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Der Schockwellenreiter

Der Schockwellenreiter

Titel: Der Schockwellenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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mit einem Projekt, das er auf dem Gebiet der Kommunikationspsychologie plante, sachkundigen Rat bezüglich der physiologischen Aspekte der sensorischen Wahrnehmung. Bei dem ComputerAnschluß in seinem Zimmer handelte es sich nicht länger um den alten Apparat, den er bei seiner Ankunft vorgefunden hatte, sondern um ein neueres und leistungsfähigeres Modell; in einer Art von esoterischer Laune hatte er das Gerät >Heller Kopf< getauft, nach der gleichnamigen Gestalt in einer Anekdote von Antonio Cornazano. Heller Kopf teilte ihm in Sekundenschnelle mit, er könne sich morgen um 13 Uhr an Dr. Joel Bosch in der Abteilung Biologie wenden. Er war Dr. Bosch noch nie begegnet, wußte jedoch über ihn Bescheid: ein Südafrikaner, vor sieben oder acht Jahren in die Vereinigten Staaten eingewandert, den man zur Tätigkeit im Tarnover erst nach langwieriger und gründlicher Beurteilung seiner Loyalität zugelassen hatte, seither jedoch - nach allem, was man hörte - hervorragende Arbeit leistete. Nickie hegte Bedenken. Man konnte so allerlei über Südafrikaner vernehmen. aber andererseits war ihm noch keiner über den Weg gelaufen, deshalb verschob er sein endgültiges Urteil.
    Er fand sich pünktlich ein, und Bosch bat ihn, er möge eintreten und Platz nehmen. Er kam der Aufforderung mehr gefühlsmäßig als bewußt nach, denn seine Aufmerksamkeit war augenblicklich von einem - einem Etwas in einer Ecke des hochgelegenen, hellen Büros in Beschlag genommen worden. Es hatte ein Gesicht. Es besaß einen Rumpf. Es verfügte über eine Hand von normalem Aussehen, die jedoch direkt aus der Schulter ragte, und eine verkümmerte Hand an einem fast strohhalmdünnen, beinahe muskellosen Arm; Beine hatte es nicht. Es ruhte in einer Stützvorrichtung, die seinen übergroßen Kopf aufrecht hielt, und es betrachtete ihn mit einer Miene unbeschreiblichen Neids. Es glich einem kleinen ConterganMädchen. Bosch, ein behäbiger, leutseliger Mann, lachte angesichts der Reaktion seines Besuchers. »Das ist Miranda«, erklärte er und ließ sich in seinen Sessel sinken. »Nur zu, sehen Sie sie sich ruhig genau an. Sie ist's gewöhnt. oder wenn sie's noch nicht ist, wird sie sich doch verdammt gut daran gewöhnen müssen.«
    »Was.?« Ihm fehlten die Worte.
    »Sie ist unser ganzer Stolz. Unsere größte Errungenschaft.
    Und Sie zählen zufällig zu den glücklichen Personen, die von ihr erfahren. Wir haben sie in ruhigen Verhältnissen gelassen, weil wir nicht wußten, wieviel Input sie vertragen kann, und dränge von ihrer Existenz auch nur die geringste Andeutung an die Öffentlichkeit, die Leute würden eine Schlange von hier bis zum Pazifik bilden, um die Gelegenheit zu erhalten, sie zu sehen. Zur rechten Zeit werden sie es auch dürfen. Wir bereiten sie stufenweise auf die Welt vor, nachdem wir nun mit Sicherheit wissen, daß sie ein Lebewesen mit Bewußtsein ist. Wahrscheinlich hat sie tatsächlich einen mindestens durchschnittlichen IQ, aber es dauerte ein ganzes Weilchen, bis wir eine Methode fanden, um ihr das Sprechen zu ermöglichen.« Nickie, der das Mädchen wie hypnotisiert anstarrte, sah eine Art von Blasebalg-Mechanismus, der neben dem kümmerlichen Leib langsam aus- und einpumpte und verbunden war mit der Kehle. »Natürlich wäre sie auch ein wahrer Meilenstein auf unserem Weg zum Erfolg, hätte sie nicht so lange gelebt«, erläuterte Bosch weiter. »Daher ihr Name - Miranda, also >die Bewundernswertem« Er grinste breit. »Wir haben sie gemacht. Das heißt, wir haben unter kontrollierten Bedingungen die Keimzellen kombiniert, die erwünschten Gene selektiert und sie beim Austausch an die richtigen Stellen gesetzt, wir haben sie in einer künstlichen Gebärmutter heranreifen lassen. ja, man kann sagen, wir haben sie im wahrsten Sinne des Wortes gemacht. Und durch sie haben wir schon zahllose neue Erkenntnisse gewonnen. Das nächste Mal müßte das Resultat unabhängig lebensfähig sein, ich meine, ohne alle diese Gerätschaften.« Eine nachlässige Geste. »So, nun zur Sache. Sicher stört es Sie nicht, wenn sie uns zuhört. Sie wird nicht begreifen, wovon wir sprechen, aber sie ist hier, wie ich schon sagte, um sich an die Vorstellung zu gewöhnen, daß es in der Welt viele Menschen gibt, nicht nur die drei oder vier Leutchen vom Pflegepersonal, die sich um sie kümmern. Nach Angaben der Computer möchten Sie also eine Schnellanalyse der.«
    Benommen setzte ihm Nickie den Grund seines Besuchs auseinander, und Bosch nannte ihm

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