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Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Conrath
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zu erfahren, hatte ihn davon abgehalten. Heute war der Tag gekommen, an dem er sich nicht mehr drücken konnte.
    Aber zuerst musste er Kim und Jana anrufen. Wahrscheinlich wurden alle ihre Telefone abgehört, es nutzte also nichts, dass er sich ein Prepaid-Handy besorgte. Er wählte Janas Nummer.
    Sie meldete sich, doch bevor er etwas sagen konnte, fiel sie über ihn her.
    »Lass mich doch in Ruhe mit deiner Scheiße! Ich will nie wieder irgendetwas von deiner bescheuerten Satanskacke hören. Du hast Marvin auf dem Gewissen. Und Johanna auch.Du bist schuld! An allem. Steck dir deinen Satan in den Arsch, da gehört er hin. Und jetzt verpiss dich.«
    Ihre Worte trafen ihn schmerzhafter als die Schläge der Bullen. Sie hatten sie umgedreht, hatten sie einer Gehirnwäsche unterzogen. Ohne eine Antwort unterbrach er die Verbindung, tippte Kims Nummer ein.
    Sie meldete sich, blieb ruhig, aber auch sie kehrte der Church of XXXL den Rücken. Sie wünschte ihm alles Gute.
    Lars vermochte nicht zu antworten, so groß war der Kloß, der ihm im Hals steckte. Seine Kirche war zerstört, eingerissen bis auf die Grundmauern. Aber musste es nicht so sein? Musste nicht der Prophet letztlich alleine gegen alle stehen?
    Er warf das Handy auf sein Bett, ging in den Keller, den die Bullen zwar auch durchsucht hatten, aber sie hätten das ganze Haus abtragen müssen, um das Tagebuch zu finden. Er hatte es eingemauert, die Stelle war nicht von der normalen Wand zu unterscheiden. Mit ein paar Hammerschlägen löste er die Steine, entnahm die Schachtel dem Hohlraum dahinter, setzte sich auf einen alten Campingstuhl und begann, von vorne zu lesen.
    Die Worte lösten Schmerzen aus in seinem Kopf, er war versucht, sich zu entziehen, war versucht, das, was er da in der Hand hielt, zu verbrennen, so wie seine Mutter es gewünscht hatte, aber die Worte entfalteten eine Magie, der er sich nicht entziehen konnte. Sie führten ihn weit zurück in der Zeit, in ein Internat, in dem sein Vater von Dämonen geplagt nachts nicht schlafen konnte, der nur Trost fand, wenn er andere beherrschen konnte, wenn er bekam, was er wollte. Und eines Tages merkte er, dass er mit Geld nicht alles kaufen konnte, als ihn ein Mädchen zurückwies. Da nahm er sich das Mädchen mit Gewalt, und sein bester Freund Ägidius sorgte dafür, dass sie schwieg. Noch einmal tat er das, und noch einmal schützteihn Ägidius. Aber er drohte, Friedrich zu verlassen, wenn sich das wiederholen sollte. Also dachte sich Friedrich etwas anderes aus. Er wandte sich den okkulten Mächten zu, wurde Satanist, aber nur in der Nacht. Am Tage war er der strahlende Sohn einer mächtigen Familie, und bald war er selbst so mächtig, dass es ihn langweilte, und er beschloss allen zu zeigen, wie verrückt es war, was er tagtäglich tat. In der Walpurgisnacht vollzog er Jahr für Jahr das große Ritual, und immer fanden sich Frauen, die bereitwillig ihr Blut verspritzten und sich Friedrich hingaben. Und immer stand Ägidius an Friedrichs Seite und kehrte ihm hinterher, sorgte dafür, dass nichts, was nachts geschah, das Licht des Tages erblicken konnte. Zwei Frauen wurden schwanger, zwei Kinder verstieß Friedrich von Solderwein, stieß sie geradewegs in die Hölle. Aber das war nicht Luzifers Werk und Wille! Das war schlechte Magie, das war schwarze Magie, die nur Tod brachte und Verderben. Wie konnte das sein? Sein leiblicher Vater hatte Lars einem Mann überlassen, der das Böse gewesen war, bis zu dem Tag, als Lars ihn zur Rechenschaft gezogen und die Treppe hinuntergestoßen hatte.
    Und Lars erkannte, dass er das Schicksal des verstoßenen Sohnes mit einem Menschen teilte, von dem er nichts gewusst hatte: mit seinem Bruder.
    »Kein Mensch ist ohne Fehl« stand auf der letzten Seite und »Ich bitte euch, verzeiht mir, dass ich ein Mensch bin«.
    Ein Sturm tobte in Lars’ Kopf, in seiner Brust und seinen Eingeweiden. War Luzifer wirklich ein Irrweg? Zerstörte Luzifer die, die ihm dienten? Aber er sprach zu ihm, zu Lars, klar und deutlich. Nein, den Irrweg hatte sein Vater beschritten, als er zu feige gewesen war, sich zu seinen Söhnen zu bekennen, als er zwar die Rituale der Vereinigung vollzogen hatte, aber nicht die des Blutes. Lars spürte keine Wut, keinen Hass, nurdie Trauer, dass er seinem Vater bisher nur durch die Magie der Messe verbunden war.
    »Das Blut ist stärker als alles andere«, flüsterte Lars. »Ich verzeihe dir, Vater, und ich werde meinen Bruder suchen, und dann wird die

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