Der Schlüssel zur Sternenmacht
hätte er, glaube ich, Raum für eine durchschnittlich große Wohnung geboten. Ich fragte mich, wie weit es bis zum Boden dieser von Schlingpflanzen erstickten Welt sein mochte.
Allerdings hätte ich diesen Boden ohne die Hilfe der Schlingpflanzen nie erreicht. So schwankend und glatt sie aussahen, sie boten eine Art Leiter in die Tiefe. Ich hatte im Geschirr meines Raumanzugs zwei Seile mit Haken und Ösen, mit denen man sich während Reparaturen am Außenrumpf des Schiffes festhalten konnte. Diese hakte ich jetzt in die Schlingpflanzen und ließ mich in die Tiefe gleiten. Sobald ich am Ende einer Seillänge angekommen war, mußte ich daran rucken und zerren, bis sich der Haken aus den Lianen löste. Es war ein ermüdender Abstieg, und ich war am Ende meiner Kräfte. Die dampfige Hitze trug das ihre dazu bei.
Eet hüpfte ungeduldig in meiner Nähe herum. Ihm ging alles zu langsam. Freilich, er hatte keinen Anzug, und er hätte schon längst am Boden sein können.
Allmählich wurde es dunkler. Ich hatte das Gefühl, daß ich schon gegen Mittag mit dem Abstieg begonnen hatte. Der einzige Vorteil, den die Dämmerung hatte, war die Tatsache, daß jetzt eine Menge Pflanzen phosphoreszierend aufleuchteten.
Der Gedanke, die Nacht auf einem unbekannten Planeten mitten in einem Lianengewirr zu verbringen, gab mir neue Kräfte. Und als ich die letzten Lianenschlingen hinter mir hatte und knietief in faulige Blätter sank, war es um mich vollkommen dunkel.
»Hierher!« rief Eet. Ich stolperte und versuchte, festeren Boden unter die Füße zu bekommen. Dann sah ich mich nach Eet um.
Die Lianen hatten rund um den Stamm Wurzeln geschlagen, so daß zwischen ihnen und dem Riesenstamm eine Art Zelt entstand, in dem keine andere Pflanzen wuchsen. Es schien, daß mein Gefährte sich dahin zurückgezogen hatte.
Mühsam befreite ich mich aus dem saugenden Griff des Moders, indem ich mich an ein paar starken Lianen hochzog. Dann drängte ich mich neben Eet in die Höhle.
Bis auf die Dunkelheit und den Mangel an Waffen hatten wir einen einigermaßen sicheren Zufluchtsort. Ich hatte keine Ahnung, was sich hier auf dem Boden des Waldes herumtrieb. Aber es ist immer besser, das Schlimmste anzunehmen, als sich in trügerischer Sicherheit zu wiegen.
Ich stützte mich an einer Baumwurzel ab und kauerte erschöpft am Boden. Allmählich gewöhnten sich meine Augen an das Dunkel.
An meinem Anzug hing immer noch der Strahler, aber ich wollte ihn nicht einschalten, wenn es nicht unbedingt nötig war. Denn das Licht würde genau die Aufmerksamkeit erregen, die wir scheuten.
Ich war todmüde, aber ich konnte die Augen nicht schließen. Meine Phantasie malte sich zu lebhafte Bilder aus, die mir die Ruhe nahmen.
Eet kletterte auf seinen Lieblingsplatz – meine Schulter. Sein Gewicht war größer, als ich es in Erinnerung hatte. Offensichtlich wuchs er schneller als ein normales Kätzchen. Ich spürte sein drahtiges Haar an meinem Hals. Ganz sicher war Eets Fell nicht zum Streicheln bestimmt.
»Wohin gehen wir jetzt?« fragte ich, nicht, weil ich auf eine vernünftige Antwort hoffte, sondern weil es mich beruhigte, mit jemand reden zu können.
»Nachts – nirgends. Wir können uns ebensogut hier wie anderswo verstecken.« Wieder spürte ich Ungeduld in seiner Antwort.
»Und morgen?«
»Irgendwohin. Eine Richtung ist so gut wie die andere. Ich glaube, es ist ein großer Wald.«
»Das Rettungsboot ist in unserer Nähe abgestürzt. Die Werkzeuge und Waffen – wenn sie noch funktionieren ...«
»Vernünftig. Du beginnst wieder zu denken. Ja, das Schiff sollte unser erstes Ziel sein. Aber nicht unser endgültiges. Ich glaube nicht, daß uns hier jemand suchen wird.«
Es fiel mir immer schwerer, gegen den Schlaf anzukämpfen, und Eets Fell kitzelte mich am Hals, als er sich eine bequemere Stellung suchte.
»Schlaf, wenn du willst«, kam sein scharfer Befehl. »Wenn du deinen Körper schlecht behandelst, wird er dir nicht gehorchen. Wir brauchen für morgen einen gehorsamen Körper und einen klaren Verstand.«
»Und wenn uns irgendein Nachttier aufstöbert und angreift?«
»Darum kümmern wir uns erst, wenn es soweit ist. Ich glaube, mein Warngefühl ist schärfer als das deine. Wie gesagt, mein jetziger Körper hat einige Vorteile.«
»Dein jetziger Körper – sag mal, Eet, was hast du normalerweise für einen Körper?«
Ich bekam keine Antwort, aber die dichte Wand, die sich zwischen unseren Gedanken ausbreitete, genügte mir. Ich
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