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Der Schlüssel zur Sternenmacht

Der Schlüssel zur Sternenmacht

Titel: Der Schlüssel zur Sternenmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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wirkte eher blau als grau, und es war steif und dicht. Die Augen waren leuchtend blaugrün, größer als gewöhnlich und mit doppelten Lidern versehen, von denen das untere Paar fast durchsichtig war.
    Aber – ich kannte ihn! Nicht dem Namen nach. Ich hatte keine Ahnung, ob das Erkennen gegenseitig war, aber ich hoffte es nicht. Der Mann war des öfteren im Laden meines Vaters gewesen. Er hatte zu den Leuten gehört, die die Privaträume betraten. Damals hatte er keine Kapitäns-Uniform getragen – im Gegenteil, ich hatte ihn niemals für einen Schiffsoffizier gehalten. Sein Haar war damals schulterlang, und seine Kleidung hatte etwas Stutzerhaftes.
    Jetzt hatte ich keinen Zweifel mehr daran, daß er zur Gilde gehörte. Aber wußte er, daß ich Jerns Sohn war? Und wenn ja, welche Folgerungen würde er daraus ziehen?
    Er ließ mich nicht lange im Zweifel. Er trat noch einen Schritt vor, lachte auf, hielt zwei Finger V-förmig vor den Mund und spuckte hindurch.
    »Bei den Gliedern und Lippen von Sorelle selbst! Ab heute verbrenne ich an jedem ihrer Tempel geweihte Blätter. Der verlorene Sohn ist wiedergefunden! Und paßt auf, Leute, daß er uns nicht wieder entkommt. Murdoc Jern – wie kommst du hierher?«
    Meine drei Wächter kamen näher und stellten sich so auf, daß ein Fluchtversuch hoffnungslos gewesen wäre. Ich konnte nur noch die Rolle des Pestopfers weiterspielen.
    Ich schwankte ein wenig, als könnte ich mich kaum noch auf den Beinen halten.
    »Bringen Sie mich – nicht um! Das Fieber – ist jetzt vorbei – und ich bin – wieder gesund ...«
    »Fieber?«
    »Sieh ihn dir an, Käpten«, sagte der Mann, der mich gefangen hatte.
    Ich schwankte hin und her. Sie hatten immer noch Angst, in meine Nähe zu kommen. Der tapferste Raumfahrer ist entsetzt, wenn er das Wort Pest hört.
    »Halte den Kopf hoch, Jern! Mal sehen ...«
    »Ich – bin in Ordnung«, wiederholte ich. »Sie haben mich in einem Rettungsboot ausgesetzt – aber mir fehlt nichts mehr – ich schwöre es!«
    Der Kapitän sagte wieder etwas in der fremden Sprache durch das Mikrophon. Wir warteten schweigend, bis ein zweiter Mann die Rampe herunterkam. Er hielt einen kleinen Kasten vor sich, von dem ein Kabel ausging. An dem Kabel war eine Scheibe befestigt, die Ähnlichkeit mit einem Handmikrophon besaß. Ich wußte, daß es sich um ein tragbares Diagnosegerät handelte. Das Schiff war offensichtlich gut ausgerüstet.
    Der Arzt blieb in einiger Entfernung vor mir stehen und ließ die Suchscheibe über meinen Körper gleiten. Seine Blicke ließen die Zeiger des Instruments nicht los.
    »Nun?« Es war klar, daß der Kapitän diesen Aufschub als störend empfand.
    »In Ordnung, soweit wir es beurteilen können. Es besteht immer die Möglichkeit ...«
    »Welche Toleranz?« drängte der Kommandant.
    »Ein Hundertstel vielleicht. Bestimmt kann es niemand sagen.« Der Arzt drückte sich vorsichtig wie alle seine Kollegen aus.
    »Das geht in Ordnung.« Der Kapitän winkte, daß er gehen könne. Er wandte sich an mich. »So. Dein Fieber, oder was es war, scheint verschwunden zu sein. Du warst auf einem Schiff, als es ausbrach?«
    »Bei einem Freien Handelsschiffer – von Tanth aus.« Ich hob die Hand und rieb mir über die Stirn, als sei mir vor Schmerzen ganz schwindelig. »Ich – es ist alles so verschwommen. Ich war auf Tanth – ich mußte fliehen, weil es Schwierigkeiten gab. So bezahlte ich mit Schmuckstücken, und Ostrend nahm mich mit. Dann waren wir auf einer anderen Welt – alle Eingeborenen waren verschwunden. Und danach wurde ich krank. Sie sagten, es sei ansteckend und setzten mich in einem Rettungsboot aus. Ich landete hier – aber die Eingeborenen – haben mich gejagt ...«
    »Hierher?« Der Kapitän lächelte. »Ein Glück für dich. Die Jagd endete an dem einzigen Punkt, an dem du auf ein fremdes Schiff stoßen konntest.«
    »Da war eine Mauer – ich folgte ihr – und die Waldmenschen schienen sie zu fürchten. Ich kletterte in ein Wrack, und sie verfolgten mich nicht.«
    »Jern, du hast Glück gehabt – und wir noch mehr. Wahrscheinlich hätten wir dich eines Tages aufgestöbert, aber so bleibt uns viel Zeit erspart. Du stehst nämlich bei anderen Leuten im Brennpunkt des Interesses. Wir wollten schon längst mit dir zusammentreffen.«
    »Ich – ich verstehe nicht ...«
    »Was ist los mit ihm?« Der Kapitän wandte sich dem Arzt zu. »In den Berichten steht nichts davon, daß er dumm ist.«
    Der Arzt zuckte mit den Schultern.

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