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Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Schock: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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Komische. Ich weiß es nicht.«
    Gandalf runzelte die Stirn.
    »Er hat mir irgend so ein Zeug gegeben, Tabletten. Und auf einmal bin ich hier.«
    Gandalf nickte und schwieg eine ganze Weile. Das Erzählte zu hinterfragen kam ihm nicht in den Sinn. Dafür hatte er selbst zu viel erlebt. »Und jetzt? Was willste machen?«
    »Weiß nicht, nach Hause vielleicht, in meine –« Sie stockte plötzlich. »Gandalf?«
    »Hm?«
    »Hast du mein Portemonnaie gefunden, in meinen Klamotten?«
    Gandalf überlegte kurz. Dann schüttelte er den Kopf.
    »Scheiße«, flüsterte Laura. »Scheiße, Scheiße, Scheiße. «
    »War viel drin?«
    Laura rollte mit den Augen. »Nicht wegen dem Geld, Gandalf. Mein Perso! Der Typ hat meinen Ausweis. Jetzt weiß er, wo ich wohne.«
    »Oh«, sagte Gandalf und sah zu Boden.
    Laura zog die Knie an und umschlang sie mit ihren Armen. Eigentlich sollte sie sich freuen, dass sie frei war, wieder frische Luft atmete und hier mit Gandalf unter der Brücke saß, statt eine nackte Leiche im Horrorkabinett eines Verrückten zu sein. Aber irgendetwas war verkehrt. Das spürte sie ganz deutlich. Und sie war zutiefst beunruhigt darüber, dass er von Nordholm wusste.
    »Vielleicht ist’s ja am besten«, sagte Gandalf gedehnt, »mal bei den Bullen vorbeizugehen?«
    Laura starrte auf ihre Knie. »Die kennen mich doch«, meinte sie. »Wenn ich denen das erzähle, denken die, ich hatte einen Vollrausch oder einen Trip oder so.« Ihr graute davor, dass all die anderen Dinge wieder hochkochten. Die Diebstähle, die Anzeigen ihrer Mutter – und Nordholm. »Am Ende«, sagte sie, »stecken die mich nur wieder in irgendeine Entzugsklinik. Und wer sagt mir, dass der Psycho mich da nicht findet.«
    »Ist deine Sache, aber ich würd’s tun. Ich kann die Bullen ja auch nicht leiden, aber bei so was …«
    »Das verstehst du nicht.«
    »Nee«, brummte Gandalf. »Tu ich auch nicht.«
    Stille.
    »Hast du was zu essen?«
    Wortlos hielt Gandalf ihr eine halbvolle Packung Brot hin, billiges abgepacktes Schwarzbrot aus dem Supermarkt. Laura griff gierig danach und begann zu essen.
    »Gandalf?«, fragte sie nach einer Weile. »Kann ich eine Zeitlang hierbleiben?«
    Er nickte. »Ich teil mir den Platz aber manchmal mit Benny.«
    »Schon okay, ich werd sie auch fragen.«
    Gandalf brummte. »Und was glaubst du, macht der jetzt, der Psycho?«
    Genau das ist die Frage, dachte Laura.
    Sie dachte an die blassen Lippen, den kahlen Kopf und daran, wie er sich selbst geschlagen hatte, als müsste er sich bestrafen. Und dann dieser Moment, als er den Kopf in den Nacken gelegt hatte und die Augen rot aufgeleuchtet hatten. Was hatte er gesagt, als er danach wieder hereinkam?
    Sie erstarrte.
    Jan! Er hatte sie doch nach Jan gefragt. Weil er meinte – wie hatte er sich ausgedrückt? – , er müsse sie beschützen.
    Die Vorstellung, dass der Tätowierte es nun vielleicht auch auf Jan abgesehen hatte, drehte ihr den Magen um. Sie musste Jan finden und ihn warnen. Die Frage war nur, wie. Sie hatte keine Ahnung, wo er wohnte, geschweige denn, ob er bereits wieder in Berlin war. Ihr Handy war weg, und damit alle gespeicherten Telefonnummern und Adressen, auch die von Katy. Sie hatte noch nicht einmal mehr Geld. Was, wenn der Tätowierte wieder auftauchte, so wie in Èze? Sie erschauderte. Die Erinnerung war so lebendig wie unwirklich. Der strömende Regen, der schwarze Wagen, das Gewehr in seinen Händen, der Schuss in ihren Nacken. Sie wusste, dass es kein gewöhnliches Gewehr gewesen sein konnte, vielleicht eine Waffe zum Betäuben. Doch Gewehr blieb Gewehr. Sie hatte nichts, was sie dem entgegensetzen konnte.
    »Meinst du, der kommt noch mal wieder?«, fragte Gandalf.
    Laura sah ihn an. In seinen Augen lag ein Anflug von Furcht. Gandalf war weiß Gott kein Held, und das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte, war, dass er sie fortschickte. »Mach dir keine Sorgen«, log sie, und gleichzeitig wünschte sie sich eine Waffe, am besten eine Pistole. Im selben Moment fiel ihr ein, wo sie zuletzt eine Pistole gesehen hatte. »Gandalf«, sagte sie leise, »ich muss los.«
    Gandalf schwieg, beobachtete, wie sie nackt aus dem Schlafsack stieg, ihre noch feuchte schmutzige Kleidung von den Ästen zupfte und sie überzog.
    »Dahinten sind noch ’n paar alte Stiefel. Kannste haben, wenn du willst.«
    »Bennys?«
    »Nee, meine.«
    Laura lächelte ihm zu und stieg in ein Paar abgewetzte Caterpillar. Sie waren mindestens vier Nummern zu groß, aber besser

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