Der Schneesturm
abnehmend, sich linkisch verbeugend. Dann bekreuzigte er sich vor der Ikone und legte ab.
»Ah, der Rü-ü-bezahl!«, lachte der Müller, die Gurke umklammernd. »Was hattstu im Birkwald zus-s-suchen, Elstersch-schnabel?«
Elsterschnabel, da ist was dran, dachte der Doktor mit einem Blick auf den Krächz.
»Und wer hatts dir erlau-p-t, über-hau-p-t? … Schwachkopf-f-f!«
»Hör auf zu lästern, Semjon!«, rief die Müllerin und schlug mit der massigen flachen Hand auf den Tisch.
»Du bi-biss ein … ein Staatsf-feind, wusstest d-du das? Sch-schadenstif-f-fter!« Einen Bogen um die Teller schlagend, wankte der Müller auf den Fuhrmann zu. »Da-dafür muss man dich einloch-chen, muss man!«
Er stolperte und fiel auf den Speck.
»Nun sei schon still«, lachte die Müllerin. »Kosma, komm her und setz dich.«
Der Krächz fuhr sich durch das schweißnasse rotblonde Haar und trat zum Tisch.
»Allu-lump-penhunde hinner-schloss-unn-r-r-riegel! Schwachkerlsch-scheisskopf-f-f!«, quietschte der Müller und funkelte den Krächz zornig an.
»Jetzt ist aber mal gut!« Die Müllerin verlor die Geduld, ergriff den Gemahl mit beiden Händen und setzte ihn sich auf den Busen. »Sitz und rühr dich nicht!«
Den Mann mit einer Hand festhaltend, goss sie dem Krächz mit der anderen einen Schnaps ins Teeglas.
»Trink! Das tut gut.«
»Ergebensten Dank, Taissija Markowna.« Der Krächz setzte sich an den Tisch, nahm das Glas in seine Pranke, beugte den Kopf darüber, spitzte seinen Elsternschnabel und schlürfte den Selbstgebrannten langsam in sich hinein, wobei er sich allmählich aufrichtete.
Als das Glas leer war, keuchte er und verzog das Gesicht, nahm ein Stück Brot, hielt die Nase daran und sog Luft ein, dann legte er es zurück auf den Tisch.
»Iss nur, Kosma, genier dich nicht.«
»Friss und sabbere!«, grölte der Müller und fing sogleich mit zitternder Stimme zu singen an:
Opa!, spricht die Omama:
Ich geh nach Amerika! –
Olle, willste nich begreifen:
’S Meer hat keinen Zebrastreifen!
»Wirst du wohl aufhören!«, rief die Müllerin und schüttelte ihren kleinen Mann.
Der ließ nur ein besoffenes Lachen hören.
Der Krächz langte nach einem Stück Käse und schob es sich in den Mund, biss vom Brot ab und begann schnell zu kauen. Er hatte kaum geschluckt, da fragte ihn der Doktor, wie es um das Mobil stehe.
»Ich hab die Kufe mit einer Leiste gerichtet. Von oben angenagelt.«
»Also könnten wir weiterfahren?«
»Könnten wir.«
»Na. Dann nichts wie los.«
»Nein, Sie wollen doch nicht ernsthaft wieder aufbrechen?«, fragte die Müllerin ungläubig lachend. »Jetzt? Nach Dolgoje?«
»Die Leute warten auf mich.«
»Der da … der Dr-recks-sack soll fahrn. Der Doktor bl-leibt!«, hatte der Müller einen Vorschlag zu machen; dabei drohte er dem Fuhrmann mit der Faust.
»Halt die Luft an!«, rief Taissija Markowna und drückte ihn zurück in ihren Ausschnitt. »Wo wollen Sie hin, mitten in der Nacht, bei dem Sturm? Sie würden sich im Nu verirren!«
»Zack. Himmnu-u-uh!« Der Müller mit wildem Kopfschütteln.
»Aber ich muss heute unbedingt noch nach Dolgoje!«, blieb der Doktor unbelehrbar.
Die Müllerin, während sie ihren Gemahl wiegte wie einen Säugling, seufzte tief.
»Durch das Wäldchen kämen Sie zur Not noch und durch Stary Possad. Aber dahinter fängt das freie Feld an, da sind auch keine Stangen mehr. Sie blieben im Schnee stecken und müssten die Nacht dort verbringen.«
»Könnte uns nicht jemand den Weg zeigen? Ihr Geselle zum Beispiel?«
»Was soll der Ihnen helfen? Hat er vielleicht Katzenaugen?«, fragte die Müllerin spöttisch zurück. »Der siehtnachts auch nicht mehr als Sie. Außerdem ist er nicht von hier.«
»Der! Iss ein Ker-rl!«, rief der Müller und stemmte die Stiefel in die Brüste seiner Frau, kletterte darin empor, umfasste mit einer Hand ihren Nacken und schaute von oben auf den Krächz hinab. »Ganz ein andrer als wie du!« Und er bedachte den Fuhrmann mit einer unanständigen Geste. Der Krächz aß Sauerkraut und scherte sich nicht um ihn.
»Übernachten Sie hier!«, schlug die Müllerin vor. Dabei schob sie mit der freien Hand ein Teeglas unter den Samowar, öffnete den Hahn. Ein Strahl dampfendes Wasser schoss in das Glas.
»Ich werde heute erwartet.« Der Doktor drückte seine Kippe aus.
»Selbst wenn Sie den rechten Weg fänden, kämen Sie vor morgen früh nicht an. Um die Zeit fährt man Schritttempo.«
»Vielleicht, dass wir besser
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