Der Schlüssel zur Sternenmacht
Schulter. Beinahe hätte ich das Gleichgewicht verloren. »Nach links, nein – mehr in diese Richtung!« Er deutete mit der Vorderpfote. Der Pfad, den er mir zeigte, stammte nicht von meinen Stiefeln, sondern führte in einem schärferen Winkel nach links.
Als wir die verwüstete Lichtung verließen, warf ich einen Blick zurück. Ich sah deutlich, daß ich tiefe Spuren hinterließ. Wenn irgendein Wesen normale Augen hatte, konnte es uns verfolgen. Und was war mit dem Jäger? Vielleicht wurde er durch den Sonnenschein auf das Wrack aufmerksam und verfolgte uns mit seiner Keule.
»Eine Möglichkeit, die wir nicht ändern können. Deshalb müssen wir eben vorsichtig sein«, erwiderte Eet.
Vorsichtig war er, und zu meinem Mißbehagen wechselte er dauernd seine Position. Da er nicht gerade leicht war, kam ich häufig ins Stolpern.
Mit dem Messer aus dem Rettungsboot schnitt ich mir einen Weg durch die Lianen, bis wir wieder in der Dämmerung des Waldes waren. Ich hätte mich bestimmt verirrt, sobald wir die Lichtung hinter uns gelassen hatten, denn wir mußten dauernd unsere Richtung ändern, um den Wurzeln der Lianen auszuweichen. Aber Eet schien zu wissen, wohin wir gingen, denn er schnüffelte hin und wieder und gab mir dann eine neue Anweisung, bis ich fast in den scharfen Einschnitt fiel, der den Wildpfad bildete.
Nach einiger Zeit kamen wir wieder an eine Lichtung. Einer der Baumriesen war, vielleicht schon vor Generationen, umgestürzt und hatte die Lianen mitgerissen, so daß Platz für Büsche und Sträucher entstanden war. Und nun breitete sich ein leuchtend bunter Teppich vor uns aus. Aus gelbgrün gestreiften Kelchen schossen grüne Tentakel und holten kleine geflügelte Insekten ins Innere. Rote Blüten verströmten einen betäubend süßlichen Geruch. Ich bekam Kopfschmerzen.
Der Wildwechsel ging nicht durch die Lichtung, sondern führte in einem Dreiviertelkreis an ihr vorbei. Und gerade, als wir wieder den Wald betraten, fiel mir etwas auf. Wir waren nicht die einzigen, die den Weg benutzten.
Neben dem Pfad lag ein Bündel mit dünnen, geschälten Ruten, an deren Ende winzige dunkelrote Federfransen befestigt waren. Zwei der Ruten waren erst vor kurzem geschnitten worden, denn an einigen Stellen trat noch eine klebrige Flüssigkeit aus.
»Fischen ...«
»Was ...?« begann ich.
»Ruhe!« Eet war so arrogant wie noch nie. »Ja – er fischt. Jetzt paß auf. Ich kann die Gedanken des Lebewesens nicht gut lesen. Sie sind auf einer sehr niedrigen Frequenz – sehr, sehr niedrig. Es denkt hauptsächlich an Essen, und seine Gedankenvorgänge sind langsam und primitiv. Aber es geht auf ein Gewässer zu, in dem es Fische fangen will.«
»Der mit der Keule?«
»Wenn es nicht zwei verschiedene Arten primitiver Eingeborener gibt«, räumte Eet ein, »ist es so einer. Aber wer weiß, ob es sich um den gleichen handelt? Ich glaube, dieser Weg wird von seiner Rasse oft benutzt. Er kennt ihn und weiß, daß er nichts zu befürchten hat.«
Ich konnte seine Ruhe nicht teilen. Denn nicht weit von uns entfernt hörte ich ein lautes Krachen. Ich sprang auf den nächsten Baum zu und stellte mich mit dem Rücken dagegen. Das Messer hielt ich griffbereit in der Hand. Mein Sichtfeld war begrenzt. Ich konnte nichts außer Stämmen und Lianen erkennen. Aber ich horchte aufmerksam.
Nichts rührte sich. Es hatte geklungen, als sei einer dieser Bäume, deren Wurzeln bis zum Mittelpunkt dieser Welt zu reichen schienen, umgestürzt. Umgestürzt? Nun ja, warum nicht? Alle Bäume beginnen einmal zu faulen, und das Gewicht der Parasiten und Lianen bringt sie dann zu Fall. Furchtsam trat ich ein paar Schritte von meinem Baum weg.
Ich weiß nicht, wie man durch einen Gedanken Gelächter ausdrücken kann, aber Eet konnte es. Allmählich wurde er ein sehr unbequemer Begleiter.
Als wollte er mich für diesen Gedanken bestrafen, verfing ich mich im nächsten Moment in einer Liane und krachte ebenso hilflos zu Boden wie vorher der Baum. Ein wütender Gedanke, scharf wie ein Schlag, kam von Eet. Er war mit seiner blitzschnellen Reaktion sofort von meiner Schulter gesprungen und saß nun verächtlich ein Stück vor mir.
»Kannst du nicht wenigstens die Füße heben, wenn du schon herumtrampeln mußt?« fauchte er. »Und warum schleppst du überhaupt diesen nutzlosen Anzug mit herum?«
Ja, weshalb eigentlich? Der Coverall im Innern des Anzugs klebte mir am Körper. Meine Hut juckte, und ich hatte das dringende Bedürfnis nach einem
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