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Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Conrath
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eine verdammte Villa!
    Sie fuhren auf das Tor zu, es öffnete sich ferngesteuert, ein Mann in Livree wies sie zu einem Parkplatz. Fran unterdrückte einen Anfall von Neid. Wer in Kaiserswerth eine Villa besaß, der hatte Geld, und Frau Anselm musste richtig Geld haben, denn diese Villa war mit Sicherheit nicht unter vier Millionen zu bekommen. Der Diener verbeugte sich und führte Senior und Fran in einen Salon, der eingerichtet war mit Möbeln, die hervorragend für einen Historienfilm aus dem achtzehnten Jahrhundert als Kulisse hätten dienen können.
    Frau Anselm trug ein rosafarbenes Kleid, das ihre schmale Taille betonte, ohne aufdringlich zu wirken. Das war nicht Frans Geschmack, aber alles in allem hatte Frau Anselm Stil. Sie begrüßte Senior und sie mit Handschlag, die Hände der Frau waren warm und trocken. Alle drei nahmen Platz, auf dem hochbeinigen Tisch standen Kuchen, Gebäck und Obst und natürlich der unvermeidliche Kaffee, obwohl es bereits nach acht Uhr am Abend war.
    Fran verzichtete auf Small Talk und kam gleich zur Sache. »Danke, dass Sie Zeit für uns haben. Es geht um Frank Bredows. Kannten Sie ihn?«
    »Ja, ich kannte ihn. Und ich bedaure sehr, dass er nicht mehr lebt.«
    »Warum?« Fran fixierte Sybille Anselm, versuchte, sie damit zu verunsichern, versuchte, ihren Verstand zurückzudrängen, damit sie durch ihre Gefühle geleitet mehr erzählte, als sie vielleicht wollte.
    »Ich habe eine sehr schöne Affäre mit Frank gehabt. Aber das war nicht der Grund, warum wir uns haben scheiden lassen.«
    »Nein?«
    »Nein.« Sybille Anselm lächelte. »Wenn Sie glauben, dass mein Ex ihn umgebracht hat, fürchte ich, verfolgen Sie eine falsche Spur.«
    »Joachim Keller, Ihr ›Ex‹, hat uns nichts über diese Affäre erzählt.«
    »Warum sollte er? Es hatte keine Bedeutung. Wir waren siebzehn Jahre verheiratet, die letzten neun Jahre waren nichts als eine Zweckgemeinschaft. Jeder hatte seine Liebschaften, seine Affären, und das war gut so. Wir haben uns vor zwei Jahren in bestem Einvernehmen getrennt, als unser Sohn Nils aus dem Haus war. Er studiert in Barcelona und hat eine ganz reizende Spanierin zur Freundin. Ach ja, wir feiern immer noch Weihnachten zusammen. Frank allerdings war nie bei unseren intimen Feiern dabei, wie gesagt, er war eine kurze reizvolle Affäre, kein Mitglied der Familie.« Sybille Anselm öffnete eine silberne Schatulle und entnahm ihr mit ihren langen Fingern eine Zigarette. Sie fragte nicht, ob es störte, sondern steckte sie an, inhalierte tief, legte den Kopf nach hinten und blies den Rauch in die Luft.
    »Könnten Sie sich vorstellen, dass jemand anderes in der Firma Streit mit Frank Bredows gehabt haben könnte?«
    »Aber ja«, antwortete Sybille Anselm, als sei das selbstverständlich.
    »Wer?«, fragte Fran freundlich und zückte ihr neuestes technisches Spielzeug, ein Smartphone, das sie wie einen Notizblock benutzen konnte. Sie schrieb mit einem Plastikgriffel auf den Bildschirm, und das Gerät wandelte ihr Gekrakel in lesbare Maschinenschrift um. Es hatte einige Zeit gedauert, bis das Gerät Frans Schrift erkennen gelernt hatte, aber jetzt funktionierte es wunderbar.
    Sybille Anselm lehnte sich zurück. »Hat Joachim nichts darüber erzählt?«
    »Worüber?«, hakte Senior nach.
    »Na ja.« Anselm zögerte. »Sie werden es ja so oder so herausfinden, und mich geht es nichts mehr an. Hauptsache, Sie finden den Täter.« Sie beugte sich nach vorne, hob den Deckel der Kaffeekanne, klatschte in die Hände. »Johann!«, rief sie. »Würden Sie bitte noch ein wenig Kaffee bringen?«
    Fran durchstieß fast die Oberfläche ihres Smartphones. Hatte sie gerade richtig gehört? Johann? Mehr Klischee ging nicht.
    Sybille Anselm kräuselte die Lippen und warf Fran einen bösen Blick zu. »Überrascht Sie das, Frau Miller?«
    »In der Tat«, antwortete Fran und konnte nicht verhindern, dass sie noch einen Satz zu dem Thema von sich gab. »Ich dachte immer, dass die Diener ›Albert‹ heißen. Meinen werde ich auf jeden Fall ›Albert‹ nennen. Das klingt eleganter, meinen Sie nicht?«
    Senior hustete kurz und hart. »Meine Damen, das können wir zu einem späteren Zeitpunkt gerne ausführlich diskutieren, jetzt sollten wir aber zum Thema zurückkommen. Liebe Frau Anselm, an wen hatten Sie gedacht?«
    »Edgar Simplon. Bredows hätte ihm die Stelle als Abteilungsleiter hier in Düsseldorf fast vor der Nase weggeschnappt.«
    »Wenn Bredows nicht plötzlich verschwunden

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