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Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Schock: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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haben. Er kennt vermutlich nicht nur Autor oder Titel, sondern auch noch die ungefähre Größe, die Form und die Farbe des Buches. Wenn es um Romane ginge, wäre das vielleicht nicht besonders bemerkenswert. Aber das Regal hinter Ihnen ist voller Fachliteratur. Lauter ähnliche Formen und Farben und Titel.«
    Dr. Breitner taxierte Jan schweigend.
    »Ich bin mir sicher, Sie können sich erinnern. Immerhin ging es um einen Toten auf dem Schulgelände.«
    »Mag sein«, räumte der Direktor ein. »Trotzdem werde ich nicht mit Ihnen darüber reden.«
    »Offenbar haben Sie mir meine Geschichte von den Zwillingen, die ich hier anmelden will, nicht geglaubt. Richtig? Warum wollten Sie uns denn dann sehen?«
    »Es ist nicht meine Art, Dinge von vorneherein abzulehnen. Ich verschaffe mir immer gerne erst mal einen Überblick.«
    Jan nickte. »Es geht ja schließlich um Ihren guten Ruf, nicht wahr? Da hört man lieber erst einmal zu, bevor man etwas riskiert. Und genau das ist der Punkt.«
    Dr. Breitner hob eine Augenbraue und sah ihn skeptisch an.
    »Vor 20 Jahren ist hier ein Lehrer erschlagen worden, und kurz darauf ist eine Ihrer Schülerinnen verschwunden. Das gibt viel Anlass zu Spekulationen. Stellen Sie sich vor, ich gehe heute nach Hause, ohne von Ihnen meine Antworten bekommen zu haben, und bin so verärgert, dass ich im Internet Gerüchte in die Welt setze, über das, was damals passiert ist. Unangenehme Gerüchte. Gerüchte, die auf Sie als Schulleiter zurückfallen.«
    Dr. Breitners Augen waren schmal geworden. »Wollen Sie mich etwa erpressen?«
    »Mir ist egal, wie Sie das nennen. Ich brauche einfach nur ein paar Antworten. Eine Frau ist verschwunden, und wir versuchen herauszufinden, was passiert ist.«
    »Sie werden nicht viel erreichen. Unser Ruf ist wirklich untadelig.«
    »Ich befürchte, Herr Dr. Breitner, Sie unterschätzen das Internet. Nehmen Sie nur United Airlines, eine amerikanische Fluglinie. 2008 gab eine Zeitung eine Falschmeldung im Internet heraus. Daraufhin ging der Aktienkurs der Airline in den Keller, innerhalb weniger Minuten um 75 %.«
    »Wir sind keine Airline«, entgegnete der Schulleiter trocken. Dennoch war er blass geworden.
    »Sicher. Der Vergleich hinkt. Zumal die Zeitung die Falschmeldung bemerkt hat und sie zurücknahm. Der Aktienkurs hat sich dementsprechend auch wieder erholt. Aber die Gerüchte, die ich über Ihre Schule verbreite, die vervielfältigen sich im Netz an Stellen, wo sie sich nicht mehr zurücknehmen oder kontrollieren lassen. Und ich bin sicher, das wollen Sie nicht riskieren.«
    Dr. Breitner sah ihn mit steinerner Miene an. Plötzlich war Jan sich nicht mehr sicher, ob er die Situation richtig eingeschätzt hatte. Was, wenn der Schulleiter die Polizei rief?
    »Also gut. Fragen Sie.«
    Jan atmete auf. Er spürte, wie auch Katy im Sitz neben ihm sich etwas entspannte. »Was ist damals genau passiert?«
    »Wenn ich es Ihnen sage, werden Sie nichts darüber verbreiten?«
    »Nichts. Kein Wort.«
    Der Schulleiter seufzte. »Laura Bjely war eigentlich ein ziemlicher Wildfang. Auf den ersten Blick sah man nur das scheue und zurückhaltende Mädchen aus gutem Hause. Aber sie hat sich nichts sagen lassen. Sie hat sich die Regeln zwar immer brav angehört, doch wenn ihr etwas nicht gepasst hat, dann hat sie es einfach stillschweigend ignoriert. Als wäre sie es leid, sich an irgendetwas zu halten. Ich mochte sie, aber sie war … na ja, eigentlich war sie ein Alptraum. Sie hat zugehört, man hat gedacht, in Ordnung, sie hat es verstanden, und dann hat sie das genaue Gegenteil gemacht. Eigentlich hätte sie nicht hier angenommen werden dürfen. Wir hatten auch damals schon eine beträchtliche Warteliste. Doch der damalige Direktor hat dem Bitten der Eltern nachgegeben und ist vom normalen Verfahren abgewichen. Das passiert schon mal.«
    »Vermutlich, wenn die Eltern etwas mehr Geld auf den Tisch legen, richtig?«
    Dr. Breitner schwieg.
    »Haben Sie die Eltern kennengelernt?«
    »Ich habe Frau Bjely auf Bitten des damaligen Direktors durch die Schule geführt, damit sie sich einen Überblick verschaffen kann.«
    »Und? Was hatten Sie für einen Eindruck von ihr?«
    »Sie schien mir recht besorgt.«
    »Besorgt?«, fragte Jan. Das war nun wirklich das Letzte, was ihm zu Ava Bjely eingefallen wäre.
    »Frau Bjely hat ungewöhnlich viele Fragen gestellt. Über die Sicherheit des Geländes, die Toröffnungszeiten, ob die Schülerunterkünfte nachts abgeschlossen seien, ob die

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