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Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Conrath
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einmal im Jahr durfte er sie nehmen, zur Wintersonnenwende.
    Ein feines Lächeln umspielte ihre Lippen, dann schlug sie die Augen nieder.
    Ihr Lächeln erinnerte ihn daran, mit welcher Inbrunst sie zum Adepten der vierten Stufe aufgestiegen war. Drei Stunden war sie in Ekstase versunken, ihr Körper hatte gezuckt und gezittert, dann wieder hatte sie dagelegen wie eine Tote, und kurz bevor er abbrechen wollte, war sie zurückgekehrt, mit einem Blick, der ihm verraten hatte, dass sie die andere Seite geschaut hatte, dass sie Luzifer geschaut hatte.
    Noch einmal spähte Lars die Wege hinab. Niemand weit und breit. Er schob sich vorsichtig aus dem Gebüsch, blieb in der Hocke und winkte den anderen. Ihr heutiger Altar, das Grab von Friedrich von Solderwein lag auf der südlichen Seite, etwa dreihundert Meter von ihrem jetzigen Standort entfernt.
    Wie die Wiesel huschten sie über die Wege, einmal rechts, zweimal links. Der Grabstein war frisch poliert, die Oberfläche schimmerte mattsilbern, frische Schnittblumen dufteten, in goldenen Lettern war zu lesen, dass er mit fünfundsechzig Jahren gestorben war. Da ging man normalerweise in Rente, dachte Lars, doch es wäre trotzdem genug Zeit gewesen, um seine Dinge zu ordnen, aber Friedrich von Solderwein hatte es versäumt. Trotzdem war er ein guter Verbündeter, und davon hatte Lars nicht viele. Um genau zu sein, nur seine kleine Gemeinde.
    Er stellte sich vor das Grab, Kim stand zu seiner Linken, Jana zu seiner Rechten, Marvin, als Rangniedrigster, kniete sich auf den Weg und senkte seinen Kopf, die Haltung, die ihm anscheinend am besten gefiel und Lars an Charlie Brown erinnerte. Mit einem geübten Griff zog Lars das Huhn ganz aus dem Beutel, ein zuckender Federklumpen, gebunden an Flügeln und Füßen. Immerhin das hatte Marvin gut gemacht. Ein flatterndes gackerndes Huhn wäre dem Ritual, das sie jetzt abhalten würden, sehr abträglich gewesen. In kürzester Zeit wäre die Polizei aus dem Boden gewachsen, um sie zu kassieren.
    Jana entblößte ihren rechten Unterarm, hielt mit der linken ihr Zeremonienmesser. Es war die Handarbeit eines Schmiedes, den sie auf einem Mittelalterfest kennengelernt hatte, Damaszenerstahl, mit einem Elfenbeingriff, in den ihr wahrer Name eingraviert war: Lilith, die hebräische Bezeichnung für Teufel in Frauengestalt.
    Lars löste einen Lederbeutel vom Gürtel, in dem er den satanischen Kelch transportierte, sein Meisterstück. Er hatte eine echte menschliche Schädeldecke mit einem Edelstahlfuß verklebt, in den die magischen Worte eingeritzt waren, die er jetzt zum Blutritual sprechen würde. Die Schädeldecke hatte er auf dem Südfriedhof gefunden, als alte Gräber geräumt wurden, die Totengräber hatten sie übersehen.
    Er nickte Jana und Kim zu.
    Jana schloss kurz die Augen, setzte das Messer fünf Zentimeter unterhalb der Armbeuge an   – sie wusste genau, wo sie schneiden musste, damit sie keine zu großen Gefäße verletzte   –, drückte auf die Klinge und zog sie langsam über die Haut.
    Das Kribbeln begann im Bauch, zog von da zum Rücken und schoss in alle Richtungen durch Lars’ Körper. Verdammt, das war geiler als vögeln. Die Blutlinie wurde breiter, die ersten Tropfen rannen den Arm hinunter, er hielt den Kelch unter Janas Arm, fing die kostbare Flüssigkeit auf.
    Jana stöhnte leise wie beim Orgasmus, sie legte eine zweite Linie daneben, etwas tiefer, mehr Blut quoll hervor. Sie setzte erneut an, aber Lars gebot ihr Einhalt, sie zögerte, aber dann gehorchte sie. Janas Blut sammelte sich im Kelch, langsam versickerte der Strom.
    Er hielt den Kelch Kim hin, die dem Huhn den Kopf mit einer schnellen Bewegung abriss und den Hals in das Gefäßhielt. Fünfmal noch pumpte das Herz, dann erschlaffte der Federklumpen.
    Bis zur Hälfte füllte das Blutgemisch den Schädel, Lars war zufrieden und murmelte die magischen Worte, eine Zusammenfassung des ersten Henochischen Schlüssels, den man brauchte, um die Ankunft Luzifers vorzubereiten. Insgesamt waren es neunzehn Schlüssel, ein langer Weg, der vor ihnen lag. »Ich herrsche über euch, sagt der Herr der Erde, in Macht erhoben Oben und Unten, in dessen Händen die Sonne ein glitzerndes Schwert ist und der Mond ein alles durchdringendes Feuer! Seid freundlich zu mir, denn ich bin wie ihr!   – Der wahrhafte Anbeter des höchsten und unbeschreiblichen Königs der Hölle!«
    Er setzte den Schädel an die Lippen, sein Herzschlag beschleunigte, der erste Tropfen kitzelte an

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