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Der Schneider

Der Schneider

Titel: Der Schneider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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Geländewagen, Kinder, die ganze Bescherung.«
    Pendel hob nur zögernd den Kopf, als dauerte es eine Zeitlang, bis die vom Richter verhängte Haftstrafe zu ihm durchgedrungen war.
    »Das ist doch Erpressung, Andy.«
    »Die Kräfte des Marktes, lieber Freund.«
    Pendel stand langsam auf und blieb dann reglos stehen; die Füße dicht zusammen und den Kopf gesenkt, starrte er die Banknoten auf dem Bett an, schließlich schob er sie in den Umschlag zurück und den Umschlag zusammen mit dem Kohlepapier und dem Insektenspray in seine Reisetasche.
    »Ich werde ein paar Tage brauchen.« Er redete den Boden an. »Ich muß doch mit ihr reden, oder?«
    »Sie haben es selbst in der Hand, Harry.«
    Pendel schlurfte mit gesenktem Kopf zur Tür.
    »Bis dann, Harry. Nächster Termin, nächster Treffpunkt, okay? Machen Sie’s gut. Viel Glück.«
    Pendel blieb stehen und drehte sich um, seine Miene zeigte nichts als die ergebene Hinnahme des Urteils.
    »Sie auch, Andy. Und danke für die Prämie und den Whisky, und daß Sie mir Ihre Eindrücke von Mickie und meiner Frau mitgeteilt haben.«
    »War mir ein Vergnügen, Harry.«
    »Und vergessen Sie nicht, mal vorbeizukommen und Ihr Tweedjackett anzuprobieren. Es ist, wenn ich so sagen darf, robust, aber geschmackvoll. Höchste Zeit, daß wir einen neuen Menschen aus Ihnen machen.«
     
    Eine Stunde später hatte Osnard sich in dem Käfig am hinteren Ende des Tresorraums eingeschlossen; er sprach in den übergroßen Hörer des geheimen Telefons und stellte sich vor, wie seine Worte digital in Luxmores pelzigem Ohr wieder zusammengesetzt wurden. Luxmore saß in London schon früh am Schreibtisch, weil er Osnards Anruf erwartete.
    »Habe ihm Zuckerbrot gegeben und ihm dann mit der Peitsche gedroht, Sir«, berichtete er mit der Stimme des jugendlichen Helden, die er nur seinem Meister gegenüber anschlug. »Ziemlich kräftig, fürchte ich. Aber er zaudert immer noch. Sie will, sie will nicht, sie will vielleicht. Er sagt einfach nichts.«
    »Blöder Hund!«
    »Das habe ich auch gedacht.«
    »Er hält uns hin, weil er noch mehr Geld haben will, was?«
    »Sieht so aus.«
    »Man kann ein Arschloch nicht tadeln, wenn es sich wie eins verhält, Andrew.«
    »Behauptet, er braucht Zeit, sie zu überreden.«
    »Schlaues Kerlchen. Nehme eher an, er braucht Zeit, uns zu überreden. Für wieviel ist sie zu haben, Andy? Sagen Sie’s einfach. Mein Gott, danach werden wir ihn hart an die Kandare nehmen!«
    »Er hat keine Zahl genannt, Sir.«
    »Natürlich nicht. Er ist der Vermittler. Er hat uns bei den Eiern, und er weiß es. Was schätzen Sie denn so? Sie kennen ihn doch. Was könnte schlimmstenfalls auf uns zukommen?«
    Osnard legte ein Schweigen ein, um gründliches Nachdenken anzudeuten.
    »Er ist ein harter Brocken«, sagte er vorsichtig.
    »Harter Brocken! Das weiß ich selbst! Das sind sie alle! Sie wissen es! Die Obere Etage weiß es. Geoff weiß es. Und gewisse mit mir befreundete Privatermittler wissen es auch. Er war von Anfang an ein harter Brocken. Und er wird noch härter werden, wenn’s erst mal richtig losgeht. Mein Gott, wenn ich was Besseres wüßte, würde ich’s ja machen! Bei der Falkland-Sache hatten wir einen, der hat uns ein Vermögen abgeknöpft und nie die kleinste Gegenleistung geliefert.«
    »Die Bezahlung muß an Ergebnisse geknüpft sein.«
    »Weiter.«
    »Noch höhere Vorschüsse würden ihn nur ermutigen, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen.«
    »Sehe ich auch so. Natürlich. Er würde uns auslachen. Typisch für diese Leute. Erst schröpfen sie uns, dann lachen sie uns aus.«
    »Höhere Prämien hingegen bringen ihn auf Trab. Das haben wir schon mehrmals beobachtet und heute abend wieder einmal.«
    »Ach ja?«
    »Sie hätten mal sehen sollen, wie er das Zeug in seine Tasche geschaufelt hat.«
    »O mein Gott.«
    »Andrerseits hat er uns Alpha und Beta und die Studenten vermittelt, er hat den Bären mehr oder weniger auf unsere Seite gezogen, er hat Abraxas so gut wie rekrutiert, und er hat Marco rekrutiert.«
    »Und wir haben ihn für jedes Fitzelchen bezahlt. Und zwar großzügig. Und was haben wir bis jetzt davon? Versprechen. Leere Sprüche. ›Die große Nummer kommt noch.‹ Das macht mich krank, Andrew. Krank.«
    »Ich habe ihm das sehr nachdrücklich klargemacht, wenn ich so sagen darf, Sir.«
    Luxmores Stimme wurde plötzlich weich. »Davon bin ich überzeugt, Andrew. Sollten Sie einen anderen Eindruck bekommen haben, tut es mir aufrichtig leid. Erzählen Sie

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