Der Schlüssel zur Sternenmacht
dem mich Vondar hatte ausbilden sollen.
»Daß Sie einen Priester anspuckten und einen anderen umbrachten ...«
»Ich bin Juwelenhändler, und ich war Lehrling von Vondar Ustle. Haben Sie den Namen schon einmal gehört?«
»Ja. Er reist sehr weit. Und? Verringert das Ihr Verbrechen auf Koonga?«
»Es war kein Verbrechen.« Wie konnte ich ihm den Sachverhalt klarmachen? »Glauben Sie, daß ein Mann freiwillig mit einem Stock in ein Wespennest sticht, wenn er bei Sinnen ist? Wir waren in einer Taverne – zum Scheckigen Raben hieß sie. Unsere Arbeit hier war getan, und wir hatten Plätze auf der Voyringer gebucht. Dann kamen die Grünen Roben herein und setzten dieses teuflische Rad in Bewegung. Da wir Ausländer waren, dachten wir an keine Gefahr. Das Rad hielt an, und ich schwöre, daß es auf die Lücke zwischen mir und Ustle zeigte. Die Roben kamen auf uns zu ...«
»Was?« Ich sah den Unglauben in seinen Augen. »Diese Spiele machen sie im allgemeinen ohne Ausländer ...«
»Das dachten wir auch, Lademeister. Aber sie kamen. Vondar wurde erstochen, als er sich wehrte. Ich erwischte einen der Priester mit dem Laser und war so nahe an der Tür, daß ich fliehen konnte. Ich hatte von diesem Zufluchtsort gehört, und ...«
»Sagen Sie – welchen Stempel benutzte Vondar Ustle? Und ich warne Sie, ich habe ihn gesehen!« Das kam von seinen Lippen wie ein Laserstrahl.
»Einen Halbmond aus Opal mit dem Siegel, und zwischen den beiden Hörnern ein Greifenkopf.« Ich antwortete prompt, obwohl ich mich wunderte, woher ein Freier Handelsschiffer den Stempel eines Meister-Juweliers kennen sollte. Im allgemeinen bekamen nur Kollegen ihn zu sehen.
Er nickte und schob den Laser in das Halfter. »Wen hat sich Ustle denn hier zum Feind gemacht?«
Der Gedanke quälte mich ebenfalls, seit ich Zeit zum Nachdenken gefunden hatte. Denn wenn mein Meister sich die Rache irgendeines Mächtigen zugezogen hatte, war es nicht ausgeschlossen, daß man ihn auf diese Weise beseitigt hatte. Aber wir hatten mit niemandem Streit gehabt. Wir hatten Hamzar besucht, seine Waren besichtigt und das gekauft, was Vondar für gut hielt. Einmal hatten wir uns auf dem Nomadenmarkt umgesehen und um ein paar ungeschliffene Kristalle aus den Salzwüsten gefeilscht, aber beide Teile waren mit dem Handel zufrieden gewesen. Ich sagte das dem Fremden.
»Es muß ja nicht auf Tanth gewesen sein«, erwiderte der Lademeister. Und er sah mich an, als müßte ich jetzt in der Lage sein, ihm den Namen und Grund zu nennen. Einen Moment später fuhr er fort: »Manche Unternehmen sind auf lange Sicht geplant. Aber – wenn Sie später den Messereid für Ihren Herrn sprechen wollen, liegt das bei Ihnen. Immer vorausgesetzt, daß Sie durchkommen. Also, was wollen Sie von uns? Daß wir Sie mitnehmen – wie?«
»Wie würden Sie es anfangen?« entgegnete ich. »Ich zahle gut, wenn Sie mich bis zum nächsten Planeten mit einem Klasse-Zwei-Hafen mitnehmen.« Ich wagte einen kühnen Vorstoß, denn verlieren konnte ich nichts. »Und sagen Sie nicht, daß Sie mich von hier nicht wegbringen. Der Wille der Freien Handelsschiffer ist zu gut bekannt.«
»Wir kümmern uns um unsere Leute. Sie gehören nicht zu uns.«
»Sie kümmern sich auch um Ihre Fracht. Dann nehmen Sie mich als Fracht an – als gewinnbringende Fracht.«
Er lächelte mit einem Male. »Fracht?« Dann wurden seine Augen wieder schmal, als betrachte er mich tatsächlich wie einen Ballen Heu, der achtlos in den Ladeluken seines Schiffes lag. »Sie sprechen von Gewinn. Wieviel und in welcher Währung?«
Ich wandte mich um und öffnete meinen Gürtel. Dann zeigte ich ihm die Schätze im Licht der Fackel. Der Gewinn eines halben Jahres – und ich hatte sie mir ehrlich verdient. Augen von Kelem. Sie glichen einander so sehr, daß man lange nach einem ähnlichen Paar suchen konnte. Sie waren golden und scharlachrot mit tiefgrünen Flecken. Wenn man sie länger ansah, schienen die Farben ineinanderzufließen. Kein Vermögen, nein. Aber mehr als eine Reise wert. Sie waren meine besten Stücke, und ich glaube, er merkte es.
Er versuchte nicht zu handeln, sondern nickte und streckte die Hand aus. Er schloß sie über den Steinen. Also kannte er die Regeln unseres Berufes. Nun, Freie Handelsschiffer befördern die verschiedensten Frachten.
»Kommen Sie!«
Ich folgte ihm aus dem Raum und ließ die anderen beiden Steine auf dem Tisch liegen. Denn ich war zufrieden, daß die Fremden ihren Teil des Handels gehalten
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