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Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Conrath
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vorne, hörte noch einen Moment zu, dann murmelte er in das Gerät, sie würden sofort kommen.
    Fran wagte kaum zu atmen, und dann geschah etwas, das sie nicht für möglich gehalten hätte. Senior kramte ein Taschentuch aus seiner verbeulten Jeans, und zwar nicht, um sich die Nase zu putzen, sondern sich die Tränen aus den Augen zu wischen. Sie fing einen Blick von Sascha ein, der nur mit den Achseln zuckte.
    Senior richtete sich auf. »Ich bin zu alt für diese Scheiße«, nuschelte er, nahm einen Schluck Wasser und schien sich erst sammeln zu müssen, bevor er sie einweihen konnte.
    Hoffentlich war seiner Familie nichts passiert. Frans Kehle wurde eng.
    »Ein Mädchen, sechzehn. Furchtbar zugerichtet. Im Wald am Unterbacher See, wie aufgebahrt.« Er hielt ihnen sein Handy hin.
    Ein Beamter vor Ort hatte den Tatort fotografiert und Senior das Bild aufs Telefon gesendet. Auch wenn das Bild verschwommen war und kaum Details zeigte, erkannte Fran mehr als genug: Das Mädchen lag auf dem Bauch, es war nackt, und sein Rücken war von roten Linien entstellt.
    *
    Es prickelt immer noch. Helena hier abzulegen war ein heißes Spiel, aber es hat Spaß gemacht. Gegen meine Erwartung hatte ich keine Angst, im Gegenteil. Der Kick war fast so gut wie ein perfekter Schrei.
    Helena ist ein zierliches Persönchen, sonst hätte ich das nicht geschafft. Sie wiegt vierundvierzigeinhalb Kilo, abzüglich des Fingers. Eigentlich muss ich den Finger mitrechnen   … egal. Ich habe sie verpackt, ins Auto gelegt und bin hierhergefahren, zum See. Am Südufer habe ich sie gut sichtbar abgelegt, der Strandwart hat pünktlich seine Runde gemacht und sie gefunden. Seine Reaktion war erstaunlich. Er hat tatsächlich nachgeschaut, ob Helena noch lebt, dann hat er die Polizei gerufen und ist danach etwa zehn Meter von Helena weggegangen und hat sich die Seele aus dem Leib gekotzt. Am Nordufer habe ich mir ein Plätzchen ausgesucht, um zu schauen, ob alles so läuft, wie ich es geplant habe. Der Baum, auf dem ich sitze, ermöglicht mir freien Blick auf das Südufer, mit meinem Feldstecher erkenne ich jedes Detail. Ich warte.
    Die Polizei kommt, hektische Blaulichter und hysterische Sirenen. Drei Rettungswagen. Warum drei? Helena ist tot. Aber vielleicht schicken sie vorsichtshalber ein paar Wagen mit, um zartbesaitete Zeugen zu versorgen.
    Ich warte weiter.
    Am Strand sammeln sich die Schaulustigen, darunter auch Fotografen von der Presse, das sehe ich an den dicken grauenObjektiven. Das ist mein Publikum! Sie recken die Hälse, können kaum etwas sehen, nur Geduld, ich werde euch noch ein Schauspiel bieten, von dem euch keine Polizeiabsperrung fernhalten kann.
    Wo bleibt Fran? Warum dauert das so lange? Habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt? Helenas Rücken ist zu lesen wie ein offenes Buch. Die Zeichen sind eindeutig. Jeder, der in die Geheimnisse der Satanisten eingeweiht ist, weiß, was die Gravierungen bedeuten. Es war ein hartes Stück Arbeit. Menschliche Haut, selbst diese zarte junge von Helena, ist widerspenstig. Das ist nicht einfach ein Stück Papier, auf das man mit leichter Hand seine Nachricht schreiben kann. Hätte ich nicht geübt, dann hätte ich ganz schön dumm dagestanden. Aber so wusste ich genau, wie ich das Skalpell führen musste. Natürlich habe ich alles vorgezeichnet, damit sich nur ja kein Fehler einschleicht. Fran muss lesen und verstehen.
    Mein rechtes Bein droht einzuschlafen, die Sitzposition ist unangenehm, aber das ist es wert.
    Nicht nur, dass Helena mir außergewöhnliche Schreie überlassen hat. Selbst jetzt, im Tod, ist sie ein Kunstwerk. Nicht alle meine Gäste habe ich so schön hergerichtet. Ich lerne, ich experimentiere, erkenne neue Möglichkeiten. Ist das nicht bei allen genialen Künstlern so? Dass sie sich weiterentwickeln? Sich weiterentwickeln müssen? Mein Kopf fühlt sich heiß an. Das ist die Anstrengung.
    Die Polizei hat alles abgesperrt, rotes Band flattert im Wind, die Sirenen eines weiteren Krankenwagens heulen heran, unnütz, Helena ist tot, so absolut tot. Verdammt noch mal. Schon wieder habe ich geflucht. »Du bist ein böser Junge«, flüstere ich. Meine Augen tränen, ich muss sie mir trocken wischen, sonst verschwimmt alles.
    Nachdem ich das Fernglas wieder angesetzt habe, erkenneich eine Veränderung. Endlich. Fran ist da, ein alter dicker und ein junger schlanker Mann begleiten sie. Sie schüttelt Hände, ein Mann mit einem weißen Overall, der vermummt ist wie in einer

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