Der Schluss-Mach-Pakt
Medizinbücher, die sie zurückgelassen hatte, und suchte nach einer Antwort auf die Frage, was denn aus der Mutter geworden war, die ich gekannt hatte.
Ich bewegte meine Finger in einem gleichmäßigen Rhythmus und spürte, wie die einzelnen Teile funktionierten. Geschmeidig. Kontrolliert. Körperteile, die man sehen und studieren konnte, verstand ich recht gut. Andere Dinge wiederum – so was wie Hormone – waren für mich unvorhersehbar.
Die Männer hier im Haus wären verloren gewesen ohne mich, zwei hoffnungslose Fälle. Ich war immer die Vernünftige bei allem und musste sie daran erinnern, was für Auswirkungen die Hormone auf das logische Denken haben konnten. Wir brauchten niemanden mehr in unserer Familie. Ich würde es schaffen, Klassenbeste zu werden, ich würde Medizin studieren und ich würde selbst für meinen Trip nach Costa Rica bezahlen. Ich würde die Antworten finden, die wir uns erhofften, damit endlich all die Wunden verheilten und wir die Vergangenheit hinter uns lassen konnten.
Wenn die Sache zwischen Trisha und Dad erst mal wieder vorbei war – und dass das schon bald passieren würde, davon war ich überzeugt –, dann würde ich diejenige sein, die sofort zur Stelle war, die die Einzelteile wieder aufsammelte und sich dann um alles kümmerte.
Wieder einmal.
Sieben
»Guten Morgen, Sonnenschein« , sagte mein Dad, als ich am Samstagmorgen in die Küche getapst kam. Oder zumindest dachte ich, es wäre mein Dad. Ich musste nämlich zweimal hinsehen, um ganz sicher zu sein. Er saß am Tisch in T-Shirt, sportlicher kurzer Hose, Laufschuhen und mit einem weißen Schweißband um die Stirn und den dazu passenden Mini-Schweißbändern am Handgelenk.
Ich sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Ist Halloween dieses Jahr schon früher?«
»Sehr witzig«, meinte er und trank den letzten Schluck von seinem Orangensaft. »Ich treff mich gleich mit Trish zu einer kleinen Runde Jogging im Park.«
Ich hatte den Kühlschrank geöffnet, um die Milch von ihrem Platz auf dem dritten Regal zu holen, doch jetzt hielt ich inne, die Hand mitten in der Luft. »Jogging? Du?« Seine Worte hatten mich derart überrascht, dass ich gar nicht mitbekam, dass er auch seine Freundin erwähnt hatte.
»Ich jogge, ja«, meinte Dad beharrlich.
»Seit wann das denn?«
»Okay, ich bin schon seit dem College nicht mehr gelaufen, aber es wird mir guttun«, meinte Dad. Er hieb sich mit der Faust auf die Brust. »Endlich mal wieder ein bisschen frische Luft in diese Lungen pumpen.«
»Ich finde, du solltest dir viel eher Gedanken machen, ob du mit deinen alten Lungen überhaupt noch Luft kriegst. Ich will ja nichts sagen, Dad, aber du bist nicht unbedingt sportlich. Es ist über zwanzig Jahre her, dass du das letzte Mal Sport getrieben hast.«
Ich machte mir eine Schüssel Müsli und setzte ich mich dann ihm gegenüber an den Tisch. Dad wirkte ein wenig eingeschnappt, weil ich seine Lauffähigkeiten infrage stellte.
»In der Highschool hab ich Leichtathletik gemacht und bin Mittelstrecke gelaufen«, erklärte Dad. »Da wird mich das bisschen Joggen schon nicht umbringen.«
»Joggen?«, echote Ian, der ins Zimmer gestolpert kam, die Augen noch halb geschlossen. »Du gehst joggen?«
Dad schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Warum traut ihr mir eigentlich noch nicht mal eine simple Sache wie Joggen zu? Ist ja nicht so, als würde ich bei einem Marathon mitlaufen.«
Ich steckte mir einen Löffel voll Müsli in den Mund, um nicht antworten zu müssen.
Ian machte sich da nicht so viel Mühe, Dads Gefühle zu schonen. »Ich hab dich ja bisher noch nicht mal schnell gehen sehen«, meinte er, während er sich seine Crunchies vom Kühlschrank holte. »Bis auf das eine Mal im Supermarkt, als die angekündigt haben, in der Fleischabteilung würde es kostenlos Chicken Wings zum Probieren geben.«
Dad stand vom Tisch auf und stellte sein leeres Glas in die Spüle. »Ihr beide haltet euch wohl für besonders schlau.« Er drehte sich mit einem finsteren Gesichtsausdruck zu uns um. »Wir sehen uns später – nach meiner gemütlichen Laufrunde.«
Und damit stürmte Dad aus dem Zimmer. Einen Augenblick später wurde die Haustür zugeschlagen.
»Die bringen ihn sicher im Krankenwagen nach Hause, oder?«, fragte Ian, während er sich setzte.
»Wahrscheinlich, ja. Er geht mit Trisha laufen.«
»Na und?«, meinte Ian, wobei er Krümel von seinem Essen über dem Tisch verteilte.
»Igitt.« Ich wischte mir ein Stück
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