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Der Schmetterlingsthron

Der Schmetterlingsthron

Titel: Der Schmetterlingsthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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entscheiden, wer nun recht hatte.
    Dieser Charens schwang sich zum Anführer der Armen auf und verlangte Reformen; die Reichen sollten auch Steuern zahlen, und öffentliche Gelder sollten für die Armen bereitgestellt werden – etwa zum Bau eines Krankenhauses oder Waisenhauses. Bei der nächsten Wahl wurde Charens trotz aller Anstrengungen der Reichen, die Wähler einzuschüchtern und die Stimmenzählung zu beeinflussen, zum Archont gewählt.
    Sobald Charens an der Macht war, begann er mit seinen Reformen. Das brachte die Reichen derart in Wut, dass sie eine Bande Abenteurer anheuerten, die Charens auf dem Heimweg vom Marktplatz erschlugen. Da nach der damaligen Verfassung der Mann mit dem zweithöchsten Stimmenanteil Vize-Archon wurde, rückte der Kandidat der Reichen auf und machte alle Reformen Charens rückgängig.
    Die Oligarchen hatten jedoch nicht mit Charens’ jüngerem Bruder Charenzo gerechnet. Charenzo hatte seinen Bruder sehr bewundert und schwor Rache. Schnell hatte er eine Untergrundbewegung organisiert. Ein Jahr nach dem Mord an seinem Bruder führte er eine Revolte an, bei der viele Reiche umkamen und die meisten anderen fliehen mussten. Dies war das erste der großen Massaker, die in den nächsten Jahren die Geschichte Metouros verdüstern sollten – Köpfe, die auf dem Marktplatz aufgestapelt wurden, tobende Menschenmassen, die begeistert die Folter von Gefangenen verfolgten, und dergleichen.
    Charenzo war ein weniger fähiger und aufgeklärter Mann und weitaus gewalttätiger als sein Bruder. Reformen und öffentliche Einrichtungen interessierten ihn weniger als die Rache an den Mördern seines Bruders – eine Gruppe, zu der bald jeder gehörte, der gegen ihn war. Kaum ein Tag verging in Metouro, an dem nicht ein Unglücklicher hingerichtet wurde.
    Mit jeder Verurteilung machte sich Charenzo neue Feinde, und sogar seine Freunde waren bald gelangweilt und besorgt. Als eine Gruppe im Exil lebender Oligarchen mit einem Trupp shvenischer Söldner über die Grenze rückte, wurde Charenzos wilde Armee überwältigt. Jetzt waren die früheren Machthaber mit Massakern und Hinrichtungen an der Reihe.
    Charenzo entkam aus Metouro und suchte übernatürliche Hilfe beim Zauberer Synelius in Govannian. Synelius war von Geburt aus Metourer und war aus seiner Heimat geflohen, weil er geahnt hatte, dass Charenzo ihn als illegalen Zauberer verurteilen wollte. Jetzt jedoch tat sich Charenzo mit seinem früheren Feind zusammen, und Synelius versicherte ihm, dass er eine Armee aus Trollen herbeirufen könnte – die vulgäre Bezeichnung für Dämonen aus der Neunten Ebene –, um das jetzige Regime in Metouro zu stürzen. Die Oligarchie hatte nicht aus den Erfahrungen gelernt und beutete die Armen aus wie eh und je.
    Charenzo, Synelius und eine Unzahl von Trollen erschienen plötzlich zwischen den Metourern. In ihrer Angst vor übernatürlichen Wesen flohen die shvenischen Söldner, wie auch viele Metourer, bis Charenzo die Tore schließen ließ und dort Trolle postierte.
    So begann die zweite Herrschaft des wilden Charenzo. Da die Trolle Nachtwesen waren, ließen sie sich selten am Tage sehen. Doch abends schlossen sich alle Metourer ein, um nicht von einem der herumhüpfenden Wesen mit den großen Köpfen davongeschleppt zu werden.
    Charenzo nahm seine Tyrannei wieder auf, bis schließlich Synelius ihn darauf aufmerksam machte, dass er die Metourer schneller tötete, als sie geboren wurden, und dass er bald keine Untertanen mehr haben würde, wenn er noch lange so weitermachte. Dieser Rat stimmte Charenzo misstrauisch gegenüber seinem Zauberer. Er täuschte Interesse an Synelius’ Magierkunst vor und schmeichelte dem alten Mann, bis dieser die Zaubersprüche verriet, mit denen er die Trolle lenkte. Daraufhin ließ Charenzo den alten Mann verhaften und in ein Verlies der Zitadelle werfen, die inmitten der Stadt auf einem Hügel stand. Synelius rief seine Trolle zu Hilfe, doch Charenzo widerrief wirkungsvoll diesen Befehl.
    Inzwischen hatte sich aus Metourern aller Schichten eine Verschwörung gebildet; man gründete eine Geheimgesellschaft, die einfach ›Bruderschaft‹ genannt wurde, mit Losungsworten, Eiden und anderem Mummenschanz. Die Brüder bestimmten ein fünfköpfiges Komitee zur Leitung der Gesellschaft, und die fünf Mitglieder dieses Komitees sollten aus möglichst verschiedenen Klassen kommen.
    Durch ein Mitglied, das zugleich der Gefängnismannschaft angehörte, erfuhr die Bruderschaft von der

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