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Der Schlüssel zur Sternenmacht

Der Schlüssel zur Sternenmacht

Titel: Der Schlüssel zur Sternenmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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gewesen waren. Am Fuße des zweiten Schachtes zögerte ich. Das Schiff drehte sich langsam um seine Achse. Nirgends waren Halteseile zu sehen. Und ich hatte keine Lust, hilflos in so einem Schacht zu schweben. Schließlich benutzte ich meine Magnetstiefel und ging die Wände entlang. Durch die dauernde Drehung wurde mir schwindlig – ein scheußliches Gefühl, da es mich wieder an meine Krankheit erinnerte.
    Im nächsten Deck befanden sich Kabinen. Bei den meisten standen die Türen offen. Ich warf in einige davon einen Blick. Flache Bretter, sehr kurz und schmal, befanden sich übereinander. Vielleicht Kojen – aber wiederum nicht für Menschen gedacht. Die Räume waren so spartanisch eingerichtet, daß es sich wohl um Mannschaftsquartiere handelte.
    Weiter ging es auf das nächste Deck. Die Kabinen wurden größer, und ich entdeckte die Überreste eines Teppichs auf dem Boden. Mein Strahler zeigte mir ein paar Farbflecke an der Wand – Bilder von merkwürdig verzerrten Dingen oder Gestalten in Farben, die dem menschlichen Auge wehtaten. Hier war das Reich der Passagiere. Und hier mußte ich eigentlich ein paar Rettungsboot-Luken finden.
    Etwas schwebte neben der Wand im Korridor. Es schien auf mich loszuspringen, und ich stieß es angeekelt von mir, ohne näher hinzusehen. Passagier oder Mannschaftsmitglied, hier war einer, der das Rettungsboot nicht erreicht hatte. Durch meine Berührung wirbelte das Ding wieder zurück.
    Ich dachte schon, ich hätte mich getäuscht, als ich an die erste Luke kam. Ich sah die leere Halterung. Das Rettungsboot war gestartet worden, also waren einige dem Wrack entkommen. Und obwohl die Kammer leer war, stiegen meine Hoffnungen.
    Der Zeiger meines Lufttanks stand schon seit einiger Zeit auf Rot. Ich zwang mich, nicht hinzusehen. Es war besser, wenn ich nicht wußte, wie nahe ich dem Ende war. Selbst wenn es mir gelang, ein brauchbares Rettungsboot zu finden und zu starten, wie lange würde es dauern, bis ich einen Planeten erreichte?
    Plötzlich zuckte mein immer noch gefühlloser Arm gegen die Gurte. Ich sah den Ring an. Der Stein glühte. Zeigte er wieder die Nähe eines Antriebs an?
    Obwohl der Zug an meinem Arm stark war, gelang es mir, die Hand in der improvisierten Schlinge zu lassen. Aber ich wußte nun, in welchen Teil des Korridors ich mich wenden mußte. Es ging vorbei an zwei weiteren leeren Rettungsboot-Kammern. Dann wurde mein Arm mit einem Ruck aus dem Gurt gerissen. Er deutete auf eine geschlossene Tür, die fast unter mir lag. Eine Luke zu einem Rettungsboot. Vielleicht hatte sie keiner mehr erreicht.
    Wieder zog der Stein meine Hand an die Tür, aber diesmal mußte er das Metall nicht durchbrennen. Die Luke schwang leicht auf, und ich sah das projektilförmige Rettungsboot. Mein rechter Arm hing wieder reglos herab, und ich zog mich mit letzter Kraft ins Innere der Luke. Der Kasten mit dem Pelzgefährten schaukelte neben mir.
    Licht flackerte, nicht nur von dem Stein an meinem Ring, sondern von einem Instrumentenbord am Bug des Rettungsbootes. Hängemattenähnliche Netze waren für die Passagiere bestimmt, und ich legte mich in das erstbeste. Ich spürte, wie der Boden unter mir zitterte. Egal, was das Rettungsboot aktivierte – der Antrieb funktionierte noch. Es schoß aus seiner Verankerung, und der Druck warf mich zurück. Ich wurde ohnmächtig.
    »Luft ...«
    Plötzlich bemerkte ich, daß ich stoßweise atmete. Ich mußte husten. Denn die Luft, die ich in meine Lungen sog, hatte einen merkwürdigen Geruch, der mich irritierte. Auf meiner Schulter saß ein pelziger Ball, ein schnurrbärtiges Gesicht wurde mir entgegengestreckt, und dunkle Augen beobachteten mich aufmerksam.
    »Es ist Luft ...«, sagte ich wie im Traum. Meine Erlebnisse waren Alpträume. Logisch vielleicht, wie sonst Alpträume nicht sind, aber einfach nicht glaubhaft. Im Moment jedoch war ich damit zufrieden, in dem Schlingengewirr der Hängematte zu liegen und die scheußliche Luft einzuatmen.
    Als ich den Kopf ein Stückchen drehte, konnte ich ein Instrumentenbord sehen. Die zahlreichen Lichter, die bei meinem Eintreten aufgeblinkt waren, brannten nun nicht mehr – bis auf drei: ein gelb-weißes in der Mitte und ein Stückchen darüber zwei weitere, eines rot und eines geisterhaft blau. Ich sah meine Hand an. Um den Stein spielte immer noch ein Lichtschimmer, und meine Finger prickelten.
    Nun, ich war immer noch am Leben; ich befand mich nicht mehr in dem Totenschiff, und ich konnte atmen,

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