Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Conrath
Vom Netzwerk:
Schuss nicht bekommst.« Die bösen Worte kommen ohne Probleme über meine Lippen, weil ich nicht fluche, sondern einfach nur die Wahrheit sage. »Ist das nichts? Gleich bist du bei deinem Gott, falls du an so etwas glaubst.«
    Der Junge wimmert, stammelt immer wieder dieselben Worte: »Bitte nicht, ich will nicht sterben.«
    Ich verstehe das nicht. Sein Leben ist doch einfach nur armselig. Und trotzdem will er nicht sterben. Aber es ist nun mal so, dass mein Wille geschieht.
    Ich drücke den Kolben durch, es dauert keine Minute, dann hat er das Bewusstsein verloren. Ich habe es eilig, also durchtrenne ich seine Halsschlagader, halte eine schwere Folie darüber. Sein Herz schlägt noch, heiß presst es das Blut gegen die Folie, ich trage Latexhandschuhe, die meisten Fixer haben AIDS , und darauf kann ich gut verzichten. Seine Muskeln erschlaffen, ich drehe ihn auf den Bauch, reinige ihn und graviere meine Botschaft in seinen Rücken. Ich bin versucht, mit meinem Künstlernamen zu signieren, aber das wäre geschmacklos. Ich verpacke ihn. Bringe ihn zu einem Ort, an dem er bald gefunden werden muss. Alles andere ist ebenfalls bestens vorbereitet.
    Jetzt wird Fran verstehen, jetzt kann sie die anderen Botschaften entschlüsseln. Und bald werde ich ihr in die Augen sehen.
    *
    Kittner legte die Hände aneinander. »Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen, Frau Miller. Sie lagen wohl richtig mit Ihrer Analyse.«
    »Es ist die Analyse meines Teams, Herr Kittner.«
    »Dann lag Ihr Team richtig. Ach ja, bevor ich es vergesse: Erik Muench hat Anzeige gegen Sie erstattet.«
    »Er ist mir zuvorgekommen.«
    »Das glaube ich Ihnen. Wir werden ermitteln müssen.« Kittner fixierte Fran.
    »Natürlich. Ich werde vollumfänglich aussagen.«
    Kittner lächelte. »Ich bin über die Vorgänge informiert. Machen Sie sich keine Sorgen. Da dieser Erik Muench anscheinend fit genug ist, Sie zu überfallen, können Sie ihn nicht sehr schwer verletzt haben. Ich gehe davon aus, dass die Sache gegen Zahlung einer Geldbuße eingestellt werden wird; damit Sie sich in Ruhe auf die wichtigen Dinge konzentrieren können.«
    Fran war erleichtert und warf Senior einen triumphierenden Blick zu. Sie konnte nicht anders, als Befriedigung zu empfinden. Gleichzeitig fiel ihr ein, dass sie damit Teil des Systems wurde, das auf Gefälligkeiten und Rücksichtnahmen beruhte. Ihre gute Laune verflog.
    Kittner klatschte in die Hände. »Gut. Und jetzt zu den aktuellen Ereignissen. Wir haben es mit einem hochintelligenten Soziopathen zu tun. Ist das in der Kürze so richtig?«
    »Zu vierundachtzig Prozent«, bestätigte Fran und verdrängte die aufkeimende Übelkeit. »Und wir haben mit großer Wahrscheinlichkeit ein weiteres Opfer ausfindig gemacht. Der Täter hat bis vor Kurzem versucht, die Identität seiner Opfer zu verschleiern. Im Fall Bredows«, Fran schwieg einen Moment, und Kittner gab zu verstehen, dass er die Akten kannte, »haben wir exakt das gleiche Muster. Der grafologische Vergleich steht noch aus, aber ich glaube nicht, dass wir eine Überraschung erleben werden. Es wird weder Rüttgens noch Frenzens Schrift sein. Unser Problem ist vor allem, dass sich der Täter anscheinend emotional überhitzt, das heißt, er gerät außer Kontrolle, alles, was er viele Jahre lang unterdrückt hat, drängt nach außen. Wir wissen nicht, wie viele Opfer er auf dem Gewissen hat, aber die Zeiträume zwischen den Taten werden immer kürzer. Exponenziell. Seine Angst, erwischt zu werden, hat sich in Größenwahn verkehrt. Vom heimlichen Killer zum allmächtigen Gott. Er wird immer mehr zur reißenden Bestie. Er wird sich sehr bald wieder zeigen. So oder so. Er will mit uns kommunizieren.«
    Die Bilder der entstellten Rücken gingen Fran durch den Kopf. Neben den satanischen Mustern und den Hieroglyphen hatte sie noch ein anderes Muster erkannt, aber sie hatte den Eindruck, dass es nicht vollständig war.
    »Was schlagen Sie vor?«, fragte Kittner.
    »Ein Massenscreening. Und provokative Presse. Wir müssen den Fuchs aus dem Bau jagen, je eher, desto besser.«
    Kittner rieb sich die Augen. »Wird er dann nicht noch mehr Druck aufbauen?«
    »Das ist das Risiko. Aber wenn wir nichts tun, bleibt er ein Phantom. Und Druck baut er so oder so auf. Das Problem ist, dass er bisher uns seine Spielregeln aufgedrückt hat. Das müssen wir umkehren. Wir müssen aktiv werden, müssen ihn zum Reagieren zwingen.«
    »Okay. Sie haben meinen Segen. Wenn Sie irgendeinen Beschluss

Weitere Kostenlose Bücher