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Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Schock: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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schlafen können und stattdessen die Momente mit Jan in Èze heraufbeschworen. Seine braunen Augen. Sein Feuermal. Seine Lippen. Ihre eigene innere Hitze und zugleich der kalte Regen in ihrem Nacken. Und dann dieses fremde Gefühl von Vertrautheit und Aufgehobensein, das sie empfand, wenn sie an ihn dachte.
    Mitten in diese Gedanken drang das Geräusch des im Türschloss knirschenden Schlüssels.
    Die Tür ging auf.
    Die Realität war zurück.
    Laura bereitete sich auf das vor, was kommen würde, und setzte sich auf.
    Buck betrat den Raum und zog am Seil, so dass sie sich aufrichten musste, bis sie stand, mit nach oben gestreckten Armen. Buck knotete das Seil an der Öse neben der Tür fest und inspizierte den Raum mit Blicken.
    Das Abflussrohr hatte er schon beim letzten Mal entdeckt und mit Dämmmaterial verkleidet, so dass Laura inzwischen gar nichts mehr von den Gesprächen in der Küche mitbekam – und vor allem sichergestellt war, dass niemand sie hörte, wenn sie um Hilfe schrie.
    Buck war offensichtlich jemand, der schnell lernte. Und er schien immer noch genug Respekt vor ihrer Mutter zu haben, so dass er es nicht gewagt hatte, sich an ihr zu vergreifen – bis auf den Schlag in die Magengrube.
    Zum ersten Mal empfand Laura so etwas wie Dankbarkeit für die Anwesenheit ihrer Mutter.
    »Haben Sie mit ihr gesprochen?«, fragte Laura. Ihre Stimme war von den Schreien rau wie ein Reibeisen.
    »Natürlich habe ich das.«
    »Und?«
    »Sie bedauert sehr, dass du dich nicht in ihrem Sinne entschließt«, sagte Buck spöttisch.
    »Verdammtes Arschloch«, presste Laura zwischen den Zähnen hervor.
    Buck lächelte verkniffen, griff mit der Hand nach dem gespannten Seil und zog einmal kräftig daran. Die Handschellen schnitten Laura in die Haut, ihre Schultern schienen aus den Gelenken zu springen, und sie schrie vor Schmerz laut auf.
    »Hast wieder Oberwasser, hä?«, meinte Buck.
    Laura keuchte, als der Schmerz nachließ.
    Dann sah sie, wie Buck eine kleine dunkelbraune Flasche mit rotem Deckel aufschraubte. »Es wird Zeit, dass wir umziehen.«
    O nein, dachte Laura, nicht in dieses Herrenhaus.
    »Ich freue mich darauf, das Privileg zu genießen, etwas freier mit dir umspringen zu können. Ich gebe zu, solange wir hier sind, bin ich etwas … gehemmt.«
    »Egal, was Sie vorhaben, meine Mutter wird es mitbekommen, auch wenn Sie mich in dieses Herrenhaus bringen.«
    Buck hob die Augenbrauen. »Sieh an, sieh an. Du weißt vom Herrenhaus?« Sein Blick wanderte zum Abflussrohr. »Hast gelauscht, nicht wahr? Aber helfen wird’s dir auch nicht. Glaubst du ernsthaft, dass deine Mutter nach all den Jahren, in denen sie es gemieden hat wie die Pest, dort vorbeikommen wird?«
    Laura biss sich auf die Lippen. Woher wusste er so viel über ihre Mutter? Und vor allem Dinge, von denen sie selbst noch nie gehört hatte. »Lassen Sie mich gehen«, sagte sie. »Wenn Sie das tun, dann gebe ich Ihnen das Geld, das mir meine Mutter versprochen hat.«
    »Ein wirklich anständiger Vorschlag.« Buck nickte anerkennend und schürzte die Lippen. »Geld is gut. Wirklich. Ich bin da sehr empfänglich. Ist nur leider nicht alles. Und, weißt du, mein Ding war es schon immer, dass ich alles haben will.« Sein Blick strich über ihren Körper. »Warum sollte ich mich mit dem Geld zufriedengeben? Tagein, tagaus hat sie mich herumkommandiert. Tu dies, lass das. Gott war ich froh, als sie den Unfall hatte. Querschnittsgelähmt. Ich dachte, jetzt ist es aus mit ihrer Selbstherrlichkeit. Scheiße, war ich naiv. 17 Millionen, damit bin ich abgespeist worden. Und den ganzen Rest für sie. Die Immobilien waren das Dreifache wert. Als ich ihr vorgeschlagen habe, mit in die Verwaltung einzusteigen, hat sie gelacht. Ich verstünde was von Huren, da könne ich doch mein Geld investieren.«
    Laura wurde schwindelig. Sie begriff nicht, was er meinte, aber offenbar ging es ihm um mehr als Geld. »Ich … ich kann nichts dafür, wenn Sie ein Problem mit meiner Mutter haben. Ich habe selbst eins mit ihr, ich meine …«
    »Wen interessiert schon, wer wofür etwas kann. Steht das hinterher auf irgendeinem Grabstein?« Er legte den Kopf schief. »Ich nehme dich jetzt mit. Und mache einfach eine Weile mit dir, was ich mag, verscharre dich dann irgendwo im Wald oder mauere dich irgendwo ein, und dann sage ich meiner beschissenen Schwester, dass du endlich zur Vernunft gekommen bist, damit ich das Geld bekomme.«
    Laura starrte Buck mit offenem Mund an. Schwester?

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