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Der Schockwellenreiter

Der Schockwellenreiter

Titel: Der Schockwellenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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abzuwenden, was man meiden mußte. Die Aufgabe, zu gewährleisten, daß man nicht, wenn die Regierung die DelphiBörse artifiziell beeinflußte, um Unliebsames im Keim zu ersticken, irgendein anderes, positives Element zugleich abwürgte, stellte die Geschicklichkeit von Top-CIMA-Experten auf die Probe. Und zum allerneuesten zählte die ultrageheime Tätigkeit im Tarnover Center sowie weiteren Zentren, von deren Existenz man nur wußte, nicht aber ihre Namen. Ihr Ziel?
    Vor irgendeinem anderen die genetischen Elemente der Weisheit zu entdecken.
    »Sie sprechen davon, als sei Weisheit eine schmutzige Sache, Haflinger.«
    »Vielleicht bin ich wieder mal der Zeit voraus. Was Sie und Ihresgleichen tun, muß diesen Begriff zwangsläufig irgendwann negativ besetzen, und zwar recht bald.«
    »Ich will keine Zeit damit verschwenden, Ihnen zu widersprechen. Andernfalls wäre ich nicht hier. Aber vielleicht könnten Sie einmal definieren, was Sie unter dem Begriff verstehen.«
    »Meine Definition stimmt mit Ihrer überein. Der einzige Unterschied besteht darin, daß ich ernst meine, was ich sage, während Sie manipulieren. Was ein Weiser vermag, das ist etwas, das kann niemand, der bloß bauernschlau ist, nämlich in einer unvorhergesehenen Situation eine richtige Entscheidung zu fällen. Ein Weiser kann vom Umstöpsel-Lebensstil niemals überlastet werden. Er wird nie der Behandlung in einer Psychiatrie bedürfen. Er übersteht die Launen der Mode, das Kommen und Gehen von Modewörtern, das überschallschnelle Schmelztiegel-Chaos des 21. Jahrhunderts. Wie ein Delphin auf der Bugwelle eines Schiffes mitschwimmt, stets voraus, aber immer auf dem richtigen Kurs, so reitet er auf der Schockwelle einer immer rascher sich verändernden Gegenwart. 1 Und es geht ihm bei alldem verdammt gut.«
    »Wie Sie es darstellen, klingt es ganz schön erstrebenswert. Warum sind Sie dann gegen unsere Arbeit?«
    »Weil das, was hier geschieht - und woanders -, seine Motivation nicht in Liebe zur Weisheit hat, oder im Wunsch, sie jedermann zugänglich zu machen. Es ist motiviert bei Furcht, Argwohn und Gier. Sie und alle anderen über und unter Ihnen, angefangen beim Hausmeister bis zum. Teufel, wahrscheinlich bis zum Präsidenten selbst und zu jenen Leuten, die an den Drähten des Präsidenten ziehen! - Sie alle verspüren Entsetzen bei dem bloßen Gedanken, es könne jemand irgendwo ein Quentchen Weisheit dazugewonnen haben, während Sie noch auf dem geistigen Niveau von Dorftrotteln herummurksen. Sie fürchten sich so sehr davor, jemand könne in Brasilien oder auf den Philippinen oder in Ghana auf die Antwort gestoßen sein, daß Sie sich nicht einmal trauen, einfach zu fragen. Ich finde es ekelhaft. Wenn es auf diesem Planeten eine Person geben sollte, die die Antwort weiß, wenn nur der Anflug der Aussicht besteht, daß sie die Antwort kennt, dann wäre es das einzige vernünftige Verhalten, sich auf ihre Schwelle zu setzen und zu warten, bis sie Zeit hat für ein Gespräch.«
    »Sie glauben, daß es eine Antwort gibt - eine, nur eine einzige Antwort?«
    »Zum Teufel, nein. Viel wahrscheinlicher ist es, daß es Tausende von Antworten gibt. Eines jedoch weiß ich: solange Sie dazu entschlossen sind, die Lösung - oder eine Lösung - als erste zu finden, so lange werden Sie erfolglos bleiben. Unterdessen werden andere Menschen mit anderen Problemen ganz bescheiden damit zufrieden sein, wenn die Zustände im neuen Jahr nicht so schlimm sind wie im Jahr zuvor.«
    In China. Immer blickte man zuerst nach China. Es war das am stärksten bevölkerte Land der Welt, folglich der logische Ansatzpunkt. Einst war dort Mao am Ruder gewesen. Ihm folgte das Konsortium, eher eine Art von Interregnum, die Kulturrevolution ohne Übertreibungen wiederholt (abgesehen davon, daß die abgedroschene Übersetzung >Kulturrevolution< lachhaft falsch war und die daran beteiligten Menschen darunter mehr so etwas wie >schwierige Neubewertung< verstanden), dann kam Feng Su Jat. sehr plötzlich und mit so geringer Vorwarnung, daß im Sektor Auslandsangelegenheiten der Delphi-Börse die hoch veranschlagte Erwartung, in China stünden Anarchie und Unruhen bevor, ruckartig absackte und innerhalb von drei Tagen die Tabelle 300 Punkte dagegen anzeigte. Er war der Inbegriff des orientalischen Weisen: zwar noch jung, angeblich unter vierzig, aber dazu imstande, die Regierungsgewalt mit solchem Feingefühl und so scharfem Durchblick auszuüben, daß er nie in die Verlegenheit

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