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Der Schmetterlingsthron

Der Schmetterlingsthron

Titel: Der Schmetterlingsthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Astis’ zu verhüllen und auf den Stadtmauern aufzustellen seien. Als der Angriff der Aussarier begann, wurden die Planen weggezogen, und auf den Mauern standen plötzlich Hunderte von nackten Astisgestalten.
    Doubri beobachtete den Kampf aus den hinteren Linien. Da er kurzsichtig war, ließ er sich die Kampfsituation von seinen Leuten beschreiben – und was er da hörte, erfüllte ihn mit Entsetzen. Denn seine Soldaten konnten nicht die Mauern erklimmen, ohne diesen schändlichen Skulpturen nahe zu kommen. Zwar ließen sich Pfeile darauf abschießen, die jedoch nur Kratzer verursachten und kleine Stücke heraussprengten, während die Bogenschützen dabei auf sinnliche Gedanken kamen. Da zu der Zeit noch keine Katapulte bekannt waren, konnte man die Statuen auch nicht aus der Ferne vernichten.
    Doubri blieb noch einige Tage im Lager und führte einen halbherzigen Angriff auf die Mauer, der jedoch mühelos abgeschlagen wurde. Auch probierte er es mit einem Tunnel, den die Verteidiger indes fluteten.
    Doubri wusste auch, dass er die Kortolier nicht aushungern konnte, deren Marine noch alle Gewässer kontrollierte. Als bei den Aussariern eine Krankheit ausbrach, gab Doubri daher die Belagerung auf und kehrte nach Aussar zurück, wo er erfahren musste, dass seine Regierung gestürzt war und dass eines der talentiertesten jungen Mitglieder der Despotenfamilie an seiner Statt zum Herrscher ernannt worden war.
    Und das ist die Geschichte von Forimar dem Ästheten und Doubri dem Makellosen. Die Moral, wie wir sie in Kortoli sehen, ist, dass sowohl Forimars Kunstverstand als auch Doubris Moralauffassung auf ihre Weise gut gewesen wären, hätte man sie mit Mäßigung vertreten. Aber jede Tugend lässt sich in ein Laster verkehren, wenn man sie mit übertriebener Härte und Beharrlichkeit durchsetzen will.«
     
    Jorian und seine Zuhörer standen nun im Portiko des Tempels vor den großen Bronzetüren. Während er seine Geschichte entwickelte, hatte sich Jorian langsam immer weiter von der Gottesstatue entfernt und rechnete jetzt jeden Augenblick damit, dass Karadur und Valdonius wieder zur Gruppe stießen.
    Der Theokrat sagte: »Ein lehrreicher und amüsanter Bericht, Dr. Maltho. Sogar in unserem heiligen Kult müssen wir manchmal den Eifer einiger Kollegen bremsen. Wir wissen, dass wir allein im Besitz der höchsten Wahrheit sind und dass wir sie verbreiten und Irrtümer einschränken müssen, aber übermäßige Gewalt ist dabei manchmal …«
    UUAAOO! UUAAOO! Ein ungewöhnlicher Laut erklang im Tempel – so etwas wie ein Froschquaken, doch von der Lautstärke eines Löwengebrülls.
    »Beim gütigen Gorgolor, was ist das?« rief einer der Geistlichen und drehte sich um. Dann zuckte er mit einem Aufschrei zurück. »Der heilige Frosch errette uns! Die Statue lebt!«
    UUAAOO! ertönte das seltsame Geräusch, und ein Platschen und Poltern folgte. Im nächsten Augenblick sprang der Froschgott durch die Bronzetüren – so groß, wie er auf dem Podest gewesen war, doch höchst lebendig. Gorgolor landete mitten in der Gruppe, die vor der Tür stand. Jorian sprang zur Seite, doch einige andere, darunter der Theokrat, wurden umgerissen. Ein letztes UUAAOO ausstoßend, verschwand der Frosch mit einem Riesensatz in der Dunkelheit.
    Hastig half Jorian dem Theokraten auf die Beine und reichte ihm die zerdrückte Filzkrone. Aber Kylo kümmerte sich nicht um Jorian oder seinen priesterlichen Kopfschmuck.
    »Schickt Männer hinterher!« kreischte er und hüpfte auf dem Marmor herum. »Der Gott hält auf die Spraasümpfe zu, und dort fangen wir ihn nie! Ruft die Armee! Holt Netze! Beeilt euch! Habt ihr denn alle Wurzeln geschlagen?«
    Ein Mann hastete mit flatternder weißer Robe davon. Andere eilten aus der Dunkelheit herbei und erkundigten sich nach dem Grund des Lärms. Als sie die Wahrheit erfuhren, begannen sie entsetzt zu wehklagen.
    Nach wenigen Sekunden standen Jorian, Karadur und Valdonius allein im Portiko. Karadur weinte wieder einmal still vor sich hin. Draußen bewegten sich Fackeln. Die Nachricht von der Flucht des Gottes verbreitete sich mit Windeseile.
    »Na«, sagte Jorian und musterte seine Begleiter. »Euer verdammter Zauber ist wohl wieder mal schiefgegangen, was?«
    »So könnte man sagen.« Valdonius bemühte sich um Haltung. »Wahrscheinlich haben wir ein Wort aus der alten Schriftrolle falsch übersetzt. Trotzdem ist das Ergebnis fast ebenso befriedigend.«
    »Auf jeden Fall sollten Karadur und ich weiterziehen,

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