Der Schneider
haben!«
Und nachdem er seinen Spaß gehabt hatte, tat der Personalchef das, was Osnard von Anfang an erwartet hatte. Er versetzte ihn nach Panama. Osnards Unerfahrenheit war kein Hindernis. Daß er in den schwarzen Künsten bewandert war, hatten ihm seine Ausbilder bescheinigt. Er war zweisprachig und, was Einsätze betraf, jungfräulich.
»Sie werden sich einen Kontaktmann suchen müssen«, fügte der Personalchef noch klagend hinzu. »Schließlich haben wir da unten noch keinen am Haken. Sieht aus, als hätten wir das Land den Amerikanern überlassen. Andere führen uns an der Nase rum. Sie berichten direkt an Luxmore, ist das klar? Bis auf weiteres keine Meldungen an die Analytiker.«
Angeln Sie uns einen Bankmenschen , junger Mr . Osnard – er saugte hinterm Bart an den schottischen Schneidezähnen – einen , der sich in der Welt auskennt ! Diese modernen Bankmenschen kommen viel herum , ganz anders als die vom alten Schlag . Ich weiß noch , damals während der Falkland-Unruhen hatten wir zwei davon in Buenos Aires .
Unterstützt von einem Zentralcomputer, dessen Existenz von Westminster und Whitehall rundweg geleugnet worden ist, besorgt sich Osnard die Daten sämtlicher britischer Bankleute in Panama, findet aber nur eine Handvoll und keinen einzigen, von dem sich nach näherer Erkundigung sagen ließe, daß er sich in der Welt auskennt.
Dann suchen Sie uns eben irgendeinen dieser neumodischen Alleskönner – er zwinkert mit den klugen schottischen Augen – einen , der überall seine Finger drin hat !
Osnard besorgt sich die Daten sämtlicher britischer Geschäftsleute in Panama; einige davon sind zwar jung, aber niemand hat überall seine Finger drin, so sehr er sich das auch gewünscht hätte.
Dann suchen Sie uns einen Zeitungsfritzen , junger Mr . Osnard . Zeitungsleute können Fragen stellen , ohne Aufsehen zu erregen ; die kommen überallhin , die gehen Risiken ein ! Irgendwo muß es doch einen Brauchbaren geben . Finden Sie ihn . Bringen Sie ihn mir , und zwar umgehend , wenn ich bitten darf !
Osnard besorgt sich die Daten sämtlicher britischer Journalisten, die gelegentlich aus Panama berichten und Spanisch sprechen. Ein wohlgenährter Mann mit Schnauzbart und Fliege wird eines Versuchs für wert befunden. Sein Name ist Hector Pride, und er schreibt für eine unbekannte englischsprachige Monatszeitschrift namens The Latino , die in Costa Rica erscheint. Sein Vater exportiert Wein aus Toledo.
Genau so einen brauchen wir , junger Mr . Osnard ! – er stapft auf dem Teppich auf und ab – Verpflichten Sie ihn . Kaufen Sie ihn . Geld spielt keine Rolle . Wenn die Geizhälse vom Finanzministerium ihre Tresore zumachen , werden eben die Institute in der Threadneedle Street ihre aufmachen . Das hat man mir von höchster Stelle zugesichert . Das ist schon ein komisches Land , junger Mr . Osnard , das seine Industriellen verpflichtet , die Geheimdienste zu bezahlen , aber so rauh geht es in unserer kostenbewußten Welt nun einmal zu …
Unter falschem Namen lädt Osnard, sich als Rechercheur des Außenministeriums ausgebend, Hector Pride zum Lunch bei Simpson’s ein, wobei er doppelt soviel ausgibt wie Luxmore ihm dafür bewilligt hat. Wie viele seines Gewerbes spricht und ißt und trinkt Pride eine ganze Menge, ist aber kein guter Zuhörer. Osnard verschiebt die entscheidende Frage bis zum Pudding, dann bis zum Gorgonzola, und dann verliert Pride offenbar die Geduld, denn zu Osnards Bestürzung beendet er seinen Monolog über die Auswirkungen der Inkakultur auf das Denken des heutigen Peru und bricht in wildes Gelächter aus.
»Warum machen Sie sich nicht an mich ran?« dröhnt er, so daß die Gäste an den Nachbartischen erschreckt aufhorchen. »Stimmt was nicht mit mir? Verdammt, jetzt haben Sie die Kleine im Taxi, also schieben Sie ihr schon die Hand unter den Rock!«
Pride, so kommt heraus, arbeitet für einen anderen, verhaßten Zweig des britischen Geheimdienstes, dem auch seine Zeitung gehört.
»Bleibt noch dieser Pendel, von dem ich Ihnen erzählt habe«, meint Osnard, der sich Luxmores finstere Stimmung zunutze machen will. »Das ist der, dessen Frau bei der Kanalkommission arbeitet. Für mich sind die beiden schlichtweg ideal.«
Er hat tage- und nächtelang darüber nachgedacht, aber niemand sonst ist ihm eingefallen. Das Glück begünstigt nur den Vorbereiteten . Er hat sich Pendels Vorstrafenregister besorgt, über Pendels Verbrecherfotos gegrübelt, Vorder- und
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