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Der Schluss-Mach-Pakt

Der Schluss-Mach-Pakt

Titel: Der Schluss-Mach-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Norris
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Throckmorton konnte ja nicht ahnen, wie falsch er mit seiner Vermutung lag, was Elliott und mich betraf.

Achtzehn
    »Denkt dran, jede Stimme für mich ist eine Stimme für die Integrität!«
    Hannah stand auf einem behelfsmäßigen Podest aus sechs Physikbüchern mitten in der Hauptaula der Willowbrook High. Hinter ihr stand ein Tisch voller Behälter für die Wahl zum Klassenkönig und zur Klassenkönigin, und über ihrem eigenen Behälter prangte ein riesiges Poster von ihr selbst, breit grinsend.
    Ihre Freunde standen in einem Halbkreis um sie herum und jeder hielt ein Schild hoch mit der Aufschrift »Wählt Hannah«. Der Name war mit rotem Glitzer geschrieben und umrangt von funkelnden Silbersternen.
    »Ich war euch die vergangenen zwei Jahre eine gute Klassenkönigin«, fuhr Hannah fort, wobei sie völlig ignorierte, dass ihr eh keiner zuhörte. Nicht dass das irgendeine Rolle gespielt hätte. Hannah nutzte mit Freude jede Gelegenheit, eine Rede zu halten, ob die Leute jetzt zuhörten oder nicht. Ihre Stimme übertönte das Gemurmel der Gespräche um mich herum, während die Schüler sich durch die Aula in Richtung ihrer Schließfächer oder zur Cafeteria drängten, um vor der ersten Stunde noch schnell zu frühstücken.
    Die Stimme für Klassenkönig und Klassenkönigin wurde anonym abgegeben, daher hatte man die Behälter schwarz übermalt, sodass man nicht sagen konnte, wer gerade führte . Dennoch musste Hannah klar sein, dass sie aller Wahrscheinlichkeit nach vorne lag, daher war diese ganze Kampagne hier mitten in der Aula einfach nur Show.
    »Ich kann echt nicht glauben, dass wir uns ihr Gewäsch schon in aller Herrgottsfrühe anhören müssen«, meinte Molly, die jetzt neben mir herlief und die Nase in Richtung Hannah und ihrer Clique verzog. »Wenn ein Tag schon so beginnt, dann kann er eigentlich nur echt übel werden.«
    »Sie will Aufmerksamkeit«, sagte ich und führte Molly weg von Hannah, ehe sie noch eine Dummheit beging. »Hannah kann nicht ohne diese Aufmerksamkeit leben.«
    »Ich verstehe echt nicht, was Zac an ihr findet.« Molly warf eine Blick zurück in Richtung Hannah, die immer noch vom Gipfel des Physikberges herab zu ihren Anhängern predigte. »Sie ist so nervig und eingebildet. Hat sie auch nur einen Tag in ihrem Leben mal Spaß gehabt?«
    Bei Mollys Worten ging mir eine Reihe von Bildern durch den Kopf: Pyjama-Partys. Wie wir bei uns in der Straße auf Rollschuhen über den Bürgersteig gedüst waren. Süßigkeiten mitten in der Nacht. Wie wir so laut gekreischt hatten, als ein Marshmallow in der Mikrowelle explodierte, dass meine Eltern aufgewacht waren. Wie wir uns im Dunkeln Geheimnisse zugeflüstert hatten, während wir nebeneinander in ihrem riesigen Bett lagen.
    »Vermutlich nicht«, murmelte ich.
    Ich hätte mich ja fragen können, was aus Hannah und mir eigentlich geworden war, dass wir jetzt beide immer so ernst und fokussiert waren, aber in Wahrheit wusste ich es längst. Ich war dabei gewesen, hatte ihre Worte gehört, und ich hatte den hasserfüllten Blick gesehen, den Hannah mir an jenem Tag zugeworfen hatte, als sie mir ihre Hälfte des Freundschaftskettchens ins Gesicht schleuderte. Danach war nichts mehr gewesen wie zuvor, wir waren nicht länger die kichernden, sorglosen Mädchen, die wir bis dahin gewesen waren.
    Es würde dir nicht schaden, ab und zu ein wenig lockerer zu sein, hatte Zac gesagt. Seine Worte klangen mir immer noch im Ohr. Denn im Grunde hieß das ja, dass er mich für ebenso verkrampft hielt wie Hannah.
    Aber was hatte ich denn für eine Wahl? Sollte ich zum Loser werden, es nie nach Costa Rica schaffen, nie Ärztin werden?
    Nie ein Mensch werden, bei dem jemand bleiben will?
    Ich hatte bereits einmal versagt. Das würde mir kein zweites Mal passieren. Ob verkrampft oder nicht, ich würde dafür sorgen, dass meine Familie und ich es mal besser hatten. Und das würde mir nur gelingen, indem ich mich auf die einzige Person verließ, auf die ich mich je verlassen konnte: auf mich selbst.
    Molly hatte die ganze Zeit, während ich total in Gedanken versunken war, ohne Punkt und Komma weitergeredet. Sie bemerkte noch nicht mal, dass ich kein Wort mitbekam. Ich blinzelte und versuchte, mich wieder auf ihre Stimme zu konzentrieren.
    »Ich schätze also, es ist das Beste, wenn ich den Code vergesse und noch mal von vorn anfange«, sagte Molly gerade. »Die ganzen Tabellen in der Datenbank korrespondieren nicht so richtig, wie ich mir das vorgestellt habe,

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