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Der Schlüssel zur Sternenmacht

Der Schlüssel zur Sternenmacht

Titel: Der Schlüssel zur Sternenmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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Scheiben stehen und setzte sich auf die Hinterpfoten. Mit den handähnlichen Vorderpfoten tastete er an einer Kante entlang. Die Bewegungen verrieten Intelligenz. Dann sprang der Deckel des Kästchens auf, und der Kleine schlüpfte hinein. Ich sah ihn verwirrt an.
    »Mach das zu!« Gehorsam ließ ich mich auf ein Knie nieder. Der Anzug machte mich steif und unbeweglich.
    Ich war nicht ganz sicher, was der Kasten darstellen sollte. Zwischen einem festen Metallrahmen steckten unzerbrechliche, durchsichtige Scheiben, so daß man den Inhalt genau sehen konnte. Ich schätze, er diente dazu, kleinere Lebewesen von neuentdeckten Welten zu befördern.
    »Mach ihn zu – schnell – sie kommen! Du wirst mich mitnehmen – so!«
    Die hellen Augen sahen mich an, und ich konnte ihnen nicht ausweichen. Ich spürte seine Willenskraft. Wieder gehorchte ich.
    Mein Gürtel paßte nicht über den Anzug. In aller Eile trennte ich die Taschen auf und schob den Inhalt in eine Tasche des Raumanzugs. Alles – bis auf den Ring. Der breite Reif hatte einst über den Handschuh eines Raumanzugs gepaßt, vielleicht tat er es auch jetzt. Und er saß wie angegossen.
    Erst jetzt kam mir wieder zu Bewußtsein, wie selbstmörderisch mein Unternehmen war. Aber die Tatsache blieb bestehen, daß man mich erbarmungslos umbringen würde, wenn ich mich jetzt irgendwo im Schiff zeigte. Es gibt nichts Schlimmeres als die Furcht vor einer Epidemie im Raum. Mit dem durchsichtigen Kasten in der Hand, öffnete ich die innere Schleusentür. Wenn ich das Schiff verließ, erklang im Kontrollraum bestimmt ein Alarmzeichen. Aber würden sie sofort auf die Idee kommen, daß der Todkranke durch die Schleuse in den Raum geflohen war?
    Die Schleusentür schloß sich hinter mir. Warum sollte ich nicht einfach hierbleiben? Weil man die Tür auch vom Korridor aus öffnen konnte. Wenn Velos ein Loch in meinen Schutzanzug brannte, war ich verloren. Man würde mich einfach ohne Anzug in das Vakuum stoßen. Ein Tod, bei dem sie sich nicht die Hände schmutzig machten.
    Noch während ich all das bedachte, arbeiteten meine Finger am Verschluß der äußeren Schleusentür. Sie schienen eigene Befehle zu bekommen. Dann blinkte das Warnlicht auf, und Luft jagte ins Freie. Ich zwängte mich hinaus und klammerte mich mit den Magnetstiefeln an den äußeren Rumpf.
    Ich war nun schon jahrelang im Raum herumgegondelt. Aber meine Bekanntschaft mit ihm war auf die eines Passagiers beschränkt geblieben. Jetzt starrte ich den Rumpf unter meinen Füßen an. Ich hatte den Kasten mit meinem Begleiter an einer Sicherheitsleine befestigt und an mein Geschirr gehakt. Nun schwebte er in den Raum hinaus und zerrte leicht an mir – allerdings gelang es ihm nicht, die Kraft der Stiefelmagneten zu überwinden.
    Schlurfend bewegte ich mich von der Luke weg. Ich wagte es immer noch nicht, den Kontakt zum Schiff ganz abzubrechen. Die Angst durchbrach den tranceähnlichen Zustand, in dem ich mich seit der Begegnung mit dem telepathischen Geschöpf befand.
    Denn wenn alles Wirklichkeit und kein Fiebertraum war, hatte ich telepathische Befehle erhalten. Heutzutage lacht niemand mehr über die Esper-Kräfte, wie es die sogenannten Aufgeklärten früherer Zeiten taten. Es steht fest, daß es sie gibt, wenn auch selten und unberechenbar. Aber bisher hatte ich noch nie mit einem anderen Gehirn Kontakt aufgenommen, und ich war auch sicher, daß ich keine »wilden« telepathischen Fähigkeiten besaß.
    »Vorwärts!« Der Befehl peitschte auf mich ein. »Vorwärts – zum Bug ...«
    Zum erstenmal sträubte ich mich. Ich hätte mich in diesem Moment auf keinen Fall bewegen können. Ich war so vor Entsetzen gelähmt, daß ich fürchtete, den Verstand zu verlieren. Denn ich hatte den Raum über und unter mir erblickt.
    Worte hämmerten in meinem Gehirn, aber ich verstand sie nicht. Ich wußte nichts, sah nichts außer dieser Leere. Etwas riß an meinen Gurten. Das kleine Geschöpf hüpfte in seinem Kasten auf und ab. Ich konnte sehen, wie es die Schnauze aufriß. Seine Augen waren feurig. Aber ich sah das alles von ganz weiter Ferne. Das Entsetzen des Raumes hielt mich fest.
    Und noch während ich die wilden Verrenkungen des Kleinen beobachtete, sah ich, daß sich langsam die äußere Schleusentür schloß. Ich glaube, ich schrie ganz einfach los, denn meine eigene Stimme betäubte mich im Innern des Helmes. Ich war allein mit dem Nichts.
    Ob ich am Rande des Wahnsinns stand? Ich bin jetzt sicher, daß es so war.

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