Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)
Familie wieder zusammen sein, dann werden wir wieder stark sein.«
Lars packte das Tagebuch, ein paar Kleider, seine Zahnbürste, sein Handy und seinen Laptop in einen Rucksack, löste das Sparbuch seiner Mutter auf, das ihm immerhin fast zweitausend Euro brachte, ging zum Bahnhof und löste eine Karte nach Hamburg. Einfache Fahrt.
13. Mittwoch
Ein Handy brummte. Es war nicht Frans Handy. Ein Mann fluchte leise. Fran brauchte keine zwei Sekunden, um wach zu werden. Dann begann ihr Handy, Like a Satellite zu spielen. Einen Moment noch wusste sie nicht, wo sie war, dann fiel ihr alles wieder ein.
Der Mann war Albi. Er lag in ihrem Bett. Sie hatte ihm gestern noch die Altstadt gezeigt, gegen elf Uhr hatten sie beschlossen, schlafen zu gehen, denn sie waren beide am Tisch schon weggedämmert, das war sogar der Bedienung aufgefallen, die sie lachend nach Hause schickte. Fran hatte Albi ihr Bett angeboten, er hatte dankend angenommen, sie hatten sich aneinandergekuschelt, sie hatte sämtliche Pläne für wilden Sex fallen lassen, sie waren sofort eingeschlafen.
Fran griff ihr Handy, Albi hatte seines vom Nachttisch gefegt, er hing halb aus dem Bett und suchte es. Sie hielt sich das Handy ans Ohr, es war Senior, und das konnte nur eins bedeuten.
Bevor Senior überhaupt etwas sagen konnte, fragte sie: »Wo?«
»Bärenkopf, Rheinkilometer 746,7. Weißt du, wo das ist?«
»Ja, auf der anderen Rheinseite, bei Oberkassel. Wir sind gleich da.«
Albi hatte inzwischen sein Handy gefunden und war auf demselben Stand der Dinge. Herz hatte ihn angerufen.
Fran strich ihm kurz mit der Hand über das Gesicht, er lächelte.
Dann sprangen sie aus dem Bett, zogen sich in Windeseile an und hetzten los.
»Gut, dass ich Polizeischutz habe«, sagte Fran. »Immer ein Taxi vor der Tür, mit echten Sonderrechten.«
Albi lachte, sie quetschten sich zu fünft in den Streifenwagen, Albi vorne, Fran und die beiden Bodyguards hinten. Mit Blaulicht und Sirene rasten sie los.
Am Tatort war die Hölle los. Fernsehteams von mindestens zehn Sendern waren in Stellung gegangen, an die zwanzig Beamte waren mit nichts anderem beschäftigt, als die Gaffer zurückzudrängen. Weitere fünf filmten zu Frans Genugtuung unablässig die Umstehenden. Sie hatten die Lektion von Unterbach gelernt. Aber warum war sie erst jetzt benachrichtigt worden? Der Apparat lief schon eine ganze Weile.
Kittner war da und sogar Mario Hartbäcker, der Staatssekretär im Innenministerium. Die Sache begann politische Dimensionen anzunehmen, denn ein Serienkiller, der quasi mit Ansage die gesamte Düsseldorfer Polizei narrte, war nicht förderlich für die Reputation der Politiker. Fran wappnete sich gegen alle Eventualitäten vom Rausschmiss bis zur Beförderung.
Kittner trat auf sie zu, stellte sie Hartbäcker unnötigerweise vor, mit den Worten, hätte man eher auf sie und ihr Team gehört, wäre vielleicht einiges anders gelaufen.
Hartbäcker verzog keine Miene, aber er schüttelte kräftig ihre Hand.
Senior winkte ihr, sie entschuldigte sich bei den beiden Herren, die sie ziehen ließen, denn sie mussten sich um die Presse kümmern.
»Wann?«, fragte Fran ärgerlich.
»Um fünf Uhr dreißig. Du hättest nichts machen können,wir haben die ganze Gegend, auch das andere Ufer, abgesucht. Der Täter hat sich nicht blicken lassen.«
»Mein Team?«
»Ist unterwegs. Kommt mit.« Er grüßte Albi mit einem väterlichen Schlag auf die Schulter. »Kittner ist erfreut, dass Sie mitmachen. Das gibt gute Presse. Zusammenarbeit über die Ländergrenzen und so.«
Albi verzog das Gesicht zu einem schiefen Lächeln.
Auf Brettern gingen sie zur Fundstelle der Leiche. Die Spurensicherung war in vollem Gange, riesige Scheinwerfer waren aufgebaut, als wolle man hier einen Film drehen.
Die zweite Leiche an einem Gewässer. Hatte das etwas zu sagen? Warum machte er das? Was wusste er über Operative Fallanalyse? Legte er falsche Spuren? Fran rauschte der Kopf.
Senior trat zur Seite, sie sah den Rücken, die roten Linien und die Brandmarken. Er war es. Kein Zweifel. Spätestens jetzt hatten sie eine Serie. Drei Morde, derselbe Täter. Sie starrte auf das Muster, auf die Schnitte, auf die Handschrift.
»Senior! Albi!«
Beide drehten sich zu ihr um.
»Er ist wütend.« Sie stockte. »Nein. Nicht wütend. Verärgert. Ungeduldig. Seht ihr die Wundränder? Sie sind nicht so glatt, nicht so elegant. Hier und da hängt ein Fetzen Haut. Und er hat ihm die Kehle
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