein, daß er die Klappe halten soll. Auf keinen Fall darf er den Mieter dieser Kammer warnen.“
    „In Ordnung, Sergeant!“, knurrte Inspektor Hester wortkarg. „Wünsche angenehme Ruhe! Morgen früh um acht Uhr sehen wir uns wieder.“
    Das Zimmer wurde von außen abgeschlossen. Polternde Schritte stapften die Treppe hinunter. Gleichzeitig löschte Sergeant Robinson in seiner Bude das Licht. Er nahm seine Pistole aus der Tasche, repetierte und ließ eine Patrone in den Lauf gleiten. Er entsicherte die Waffe und hielt sie griffbereit. Dann ließ er sich auf das Lager fallen und schloß die Augen. In dem großen Haus waren noch die mannigfaltigsten Geräusche zu hören. Das Winseln eines Radios, ein paar plärrende Kinderstimmen und das Jaulen eines Hundes klang ziemlich deutlich an die Ohren Sergeant Robinsons. Auch auf der Straße war noch allerhand Betrieb. Dann und wann klang ein Hupton oder das Klingeln einer Fahrradglocke durch die Nacht. Ein paar Betrunkene taumelten schimpfend vorüber. Irgendwo klapperten ein paar Kehrichteimer. Dann war wieder für kurze Zeit Stille.
    „Verdammt langweilig hier“, brummte Sergeant Robinson verdrießlich vor sich hin. „Ich glaube, die ändern werden mich morgen früh auslachen. Man sollte nicht immer so übereifrig sein.“
    Er machte ein kurzes Nickerchen. Er konnte sich das ruhig erlauben. Sein Schlaf war so leicht, daß er im Unterbewußtsein jedes Geräusch registrierte. Das große Haus ging allmählich schlafen. Von den Kinderstimmen war längst nichts mehr zu hören. Auch der Hund hatte sich inzwischen beruhigt. Nur das Radio spielte immer noch. Ein Sprecher gab eben die Mitternachtsmeldungen durch. Um ein Uhr morgens stand Sergeant Robinson auf, trat ans Fenster und schaute eine Weile auf die düstere Straße hinunter. Anschließend wanderte er  ruhelos von der Tür zum Fenster und wieder zurück. Es war eine eintönige Wanderung.

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