Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)
hörst du mich?«
Eine andere Stimme. Sie erkannte Senior.
»Fran, du musst aufwachen, komm schon.«
Sie spürte etwas Kühles auf ihrer Stirn. Langsam öffnete sie die Augen, und entgegen ihrer Erwartung konnte sie alles klar und deutlich sehen. Senior, Albi, Rettungssanitäter, Schutzpolizisten.
»Was, verdammt …« Ihre Kehle war zu trocken, um weiterzusprechen. Ein Sanitäter hielt ihr einen Becher hin, gierig trank sie.
»Wir haben auf dich gewartet, aber du bist nicht gekommen«, sagte Albi. »Und du bist nicht ans Telefon gegangen.« Er hielt ihre Hand, sein Gesicht war von Sorgenfalten verzogen, er sah hinreißend aus. »Dann ging bei der Polizei ein Anruf ein, dass jemand um das Haus schleiche und sich verdächtig benehme. Senior und ich sind sofort los und haben tatsächlich jemanden eingefangen, der nicht hierher gehört. Erik Muench. Kennst du ihn?«
Also hatte Senior ihm noch nichts erzählt. Und ob Fran ihn kannte. Senior allerdings auch. Erik Muench, ihr Ex. Dass Erik sie betäuben würde, hätte sie nicht erwartet. Was hatte er mit ihr angestellt? Sie fuhr hoch, Albi musste ihre Hand loslassen.
»Was hat er …« Sie presste die Hand auf den Bauch. Wenn er sie vergewaltigt hatte, dann würde sie ihn umbringen.
Senior legte ihr eine Hand auf den Oberarm. »Nichts, Fran. Nichts ist passiert. Du hast einfach in deinem Bett gelegen und warst bewusstlos. Der Notarzt hat dich untersucht.«
Fran schossen Tränen in die Augen. War sie nicht selbst schuld? Sie musste Senior einweihen. Was war mit Albi? Solltesie ihn rausschicken? Nein. Er sollte sie so kennenlernen, wie sie war.
Die Sanitäter verabschiedeten sich, Fran dankte ihnen für ihre Hilfe.
» K.O. -Tropfen«, sagte Senior und blickte zu Albi. »Mit einer Spritze. Du hattest keine Chance.«
»Albi soll alles wissen«, sagte Fran.
Senior nickte.
»Ich habe Erik Samstagnacht abgepasst und habe ihm gedroht, habe ihn verletzt, aber dann bin ich abgehauen. Er stalkt mich nach wie vor, trotz Bannmeile. Er hört nicht auf.«
Albi runzelte die Stirn. »Dein Ex?«
»Ja, entschuldige, das kannst du ja nicht wissen.« Sie deutete auf den Kleiderschrank. »Links oben. Schau es dir an.«
Albi ging zögernd zum Schrank, öffnete ihn, schaute in eine offene Schachtel, zog eine Ansichtskarte heraus und las sie. »Mein Gott!«
»Ich hatte eine Fehlgeburt. Seitdem verfolgt er mich und will, dass ich ihm ein neues Kind austrage.«
»Ich verstehe«, sagte Albi und legte die Karte wieder zurück. »Aber jetzt ist er dran.« Er setzte sich wieder zu Fran aufs Bett, nahm ihre Hand und streichelte ihr über den Kopf.
Das tat unendlich gut. »Ich bin so ein Idiot«, sagte Fran. Sie hatte eine Lawine losgetreten, die sie fast überrollt hatte.
»Dieser Muench ist der Täter, nicht du, Fran. Er hat dich monatelang terrorisiert. Es ist ein Wunder, dass du ihn nicht einfach plattgemacht hast. Der Typ gehört in die Geschlossene«, sagte Albi.
Senior schien nicht zufrieden. »Du weißt selber, dass du nichts als unverschämtes Glück gehabt hast, oder? Ich kann nur hoffen, dass du an einen guten Richter gerätst. Das kann dich deinen Job kosten, das ist dir doch klar?«
Er wandte sich an Albi. »Ich halte Ihnen zugute, Herr Neusen, dass Sie anscheinend emotional in die Sache verstrickt sind, ansonsten müsste ich annehmen, dass Sie ein Problem mit Ihrem Beruf haben. Bei mir zumindest ist kein Platz für Selbstjustiz. Und bei aller Freundschaft zu Fran: Genau das ist es gewesen.«
Albi lief rot an.
Fran hielt seine Hand fest, hinderte ihn daran aufzustehen. »Es stimmt, Albi. Was ich gemacht habe, ist nicht zu entschuldigen. Wenn wir anfangen, das Recht in die eigene Hand zu nehmen, sind wir ganz schnell am Ende mit unserem Rechtsstaat. Ich werde mich dafür verantworten.«
Albi entspannte sich. »Natürlich. Aber ich finde es trotzdem erbärmlich, dass es gegen diese miesen Typen keine vernünftige Handhabe gibt, dass erst Menschen verletzt werden müssen, bevor wir eingreifen dürfen.«
»Das sehe ich genauso, Herr Neusen«, sagte Senior.
Fran streckte sich, leichte Übelkeit überkam sie, wie nach einer durchzechten Nacht.
Seniors Handy klingelte. Es gab Neuigkeiten. In Muenchs Wohnung hatten die Kollegen aus Köln zwei Ampullen K.O. -Tropfen, flüssige GHB , gefunden, inklusive Injektionsbesteck. Es war unglaublich, welche Mengen von diesem Mistzeug auf dem Markt waren. An jeder Ecke konnte man es kaufen.
»Ich glaube, du bist ihn los,
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