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Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Schock: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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irgend möglich glitt Jan an der Küchenzeile längs, an seinem Erbrochenen vorbei, in Richtung Treppe und hoffte, seine Beine würden nicht versagen.
    »Wer macht denn so was?«, schnaubte Peters, der jetzt offenbar neben seinem Kollegen stand.
    Jan setzte den ersten Fuß auf die Treppe, dann den zweiten.
    »Sag ich doch, der Kerl ist nicht ganz dicht«, meinte Norbert.
    »Sie halten jetzt endlich mal den Mund.«
    Die Treppe schien Jan elend lang. Am Fuß angekommen, nahm er mit zitternden Händen seine Lederjacke vom Haken, griff nach seinem Portemonnaie, Lauras und seinem Handy und seinem Schlüsselbund.
    Scheiße!, dachte er. Keine Hose! Die war noch im Schlafzimmer.
    »Hat der Kerl denn keine Tiefkühltruhe?«, hörte er von oben die Stimme von Peters.
    »Tiefkühltruhe?«, wiederholte Schüssler gedehnt. Man konnte ihn denken hören, und er dachte offenbar schnell. »Herr Floss?«
    Jan öffnete die Tür, stieß mit dem Fuß seine Converse-Turnschuhe in den Hausflur und schlüpfte hinaus.
    »Herr Floss? Hallo? «
    Die Tür fiel hinter Jan zu. Seine Hand bebte, als er versuchte, den Schlüssel ins Schloss zu schieben. Warum zur Hölle waren die Scheißdinger so winzig?
    Endlich glitt der Schlüssel in den Schlitz. Jan drehte ihn zweimal um und zog ihn heraus. Drinnen polterten Schritte auf der Treppe. Jan griff nach seinen Turnschuhen. Panik stieg in ihm auf, heiß und lähmend. Wie in Zeitlupe wich er von der Tür zurück.
    »HEY! HALLO!« Das war Schüssler, direkt hinter der Tür. Innen wurde die Klinke rasend schnell auf und ab gedrückt. Schüssler riss an der Tür, dass sie in den Angeln bebte.
    Jan nahm die Beine in die Hand und stürzte barfuß die Treppe hinab. Im vierten Stock stolperte er und knallte mit dem Kopf an Nikki Reicherts Tür.
    Er stand auf, schwankte weiter. An seiner Stirn pochte es dumpf. Faustschläge krachten durch das Treppenhaus. Er warf sich die Jacke über, steckte die Handys und das Portemonnaie ein.
    Im Erdgeschoss riss er die Haustür auf, wandte sich nach links, rannte die Stendaler Straße hinunter und bog dann nach rechts in die Havelberger. Seine Lungen schienen zu platzen, und die Sonne stach ihm in die Augen.
    Der Eingang der U-Bahn-Station Westhafen war ein gähnendes schwarzes Loch. Er hastete die Treppe hinab. Hauptsache weg von der Straße. Am Bahnsteig donnerte die gelbe U9 aus der Röhre. Er stieg ein und warf sich auf den weinroten Sitz.
    Eine ältere Frau mit wirren Haaren sah ihn befremdet an. Er trug immer noch keine Hose, war barfuß und hielt sich mit beiden Händen an seinen Turnschuhen fest. Er versuchte sie anzulächeln, erntete aber nur einen noch strengeren Blick. Als ob sie wüsste, dass in seiner Tiefkühltruhe eine Tote lag.
    Mit einem scharfen Ruck setzte sich die Bahn in Bewegung; er hatte noch nicht einmal eine Ahnung, in welche Richtung.
    Nikki ist tot, pochte es in seinem Schädel. Sie steckt in meinem Tiefkühlschrank, erstochen, mit meinem Küchenmesser. Und die Nachricht auf ihrer Stirn war zweifellos für ihn bestimmt.
    NICHT LAURA.
    Was um Himmels willen sollte das bedeuten? Eine Warnung? Sollte er aufhören, nach Laura zu suchen?
    Seine Hand krampfte sich in der Tasche seiner braunen abgewetzten Jacke um Lauras Handy. Ich muss mir das Video noch einmal ansehen, dachte er. Noch ein paar Stationen, dann würde er aussteigen und sich ein passendes Nokia-Ladegerät besorgen. Und eine Hose.
    An diesem Gedanken hielt er sich fest und schloss die Augen, damit die Welt für einen Moment verschwand. Es war ihm egal, dass er immer noch barfuß war. Es war gut, die Kälte des Waggonbodens zu spüren, die Vibration des Zugs, das Schlagen der Gleise.

Kapitel 17
    Berlin, 19. Oktober, 15:06 Uhr
    Laura war bereits wach, schlug aber die Augen nicht auf. So wie früher, wenn sie mit bohrenden Kopfschmerzen unter der Brücke aufgewacht war, den Tag nicht an sich heranlassen wollte und sich wünschte, etwas intus zu haben, das alles erträglicher machte.
    Ihre Glieder waren steif. Ihr Kopf dröhnte. Vor ihrem inneren Auge sah sie den tätowierten Mann. Blassrosa Lippen, rissig, umgeben von schwarzen Streifen auf weißer Haut, dazu sein tonloses Flüstern: »Erinnerst du dich an die Nacht im Wald von Nordholm?«
    Ein Sekundenblitz. Wasser glitzert zwischen Baumstämmen, ein Dreiviertelmond, die Zweige werfen Schatten. Wind, dicht über dem Waldboden. Der Geruch von Moos, Erde und Laub in ihren Haaren, wo verdammt ist hier nur ein Stein –
    Sie riss die Augen

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