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Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Schock: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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Betreuer auch nachts ein Auge auf die Schüler hätten … alles Mögliche. Sie schien ihre Tochter ganz gut zu kennen.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Nun, wie gesagt, Laura hielt nicht viel von Regeln. Sie ist häufiger mal … abwesend gewesen.«
    Abwesend. Eine hübsche Umschreibung für ausreißen oder davonlaufen, dachte Jan. »Und was ist mit dem Todesfall in Ihrem Kollegium?«
    »Todesfall.« Dr. Breitner seufzte und kratzte sich im Nacken. »Tja, so würde ich das nicht unbedingt nennen.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Jan verblüfft.
    »Nun ja.« Direktor Breitner stemmte seine Arme auf die Lehnen und rückte sich in seinem Stuhl zurecht. »Genau genommen ist der Kollege verschwunden.«
    »Was heißt denn ›genau genommen‹?«
    »Die Dinge liegen in diesem Fall etwas kompliziert.« Er räusperte sich. »In der Nacht, in der unser Kollege verschwand, hat sich ein Schüler unerlaubt vom Gelände entfernt.«
    »Sie meinen, er ist ausgerissen .«
    Dr. Breitner wand sich sichtlich. »Sehen Sie, ein Ausreißer, wie Sie das nennen, ist jemand, der sich unerlaubt vom Gelände entfernt und nicht mehr wiederkommt. Das setzt eine längere Zeitspanne voraus. Benno Fröhlich, so hieß der Schüler, hat nur einen nächtlichen Ausflug unternommen. Das ist natürlich schon schlimm genug, aber …«
    »Okay. Verstanden«, unterbrach ihn Jan. »Bevor wir uns mit Haarspalterei aufhalten – vielleicht erzählen Sie einfach, was passiert ist.«
    »Nun ja, dieser Benno Fröhlich kam mitten in der Nacht zurück, vollkommen aufgelöst. Das muss so gegen zwei gewesen sein. Er roch nach Zigaretten und Bier, und es sprudelte nur so aus ihm heraus. Er hätte Herrn Nolte, besagten Kollegen, im Wald gefunden, tot, mit einer großen blutenden Wunde am Kopf. Jemand hätte ihm den Schädel eingeschlagen, sagte er immer wieder. Er stand sichtlich unter Schock. Ich bin dann sofort mit ein paar Kollegen los. Benno hat uns zu der Stelle geführt, aber da war nichts.«
    »Warum haben Sie nicht die Polizei gerufen?«
    »Benno war betrunken. Ich war nicht ganz sicher und wollte nicht … nun ja, aber wir haben dann festgestellt, dass Herr Nolte nicht in seinem Bett lag. Er war weder im Haus noch irgendwo sonst. Und seine Kleidung lag unberührt in seinem Schrank. Selbst sein Portemonnaie war noch da.
    Und Benno hat Stein und Bein geschworen, er würde die Wahrheit sagen. Als Herr Nolte am nächsten Tag immer noch nicht wieder da war, sind wir doch zur Polizei gegangen. Seitdem gilt Herr Nolte als vermisst. Er ist tatsächlich nie wieder aufgetaucht.«
    »Und es gab keine Spur?«
    »Nicht die geringste.«
    Jan schwieg einen Moment und sah Katy an.
    »Und wo ist jetzt der Zusammenhang mit Laura?«, fragte Katy.
    »Mit Laura Bjely meinen Sie?« Der Direktor sah sie verwundert an. »Da gibt es keinen Zusammenhang.«
    Jan dachte an das, was Gandalf ihm erzählt hatte, und an die Reaktion von Ava Bjely, als er den Toten erwähnt hatte. »Es muss einen geben.«
    »Ich wüsste nicht, welchen.«
    »Kannten sich Laura und Herr Nolte?«
    »Was für eine Frage. Natürlich. Hier kennt eigentlich jeder Schüler jeden Lehrer – und umgekehrt.«
    »Was war Herr Nolte denn für ein Lehrer?«
    »Er war … er hat Kunst und Sport unterrichtet, und Segeln.« Dr. Breitner sah zum Fenster hinaus, wo in einiger Entfernung ein paar Segelboote am Steg des Schlosses im Wasser lagen.
    »Aparte Mischung«, sagte Jan. »Ich meinte aber eher, wie er so war. Ob er Marotten hatte, gefürchtet war oder beliebt bei den Schülern …«
    »Beliebt …« Dr. Breitner schien einen Moment nachzudenken. Einen Moment zu lang, wie Jan fand. »Soweit ich mich erinnere schon.«
    Jan sah den Direktor skeptisch an. »Aber?«
    »Warum aber?«
    »Hören Sie, Dr. Breitner. Irgendetwas passt hier nicht zusammen. Sie sagen, dass Herr Nolte verschwunden ist. Laura dagegen sagt, wie Benno Fröhlich ja auch, dass er erschlagen wurde. Und wissen Sie, was sie noch gesagt hat?«
    »Nein.«
    »Sie sagte: Er hätte es verdient.«
    Dr. Breitner wurde blass. Er öffnete den Mund, schloss ihn dann aber wieder.
    »Warum sollte sie so etwas sagen, wenn Herr Nolte wirklich beliebt war?«
    Der Schulleiter sah wieder hinaus auf den Ostseearm und die weißen Leiber der Boote. Dann seufzte er. »Sie bekommen es ja doch heraus, früher oder später. Herr Nolte … er hat ein paar Mal Schülerinnen belästigt.«
    »Er hat was ?«
    Dr. Breitner wich seinem Blick aus. »Wie ich schon sagte: Er hat

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