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Der Schneider

Der Schneider

Titel: Der Schneider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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behauptet wird. Sie kann nicht richtig mit den Leuten reden, das gehört mit zum Problem. Sie kommandiert lieber herum.«
    »Vielleicht wäre es besser, wenn Paddy mit ihr reden würde«, sagte Stormont.
    Maltby legte den Ball aufs Tee. Wie Stormont bemerkte, beugte er dabei nicht die Knie. Er knickte einfach in der Mitte ab, klappte wieder hoch und redete dabei die ganze Zeit.
    »Nein, ganz ehrlich, ich finde, Sie sollten das tun«, meinte er und schwang einige bedrohliche Finten über den Ball hinweg. »Sie macht sich Sorgen um mich . Daß sie allein zurechtkommt, weiß sie. Aber sie bildet sich ein, ich würde ständig bei ihr anrufen und sie fragen, wie man Eier kocht. Das ist natürlich Unsinn. Ich würde mit einer scharfen Mieze zusammenziehen und ihr den ganzen Tag Eier kochen.« Er schlug ab, und der Ball schoß hoch aus dem schützenden Graben hinaus. Kurze Zeit schien er mit seinem geraden Flug zufrieden zu sein, überlegte es sich dann aber anders, schwenkte nach links und verschwand im strömenden Regen.
    »Furz, verfluchter«, sagte der Botschafter, einen Sprachschatz offenbarend, den Stormont nie bei ihm vermutet hätte.
    Der Wolkenbruch nahm unvorstellbare Ausmaße an. Die beiden überließen den Ball seinem Schicksal und zogen sich unter einen Musikpavillon zurück, der vor einem Halbkreis von Wohnhäusern für verheiratete Offiziere stand. Aber der alte Caddie mochte den Pavillon nicht. Er zog den zweifelhaften Schutz einer Palmengruppe vor, wo ihm ein Sturzbach vom Strohhut pladderte.
    » Ansonsten «, sagte Maltby, »sind wir, soweit ich das beurteilen kann, eine recht muntere Truppe. Keine Feindseligkeiten, alle gut drauf, unsere Aktien in Panama stehen so gut wie nie, von allen Seiten strömen uns die faszinierendsten Nachrichten zu. Da fragt man sich, ob unsre Dienstherren wirklich noch mehr verlangen können.«
    »Wieso? Was verlangen sie denn?«
    Aber Maltby ließ sich nicht drängen. Er ging lieber seinen eigenen seltsam krummen Weg.
    »Habe gestern abend an Osnards Geheimtelefon lange Gespräche mit allen möglichen Leuten geführt«, berichtete er mit leicht verklärter Stimme. »Haben Sie das schon mal ausprobiert?«
    »Leider nein«, sagte Stormont.
    »Scheußlich roter Kasten, mit einer Waschmaschine aus dem Burenkrieg verkabelt. Aber man kann alles sagen, was man will. Hat mich ungeheuer beeindruckt. Und was für nette Leute. Nicht daß man die je persönlich kennengelernt hätte. Aber sie haben sich nett angehört . Konferenzschaltung. Eigentlich hat man sich bloß die ganze Zeit entschuldigt, daß man die anderen unterbrochen hat. Jemand namens Luxmore ist auf dem Weg zu uns. Ein Schotte. Wir sollen ihn Mellors nennen. Ich soll Ihnen das nicht erzählen, also tu ich’s natürlich. Luxmore-Mellors wird uns lebensverändernde Neuigkeiten bringen.«
    Der Regen hatte mit einem Schlag aufgehört, aber Maltby schien es nicht bemerkt zu haben. Der Caddie stand immer noch unter die Palmen geduckt, er rauchte jetzt eine dicke Rolle aus Marihuanablättern.
    »Lassen Sie den Alten doch gehen«, meinte Stormont. »Falls Sie nicht mehr spielen wollen.«
    Also legten sie ein paar feuchte Dollars zusammen und schickten den Caddie mit Maltbys Schlägern ins Clubhaus zurück; dann setzten sie sich auf eine trockene Bank am Rand des Pavillons und sahen einen reißenden Strom durch Eden rauschen und die Sonne in der Herrlichkeit Gottes auf jedem Blatt und jeder Blüte erstrahlen.
     
    »Es ist beschlossen worden – die passivische Formulierung stammt nicht von mir, Nigel –, es ist beschlossen worden, daß die Regierung Ihrer Majestät der Stillen Opposition Panamas Hilfe und Unterstützung gewährt. Offiziell wissen wir natürlich nichts davon. Luxmore, den wir Mellors nennen sollen, kommt eigens her und sagt uns, was wir zu tun haben. Angeblich gibt es ein Handbuch zu dem Thema. Wie man die Regierung seines Gastlandes stürzt oder so was in der Richtung. Da sollten wir alle mal einen Blick reinwerfen. Ich weiß noch nicht, ob man mich beauftragen wird, die Herren Domingo und Abraxas im Schutz der Nacht in meinem Gemüsegarten zu empfangen, oder ob man Sie damit betrauen wird. Nicht daß ich einen Gemüsegarten hätte, aber, wenn ich mich recht erinnere, der selige Lord Halifax hatte einen und hat sich dort mit allen möglichen Leuten getroffen. Sie rümpfen die Nase? Sehe ich Sie tatsächlich die Nase rümpfen?«
    »Warum kann sich Osnard nicht darum kümmern?« fragte Stormont.
    »Als sein

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