Der Schluss-Mach-Pakt
eine Schüssel mit Chips standen auf dem Tisch. Zac nahm neben mir Platz und schlug den Notizblock mit dem Businessplan und unseren Notizen auf, den er nach dem Unterricht gestern mit nach Hause genommen hatte. Ich hatte befürchtet, er würde ihn vielleicht verlegen, doch er hatte darauf bestanden, dass er ihn mitnahm, damit er sich alles noch einmal durchlesen konnte. Er öffnete den Block bei der ersten Seite mit den Fragen, die Mr Freeman uns diktiert hatte, und Zac hatte sogar schon ein paar Zeilen dazu geschrieben in seiner weitläufigen, unordentlichen Handschrift, die fast von der Seite zu tanzen schien.
»Du hast ja bereits die ganze Arbeit erledigt«, stellte ich fest.
»Ich konnte nicht anders«, meinte er verlegen. »Ich schlafe nicht, deswegen habe ich eine Menge Zeit.«
Ich warf ihm einen Blick zu. »Du schläfst nicht?«
»Na ja, ich meine, ich schlafe schon. Aber nicht so viel wie andere Menschen. Hier und da ein paar Stunden. Genug, um über die Runden zu kommen.« Er zuckte mit den Schultern, als wäre das keine große Sache, abgesehen von der Tatsache, dass er den natürlichen Zellstoffwechsel seines Körpers durcheinanderbrachte, indem er nicht genügend Schlaf abbekam. »Egal, ich war jedenfalls wach und irgendwie begeistert mich dieses Projekt ziemlich. Ich musste die ganze Zeit darüber nachdenken, deswegen hab ich gleich mal ein paar Fragen beantwortet. Unser Geschäft wird einfach super laufen.«
»Hast du vor, irgendwann selbst mal ein Geschäft auf die Beine zu stellen?«
Zacs Lächeln verblasste. »Nein. Ich werde wohl den Schlüsseldienst von meinem Vater übernehmen. Jedenfalls wenn es nach ihm geht.«
Ich musste an den geschäftsmäßigen, überaus ernsten Gesichtsausdruck von Zacs Dad denken und daran, wie Zac sich sofort versteift hatte, als er ins Zimmer gekommen war. »Und was wäre, wenn es nach dir ginge?«
Zac zuckte mit den Achseln. Er schien auf einmal gar nicht mehr er selbst zu sein. Seine Schultern waren nach vorne gesackt und statt des üblichen Lächelns hatte er jetzt einen grimmigen Ausdruck im Gesicht. »Ist doch egal«, meinte er, fast schon mechanisch. »Was ist mit dir? Willst du mal ein eigenes Geschäft aufbauen?«
»Ich will Ärztin werden. Vielleicht meine ärztlichen Dienste in armen Gegenden der Welt anbieten.«
Zacs Augen wurden ganz groß. »Wow. Im Ernst?«
»Ja, ich glaube, das könnte Spaß machen und wäre sicher sehr befriedigend. Entweder das, oder ich studiere Genetik und finde heraus, was uns zu dem macht, was wir sind. Zum Beispiel erforsche ich dann, wie viel an unserer Persönlichkeit von den Genen bestimmt ist.«
»Das wäre ja voll cool«, meinte Zac. »Du könntest den Menschen helfen, herauszufinden, ob sie dazu verdammt sind, leicht auszurasten oder mathematische Nieten zu sein, bloß weil ihre Eltern auch so waren.«
Oder ob sie dazu verdammt sind, ihre Familie zu verlassen, nur weil ein Elternteil das ebenfalls getan hat.
»Vielleicht könntest du sogar vorherbestimmen, wie die Persönlichkeit eines Menschen sich vom Augenblick seiner Geburt an genau entwickeln wird«, fuhr er fort. Der lebhafte Zac, den ich hier allmählich kennenlernte, war wieder da, und er fuchtelte wild mit den Armen, während er sprach. »Vielleicht lässt sich das sogar schon sagen, noch bevor jemand geboren wird! Du könntest dafür sorgen, dass man ganz anders über Menschen und ihre Persönlichkeit denkt. Möglicherweise findest du raus, wie man die Gene so manipuliert, dass unerwünschte Charakterzüge gar nicht erst auftreten.«
»Das sind doch nur Pläne, alles rein theoretisch«, rief ich ihm ins Gedächtnis. »Erst mal muss ich es aufs College schaffen und dann das Medizinstudium bestehen.«
»Oh, und ob du das bestehen wirst. Du bist doch viel zu klug, um bei irgendwas zu versagen.«
Ich verdrehte die Augen. »Danke für dein Vertrauensvotum. Aber vielleicht sollten wir uns jetzt erst mal darauf konzentrieren, dass wir unser Wirtschaftsprojekt erfolgreich hinter uns bringen?«
»Oh«, meinte Zac, als hätte er vergessen, warum ich überhaupt bei ihm war. »Klar.«
Er beugte sich wieder über seine Notizen, sodass ihm das dunkle Haar über die Augen fiel. Ich warf von der Seite einen verstohlenen Blick auf ihn und musterte sein Profil. Mir war bislang gar nicht aufgefallen, dass seine Nase vorne ein bisschen nach oben zeigte. Oder dass da eine Locke war, die ihm immer übers Ohr hing.
Ich hüstelte und wandte mich wieder ab, damit Zac nicht
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