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Der Schockwellenreiter

Der Schockwellenreiter

Titel: Der Schockwellenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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überein, jeweils fünfzig Mäuse zu riskieren. »Besser als Pferderennen«, hörte er den einen Alten sagen.
    »Aber die Pferde gefielen mir immer«, wandte der andere ein, und sie entfernten sich beide; ihre Stimmen klangen zänkisch, als strebten sie nach der Erleichterung, die eine Spannungsentladung in offenem Streit bedeutet, wagten aber andererseits keinen Zank anzufangen, aus Furcht, den einzigen Freund zu verlieren.
    Hmm! Ob die Delphi-Systeme in Rußland oder in der DDR wohl auch nach dem Vorbild der Börsen und Totalisatoren strukturiert sind, wie's bei uns offensichtlich der Fall ist? Aus China weiß man, daß… Doch in diesem Moment bemerkte er ein Wettverhältnis, an das er auf den ersten Blick einfach nicht zu glauben vermochte. Das Dreifache zugunsten der Annahme, daß es bis 2020 Genetische Optimalisierung als kommerzielle Dienstleistung gab, gegen die Vermutung, daß sie sich zu einem Privileg entwickelte, Regierungsmitgliedern, Hyper-KonzernDirektoren und Milliardären vorbehalten? Als er sich zuletzt über die Entwicklungen an der Delphi-Börse orientierte, standen die Zahlen beiderseits um 200 eingependelt, ungeachtet der Tatsache, daß die Öffentlichkeit nach einem solchen Angebot starkes Verlangen zeigte. Ein so heftiger Ruck konnte nur auf Insider-Informationen zurückzuführen sein. Einer der mehr als tausend Mitarbeiter und >Aspiranten< im Tarnover mußte der Versuchung nachgegeben haben, seinen Kopf voll Daten zu verkaufen, und irgendwo waren nun die Wissenschaftler irgendeiner Firma mit Eifer bei dem Versuch, eine vage Hoffnung in eine Prophezeiung mit Erfüllungszwang zu verwandeln. Es sei denn. O nein! Es kann doch ganz unmöglich nach außen gedrungen sein, daß ihnen jemand abgehauen ist? Nach dieser Zeit, diesen sechs endlosen, scheußlichen Jahren, kann da das kostbare Geheimnis meiner Flucht bekanntgeworden sein? Ein Zusammenhang war völlig unvorstellbar. Und doch.!
    Für den Zeitraum eines halben Dutzends dumpfer Herzschläge verschwamm rings um ihn die Welt. Jemand rempelte ihn grob an; ihm fiel kaum auf, daß es ein Ökonomist war, angeberisch mit einem aufgenähten, hellgrünen Abzeichen ausgestattet, das in Weiß die Aufschrift UNDERPOWER! trug - einer jener Leute, die sich aus Prinzip weigerten, ihr EnergieMaximum auszuschöpfen, und zudem ihr Äußerstes taten, um auch andere Bürger daran zu hindern. Es sollte in KC sehr viele Ökonomisten geben.
    »Sandy«, sagte dann eine freudige Stimme zu ihm, »wie schön dich. Stimmt was nicht?«
    Mit gewaltiger Anstrengung riß er sich zusammen, gewann seine Ruhe zurück und lächelte, daraufhin wieder in einer Verfassung, die es ihm ermöglichte, zu bemerken, wie sehr sich Ina von dem Erscheinungsbild unterschied, das sie im Kurhotel geboten hatte. Sie trug einen leichten, aber schlichten Overall in unverfälschtem Schwarz und Weiß, und ihr langes Haar war im Nacken verknotet. Sie trat ganz als Abteilungsleiterin auf, die einem von ihr angeworbenen Neuen, der sich auf einer überdurchschnittlich hohen Ebene der Hierarchie einzwängte, einen besonderen Gefallen erwies. Deshalb gab er ihr keinen Kuß, nahm er nicht einmal ihre Hand. »Hallo«, sagte er bloß. »Nein, alles ist in Ordnung. Ich habe nur gerade die Zahlen meines liebsten Dauerbrenners an der DB gesehen. Wenn's so weitergeht, wache ich eines Morgens auf und mir ist aller Kredit hin und gesperrt.« Noch während er sprach, schlug er die Richtung zum Ausgang ein. Ina und der Autoporter hielten mit ihm Schritt.
    »Hast du Gepäck?« erkundigte sie sich.
    »Nur die Tasche. Den Rest habe ich auf direktem Wege verschickt. Ich habe von eurem großen Personal-Apartmentblock gehört.«
    »O ja, er steht in echt gutem Ruf. Seit zehn Jahren bewohnt und noch kein einziger Fall von Umwelt-Psychose zu verzeichnen. Da wir vom Umziehen sprechen, ich hätte dich fragen sollen, ob du eine Wohneinheit mitzubringen beabsichtigst. Gegenwärtig haben wir an Ort und Stelle gerade noch für eine Platz. Die Arbeit an der nächsten Fabrik beginnt erst im September.«
    »Nein, ich komme ohne, ich hatte mein Haus schon vier Jahre lang, deshalb habe ich's jetzt lieber abgestoßen. Wahrscheinlich lasse ich mir das nächste Häuschen hier bauen. Man hat mir erzählt, daß es in der Gegend um KC tüchtige Architekten gibt.«
    »Tja, dazu kann ich mich nicht äußern. Ich ziehe es vor, mich in Apartments einzustöpseln. Aber vielleicht ist jemand auf der Party, der einen Rat für dich weiß.«
    »Ich

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