Der Schlüssel zur Sternenmacht
Handschuh auf die Tür traf, machte sich ein rötlicher Fleck bemerkbar. Selbst durch die Isolation konnte ich das Prickeln der Energie fühlen.
Wieder spürte ich, daß ich nichts als das Werkzeug des Steins war. Das Prickeln wurde zum Schmerz und schließlich zur Qual, und ich konnte sie nicht lindern. Der rote Fleck wurde immer breiter, und schließlich sah ich dunkle Sprünge. Als ich den Schmerz nicht mehr ertragen konnte, gab die Tür nach. Sie fiel in unregelmäßigen Trümmern aus dem Rahmen, und ich wurde weitergezogen.
Ich sah nur flüchtig Korridore, denn es schien, als wolle der Stein die Zeit wettmachen, die er durch das Öffnen der Tür verloren hatte. Zweimal kam ich an klaffenden Sprüngen im Rumpf vorbei.
Meine Reise endete in einem Teil des Schiffes, in dem sich seltsame Maschinen befanden – zumindest hielt ich sie für Maschinen. Und dieses Stück schien unversehrt geblieben zu sein. Der Stein wirbelte mich umher, zerrte mich durch ein Gewirr von Stangen, Zylindern, Rohren und Gittern, bis wir vor einem Kasten anhielten, in dem sich ein Tablett befand. Und auf dem Tablett lagen ein paar schwarze Klumpen. Noch einmal schleuderte der Stein meine Hand gegen die Sichtplatte des Kastens. Er flackerte blendend hell auf. Und im Innern des Kastens sah ich ein Antwortflackern von einem der schwarzen Klumpen. Aber es sank schnell wieder in sich zusammen. Dann erstarb auch das Leuchten meines Ringes, und meine Hand hing gefühllos herunter. Ich war allein im dunklen Innern eines längst toten Schiffes.
Ich brach zusammen und begann zu schweben, und dann spürte ich, wie das Kästchen, in dem sich mein Reisebegleiter befand, gegen meine Schenkel schlug. Wieviel Luft sich noch in meinem Anzugtank befand, wußte ich nicht, aber ich zweifelte daran, daß sie noch lange reichen würde. Der Stein hatte mich in meinen endgültigen Tod geführt. Nun starb ich nicht mehr in der Leere des Raumes, sondern in diesem verdammten Metallsarg.
In meiner Rasse ist immer noch die alte Furcht vor dem Dunkel und seinen Geheimnissen. Ich hob die linke Hand und suchte nach dem Knopf an meinen Gurten. Endlich stach der scharfe Strahl durch die Dunkelheit und beleuchtete den Kasten mit den Steinen, die früher einmal Gefährten des Steines in meinem Ring gewesen sein mochten. Es bestand natürlich kaum Hoffnung, daß ich eine luftgefüllte Kammer oder sonst irgendeinen Fluchtweg finden würde. Dennoch wollte ich hier nicht reglos abwarten, bis ich umkam.
Mein rechter Arm war immer noch steif. Ich packte die Hand mit der Linken und steckte sie zwischen die Gurte, um sie vor Stößen zu schützen. Ich wollte den Kasten mit dem toten Tierchen loswerden, aber als ich näher hinsah, bemerkte ich zu meinem großen Erstaunen, daß es den Kopf bewegte. Seine Augen glänzten. So hatte es also auch die Reise überstanden!
Da das Schiff sich langsam um seine eigene Achse drehte, war es schwierig, die Magnetstiefel zu benützen. Ich gab es schließlich auf und zog mich an den Halteseilen entlang.
Sämtliche Schiffe meiner Zeit hatten Rettungsboote an Bord, die mit Peilgeräten ausgerüstet waren und den nächstliegenden Planeten ansteuerten, sobald man sie in Gang setzte – obwohl man natürlich immer die Möglichkeit einbeziehen mußte, daß die Überlebenden auf einer völlig unwirtlichen Welt landeten. Vielleicht hatte dieses Schiff eine ähnliche Einrichtung zur Sicherheit seiner Passagiere und seiner Mannschaft. Wenn es die Boote gab und sie noch nicht von den früheren Insassen des Wracks benutzt worden waren, hatte ich eine winzige Chance.
Wir Menschen sind eine merkwürdige Rasse. Wir müssen bis zum letzten Moment unseres Lebens kämpfen. Und dieser Instinkt trieb mich jetzt voran.
Ich schloß, daß mich der Stein in den Maschinenraum des Schiffes gebracht hatte. Die Energie, die ihn im Raum angetrieben hatte, hatte ihn direkt zu diesen ausgebrannten Steinen gelotst – früher einmal vielleicht die Antriebskraft des Schiffes.
Ich schwebte durch den Maschinenraum. Vielleicht hatten die Rettungsboote andere Energiequellen. Auf alle Fälle, wenn noch welche vorhanden waren, mußten sie sich etwas höher befinden, in der Nähe der Mannschaftsquartiere und Passagierkabinen – immer vorausgesetzt, daß das Schiff dem allgemeinen Schema folgte.
Ich entdeckte keine Leitern, sondern nur Schächte, die von einem Deck zum anderen führten. Hier und da fand ich Hinweise, daß die Bewohner des Schiffes auf keinen Fall Menschen
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