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Der Schmetterlingsthron

Der Schmetterlingsthron

Titel: Der Schmetterlingsthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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für Fehler gehabt hatten – offenbar besaßen sie gewisse übermenschliche Fähigkeiten, mit denen er, Fusinian, nicht aufwarten konnte. Aber da er Philosoph war, machte er das Beste daraus.«
     
    Einige Minuten später öffnete Jorian das Schloss der Zelle, in der sich die Sklavenmädchen befanden. Sie stürzten sich auf ihn; Mnevis umarmte ihn und erdrückte ihn fast mit ihren Küssen.
    »Na, na, Mädchen«, sagte er. »Ich hole euch hier heraus, aber ihr müsst ganz still sein. Kein Reden oder Flüstern oder Kichern. Jetzt kommt. Bleibt hinter mir.«
    Er führte die zwölf auf Zehenspitzen durch den Korridor, blieb an der ersten verschlossenen Seitentür stehen, öffnete das Schloss mit seinem Dietrich und stellte fest, dass hier landwirtschaftliche Geräte aufbewahrt wurden. Im zweiten Lagerraum fand er allerlei schwere Wintersachen; Pelzstiefel, Wollumhänge und Mäntel aus Schafsleder.
    Das dritte Zimmer enthielt den Schatz der Brüder, den Jorian gesucht hatte; die Mädchen schrien leise auf, als sie die schimmernden Gegenstände auf den Regalen sahen, die juwelenbesetzten Kelche, Kerzenhalter und Lampen. Mehrere Kisten enthielten Gold und Edelsteine. Einige Brüder mussten ein erhebliches Vermögen mit in den Ruhestand gebracht haben.
    Jorian stopfte mulvanische Goldkronen in seinen Geldgürtel; ohne sie zu zählen vermutete er, dass er über hundert Kronen an sich nahm. Händeweise teilte er Münzen an die Mädchen aus und sagte ihnen, sie sollten die Beträge gut verwahren. Von den Regalen nahm er allerlei Schmuck, einschließlich einer juwelenbesetzten Goldschale und mehrere Ringe und Armbänder. Auch diese Stücke vertraute er den Sklavinnen an.
    »Jetzt kommt«, sagte er. »Wir gehen die Treppe hinauf. Blast die Kerze aus!«
    Jorian setzte sich an die Spitze der kleinen Prozession und erklomm die Stufen, bis er in den Hauptsaal sehen konnte.
    Die Lautstärke der Gespräche hatte erheblich zugenommen. Überall waren die Brüder in hitzige Auseinandersetzungen verwickelt, schlugen mit den Fäusten auf die Tische oder hielten sich gegenseitig mahnend die Zeigefinger unter die Nase. Inzwischen waren weitere Hinrichtungsinstrumente hereingebracht worden, und auch jetzt schleppten zwei Mann eine kleine Schmiede mit einigen Werkzeugen an. Sie stellten sie ab, und einer machte sich daran, das Feuer zu entzünden. Der andere schaltete sich in eine der heftigen Diskussionen ein.
    Ein lauter Schrei ließ Jorian herumfahren. Ein Bruder schleuderte einem anderen sein Bier ins Gesicht. Mit einem Wutschrei warf das Opfer seinerseits einen Bierkrug und zog den Dolch. Der Gegner wich auf die freie Fläche zwischen den Tischen aus, wo nun die Hinrichtungswerkzeuge standen. Er riss eine Henkersaxt hoch und spaltete damit dem anderen den Schädel.
    Im Saal kam es nun zu heftigen Ausschreitungen. Überall gingen Männer wie von Sinnen aufeinander los, und alle möglichen Geräte wurden gepackt und verwendet – Äxte, Schwerter, Messer und Folterhämmer.
    Jorian gab den Mädchen ein Zeichen. Mit gezogenem Schwert führte er die Gruppe die Wand entlang durch den Saal und winkte sie an sich vorbei ins Vestibül, das nach draußen führte.
    In diesem Augenblick löste sich eine Gestalt aus dem blutigen Durcheinander im Saal und stürzte auf ihn zu. Es war Mehru, sein früherer Führer, der mit beiden Händen ein Langschwert schwenkte. Blut lief ihm über das Gesicht, und seine Augen hatten einen irren Blick.
    »Geht zum Pier hinunter und winkt das Beiboot her«, sagte Jorian zu den Sklavenmädchen. »Ich bin bald bei euch.«
    »Du hast das durch Zauberkraft angerichtet!« schrie Mehru und zielte mit dem Schwert auf Jorians Kopf.
    Jorian parierte den Hieb, doch die Schläge des kleinen Scharfrichters kamen so schnell, dass er nicht zu Gegenaktionen kam, außerdem war seine Waffe zu kurz, um wirklich offensiv zu kämpfen. Jorian versuchte die Schläge abzulenken, doch die Kraft des Angriffs ließ seinen Arm erlahmen.
    Schritt um Schritt wich Jorian ins Vestibül zurück – und erreichte schließlich den Bogengang, der das Fallgitter stützte. Immer wieder schaute er nach links und rechts und maß die Entfernung von den Seitenwänden. Jetzt befand er sich bereits auf der Zugbrücke, die im Gegensatz zu den Gewohnheiten der Brüder trotz der Dunkelheit noch unten war.
    Hier blieb er stehen. Mehrus Angriffe waren langsamer geworden, und er atmete schwer. Jorian lächelte und rief: »Warum kämpfst du nicht, du

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