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Der Schockwellenreiter

Der Schockwellenreiter

Titel: Der Schockwellenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Ihnen werden, wenn Sie keinen brauchbaren Code besitzen, um sich durchzuschlagen, während Sie sich einen neuen Code fabrizieren, von dem man im Tarnover noch nichts weiß? Ich nehme an, das ist der Trick, womit Sie arbeiten, hm?«
    »Äh. ja, mehr oder weniger.«
    »Also machen Sie sich fertig, klar? Mein Code ist untadelig, und die Mädchen unten kümmern sich ebenso bereitwillig für eine Woche um Bagheera wie einen Abend lang, und darüber hinaus brauche ich bloß Ina einen kurzen Bescheid zu geben, daß ich für ein paar Tage Bekannte besuchen bin.« Sie ging an den Kommunikator und begann die Zahlenkombination des Anrufspeichers ihrer Mutter zu tippen.
    »Aber ich kann unmöglich von Ihnen verlangen.«
    »Sie verlangen nichts, ich biete es Ihnen an. Sie sollten diese Chance verdammt lieber wahrnehmen. Denn wenn Sie's nicht tun, sind Sie so gut wie tot, oder?« Sie winkte ihm zu, daß er schweigen solle, und sprach dann die erforderlichen Worte in den Apparat, um Ina irrezuführen.
    »Nicht so gut wie tot«, berichtigte er, als sie fertig war. »Schlimmer dran als tot.« Und folgte ihr zur Tür hinaus.
Am Anfang war die Herde
    Im Tarnover erklärte man alles so vernünftig!
    Natürlich mußte man jedem eine persönliche CodeNummer zuteilen! Wie anders sollte denn die Regierung für ihre Bürger das Richtige tun können, über die Wünsche, Geschmäcker, Neigungen, Tätigkeiten, Verpflichtungen und vor allem den Aufenthalt eines ganzen Kontinents voller mobiler, freier Individuen auf dem laufenden bleiben? Gewiß, es gab eine andere Betrachtungsweise. Aber wollte man sie denn hier zum Zuge kommen sehen? Wollte man die Bandbreite seiner Entscheidungsmöglichkeiten bis zu dem Punkt einschränken lassen, wo das kollektive Verhalten der Bevölkerung sich voraussehen ließ? Man lehne den Computer also nicht als eine neue Art von Hemmschuh ab. Man stehe ihm rational gegenüber, lerne ihn als die freiheitsförderndste aller jemals erfundenen Gerätschaften schätzen, als das einzige Instrument, das den vielfältigen Bedürfnissen des modernen Menschen gerecht werden konnte. Stellen Sie ihn sich zur Abwechslung einmal als einen Er vor. Denken Sie zum Beispiel an ihn so wie an den freundlichen Postbeamten, der dafür sorgt, daß Ihre Post Sie erreicht, ganz egal, wie oft Sie umziehen oder über welche Entfernungen. Denken Sie so an ihn wie an einen zuverlässigen, vertrauenswürdigen Sekretär, der Ihre Rechnungen begleicht, sobald sie fällig sind, ganz gleich, welche Gedanken Ihren Geist ablenken mögen. Denken Sie an den Hausarzt, der in der Klinik zur Stelle ist, wenn Sie erkranken, der Ihre gesamte Krankheitsgeschichte kennt und den unbekannten Facharzt anleiten kann. Oder wenn Sie weniger persönlich und mehr sozial an die Sache rangehen möchten, dann sehen Sie in den Computern das Heilmittel gegen die Monotonie primitiver Massenproduktionsmethoden. Schon vor so beträchtlicher Zeit wie in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts war es wirtschaftlich machbar geworden, an einem Fließband einhundert gleiche Gegenstände in einer Reihe zu produzieren, von denen sich jeder vom anderen auf geringfügige Weise unterschied. Es kostete das Gehalt eines zusätzlichen Programmierers und natürlich den Einsatz eines Computers, um das zu bewerkstelligen - aber es verwendete sowieso schon jeder Computer, und ihre Kapazität war so kolossal, daß diese wenigen Daten mehr keine Bedeutung hatten.
    (Wenn er über diese Problematik nachdachte, stellte er jedesmal fest, daß er beständig zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin- und herglitt; ein so fein eingependeltes Gleichgewicht bestand zwischen dem, was man erwartet, ja, tatsächlich sogar erhofft hatte, und dem, was dann eintrat. Anscheinend pflegte man noch einige entscheidende Beschlüsse zu fällen, auch wenn man ihre Grundlagen bereits vor Generationen formulierte.)
    Die Bewegungsgewohnheiten im Amerika des späten 20. Jahrhunderts ergaben bereits die größten Bevölkerungsumwälzungen der Weltgeschichte. Um die Urlaubszeit setzten sich alljährlich mehr Menschen in Bewegung, als die Heere aller bedeutenden Eroberer der Welt insgesamt aufzubieten vermocht hatten, hinzugerechnet die Massen von Flüchtlingen, die sie aus ihren Behausungen vertrieben. Was für eine Erleichterung war es also, nicht mehr tun zu müssen, als sie Code-Nummer in ein öffentliches Terminal zu tippen - oder, seit 2005, in den nächstbesten 3dF-Kommunikator, und der befand sich wahrscheinlich in

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