Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry

Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry

Titel: Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
sein.“
    So war es auch. Schon nach kurzer Zeit durfte Inspektor Hester den strengbewachten Dienstraum betreten. Als er durch die Tür schritt, sah er Kommissar Morry inmitten eines riesigen Aktenberges am Schreibtisch sitzen. Er blieb in respektvoller Entfernung stehen und räusperte sich.
    „Was gibt's, Hester? Fassen Sie sich kurz!“
    Kommissar Morry fand kaum die Zeit, den Blick von seinen Protokollen zu heben. Die Überarbeitung der letzten Wochen hatte deutliche Spuren in seinem jugendlichen Gesicht zurückgelassen. Unter den übernächtigten Augen lagen dunkle Schatten. Um den Mund kerbten sich ein paar Falten, die früher nicht zu sehen gewesen waren.
    Inspektor Hester stotterte hastig seinen Bericht herunter. Er erzählte von den Morden an Sergeant Waldram, Lissy Black und Sergeant Robinson.
    „Ich bin am Ende meiner Weisheit, Sir“, schloß er seufzend seine Meldung ab. „Wenn Sie mir keinen Tip geben können, muß ich den Fall in andere Hände legen.“
    Jetzt endlich blickte Kommissar Morry auf. Seine Stirn furchte sich. Ein Zeichen dafür, daß er scharf nachdachte.
    „Sie glauben also, daß Mack Rupper der Täter war?“
    „Yes, Sir!“
    „Ich dachte, er sei getürmt?“
    „Das sagt man, Sir! Aber ich glaube es nicht.“ „Dann sind wir in diesem Punkt verschiedener Meinung“, sagte Kommissar Morry nachdenklich. „Ich halte es sogar für sehr wahrscheinlich, daß Mack Rupper flüchtete. Bei seiner früheren Braut logiert zur Zeit ein anderer Mann. Allein dieser Umstand sollte Ihnen schon zu denken geben.“ Inspektor Hester blieb schweigsam. Er wußte nichts auf diese Worte zu sagen. Und bevor er sich blamierte, hielt er lieber den Mund.
    Schließlich aber gab er sich noch einen Ruck. Er atmete krampfhaft die staubige Aktenluft ein.
    „Verzeihen Sie, Sir“, murmelte er. „Ich finde keinen Zusammenhang unter diesen drei Morden. Sergeant Waldram und Sergeant Robinson waren unbescholtene Beamte, die nicht einmal in der Unterwelt Feinde hatten. Dazu waren sie noch viel zu kurz im Dienst. Lissy Black dagegen war eine berufsmäßige Dirne, die auf unserer Überwachungsliste stand . . .“
    „Na und?“, meinte Kommissar Morry lächelnd. „Warum soll es da keine Zusammenhänge geben? Sehen Sie denn die Fäden nicht, die zwischen diesen drei Opfern hin und her spielen. Sergeant Waldram und Sergeant Robinson waren beim Sittendezernat, und Lissy Black war ein leichtes Mädchen, das sie zu kontrollieren hatten. Sie kannten sich also. Sie standen gar nicht so weit auseinander, wie Sie denken. Wenn Sie logisch weiter folgern, müssen Sie zu dem Schluß kommen, daß der Mörder in den Kreisen der gewerblichen Unzucht zu suchen ist.“
    „In Moncktons Kellerbar etwa?“, fragte Inspektor Hester rasch.
    „Möglich. Ich würde Ihnen raten, Chefinspektor Grahan vom Sittendezernat ins Vertrauen zu ziehen. Er kann Ihnen eine Liste aller dieser Mädchen geben. Er wird Ihnen auch einiges über seine Beamten erzählen können. Und noch etwas, Hester! Nehmen Sie in Zukunft fleißig an den Versammlungsabenden im Polizeiverein London Ost teil. Dieser Saalbau liegt nur ein paar Schritte von Moncktons Kellerbar entfernt. Sie wissen schon, was ich meine.“
    „No, Sir, ich verstehe gar nichts“, sagte Inspektor Hester verständnislos.
    „Dann werden Sie sicher eines Tages noch darauf kommen“, sagte Kommissar Morry lächelnd und beugte sich wieder über seine Akten. Die Unterredung war beendet.
     
    7
     
    Ralph Condray bewies in diesen Tagen überzeugend, daß er keine Arbeit scheute und ohne jede Bitterkeit wieder ganz unten anfangen konnte. Er verrichtete seinen Dienst mit frohem Gesicht und heiterer Miene. Die Gäste in Ruth Bonfields Blauer Taverne fühlten sich sehr wohl unter seiner Obhut. Sie ließen sich gern von ihm bedienen. Sie fragten ihn oft, zu welchen Spezialitäten er ihnen raten könnte. Und er konnte ihnen immer einen guten Tip geben.
    „Ich bin sehr zufrieden mit Ihnen, Mr. Condray“, sagte Ruth Bonfield an diesem Abend. „Ich freue mich, daß ich gleich zugegriffen habe, als ich Sie zum ersten Mal sah. Meine Menschenkenntnis läßt mich nur selten im Stich. Ich wußte von vornherein, daß ich mit Ihnen einen guten Fang machen würde.“  
    Ralph Condray blickte respektvoll auf seine Chefin. Sie sah wieder reizend jung und rosig aus. Die blonden Haare waren sorgfältig frisiert. Alles an ihr strahlte vor Sauberkeit. Dann wurde sie plötzlich rot, als ein hochgewachsener Mann in den

Weitere Kostenlose Bücher