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Der Schockwellenreiter

Der Schockwellenreiter

Titel: Der Schockwellenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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denken kann, der so etwas wie Sie durchgemacht hat.«
    »Was soll ich durchgemacht haben?«
    »Na, Sie haben im Schlaf über Tarnover gestöhnt, und da jeder weiß, was für ein Laden das Tarnover ist.«
    Er zuckte zusammen wie unter einem Tritt. »Moment, Moment! Das kann nicht wahr sein! Die meisten Menschen wissen überhaupt nicht, daß das Tarnover existiert.«
    Sie zuckte die Achseln. »Ach, Sie wissen schon, was ich meine. Ich bin schon mehreren seiner sogenannten Abgänger begegnet. Leuten, die Individuen hätten sein können, statt dessen aber standardisiert worden sind. genormt. in eine Zwangsjacke gesteckt!«
    »Aber das ist ja unglaublich!«
    Nun war sie verwirrt und überrascht. »Was?«
    »Daß Sie so vielen Leuten vom Tarnover begegnet sein sollen.«
    »Nein, ist es durchaus nicht. An der Uni hier in KC wimmelt es davon. Überall haben sie die Pfoten drin. Naja, ich übertreibe mal wieder, aber fünf oder sechs sind's.«
    Die Empfindungen, deren Opfer er geworden war, als er eintraf, drohten zurückzukehren. Sein Gaumen war plötzlich wieder restlos trocken, als sei er mit Baumwolle ausgetupft worden; sein Herz hämmerte; sofort verspürte er die alte Anwandlung, nach dem Bad zu suchen. Aber er kämpfte mit allen Kräften, über die er noch gebot, dagegen an. Seiner Stimme einen gleichmäßigen Klang zu verleihen, war so mühselig wie Bergsteigen. »Und wo halten sie sich dort versteckt?«
    »Nirgends. Man gehe an der Abteilung Verhaltens wissenschaften vorbei, und man wird. Hören Sie mal, Sandy!« Besorgt stand sie auf. »Sie legen sich jetzt besser wieder hin, und wir unterhalten uns später weiter. Offenbar ist es Ihnen noch nicht so recht in den Schädel eingegangen, daß sie unter einem Schock leiden, genauso wie ein Überlebender eines Flugzeugunglücks.«
    »Ich weiß es sehr wohl«, schnauzte er sie an. »Aber es ist jemand vom Tarnover zur heutigen Personalberatung aufgekreuzt, und sollte jemand auf den Gedanken kommen, hier einmal an Ort und Stelle nachzuschauen. Man hat ja auch daran gedacht, Sie anzurufen, nicht wahr?«
    Sie biß sich auf die Lippe, ihre Augen forschten in seinem Gesicht nach Hinweisen, die sich darin nicht entdecken ließen. »Warum fürchten Sie sich so?« fragte sie dann rundheraus. »Was hat man Ihnen getan?«
    »Es geht nicht darum, was sie getan haben. Sondern darum, was sie tun werden, falls sie mich erwischen.«
    »Weil Sie etwas angestellt haben? Was?«
    »Die Brocken hingeschmissen, nachdem sie dreißig Millionen dafür ausgegeben haben, mich in genau diese Art von Fürchtenichts zu verwandeln, die Sie vorhin beschrieben haben.«
    Im Laufe der folgenden Sekunden fragte er sich insgeheim, wie um alles in der Welt er nur so blödsinnig gewesen sein konnte, so etwas laut auszusprechen. Und da erkannte er mit einer Überraschung, die fast noch schlimmer war als das, was er zuvor erdulden mußte, daß es doch nicht blödsinnig gewesen war; denn sie drehte sich um, trat ans Fenster und spähte durch die nicht ganz geschlossenen Vorhänge hinunter auf die Straße. »Niemand in Sicht, der verdächtig aussieht « , sagte sie. »Was wird man zuerst tun, sobald ermittelt worden ist, wer Sie in Wirklichkeit sind. Ihren Code stornieren? Ich meine den, welchen Sie bei der IIA benutzt haben.«
    »Das habe ich auch ausgeplaudert?« fragte er in neuem Entsetzen.
    »Sie haben eine ganze Menge geredet. Es muß jahrelang in Ihrem Kopf festgesessen haben. Was?«
    »Äh. ja, ich glaube, ja.«
    Sie blickte auf ihre Armbanduhr und verglich sie dann mit einer altmodischen Digitaluhr, die zu jenen paar Einrichtungsgegenständen zählte, derer sie sich nicht entledigt hatte. »In neunzig Minuten startet eine Maschine nach Los Angeles. Ich habe diesen Flug schon dann und wann benutzt, man kriegt Tickets ohne vorherige Buchung. Heute abend könnten wir in.«
    Er hob seine Hände an den Kopf; von neuem fühlte er sich benommen. »Sie sind mit allem viel zu schnell für mich.«
    »Schnell muß es jetzt auch gehen. Was können Sie noch, außer den System-Rationalisator zu mimen? Alles?«
    »Ich.« Mit einer gewaltigen Willensanstrengung riß er sich zusammen. »Ja, verdammt, oder wenigstens fast alles.«
    »Schön. Also kommen Sie.«
    Er blieb unentschlossen. »Kate, Sie wollen doch wohl nicht.«
    »Das Studium im nächsten Jahr abschreiben, mein Zuhause, meine Bekannten und die Mutter und Bagheera im Stich lassen?« Sie sprach in scharfem Ton. »Scheiße, nein, bestimmt nicht. Aber was soll aus

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