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Der Schockwellenreiter

Der Schockwellenreiter

Titel: Der Schockwellenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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dem Zimmer, worin man gerade saß - und nur einmal klarzustellen, daß man für die folgenden zwei Wochen in Rom sei oder zum Surfen in Bondi oder sonstwo, und die Polizei möge mehr als gewöhnlich auf das Haus achten, die Post könne für soundsoviel Tage liegenbleiben, außer Eilbriefe, die solle man nach Dingsda schicken, und bei seiner Runde in der kommenden Woche könne der Müllwagen aussetzen, und. und so weiter. Man spürte, wie sich die Muskeln der Nation voller Freude über eine neuerlangte Freiheit spannten.
    Bloß. Die Theorie lautete, hatte immer so gelautet: der anständige Bürger besitzt bei so einer Sache keinen Grund zur Furcht. Die wichtige, später wichtigste Frage hieß: und was ist mit dem unanständigen Bürger?
    Denn die Bevölkerung, nun vollends losgelassen, schwirrte ab wie ein Riesenschwarm von heliumgefüllten Luftballons. >Na los, laßt uns.!< - umziehen, einen Job im anderen Bundesland annehmen, den ganzen Sommer am See verbringen, in diesem Winter von einem Kurhotel in den Rockys aus den Laden leiten, per Senkrechtstarter über tausend Kilometer hinweg pendeln, mal sehen, wie uns das Leben auf einer Insel gefällt, und wenn nicht, vergessen wir's wieder. Und viel gedämpfter, aber erheblich verbreiteter: laßt uns Frauen und Kinder in monatlicher Rotation wechseln, nur gut für die Kinder, wenn sie sich an eine Vielfalt von Eltern gewöhnen, denn immerhin warst du ja schon zweimal verheiratet und ich dreimal, und nun nix wie weg aus dieser Stadt, ehe der Boß herauskriegt, daß ich es war, der ihm bei jenem riskanten Geschäft in den Rücken fiel, und nix wie weg aus der Reichweite dieser Schreckschraube, in die man vorher so verrannt war, weil man bei ihr in aller Ruhe gelegentlich einen schieben wollte, und nix wie weg nach sonstwohin, wo die Mundpropaganda noch nicht verbreitet hat, daß man nicht ganz echt ist, ehe es zu spät ist, um sich Männer wieder abzugewöhnen, und laßt uns mal sehen, ob das mit den guten Quellen für Stoff in Topeka wirklich stimmt. und laßt uns . laßt uns. Und dazu immer und überall der heimliche Verdacht: Nicht umschauen, ich glaube, wir werden verfolgt.
    Zwei Jahre nachdem man die Heim-Kommunikatoren an den kontinentalen Computer-Verbund angeschlossen hatte, schrie das gesamte System in stummer Qual, wie die Gliedmaßen eines Marathonläufers, der weiß, daß er die Weltbestzeit schlagen kann, wenn es ihm gelingt, auch noch die letzte Runde durchzuhalten.
    Aber was hätten wir denn, fragte man im Tarnover im gleichen ach-so-vernünftigen Ton, anderes tun können?
Laßt uns alle anders so sein wie ich
    »Das klingt wie eine Frage«, sagte Freeman nachdenklich, »auf die auch Sie noch keine Antwort gefunden haben.«
    »Ach, halten Sie die Klappe. Versetzen Sie mich wieder in regressiven Zustand, um Gottes willen. Ich weiß, Sie nennen das nicht Folter, sondern Stimulierte-Reaktion-Vernehmung, aber man empfindet es trotzdem als Folter, und es ist mir lieber, ich bringe es herum und bin fertig. Zumal es ohnehin keine Alternative gibt.«
    Freeman begutachtete seine Bildschirme und Skalen. »Dummerweise ist es im Moment nicht empfehlenswert, Sie in den Regressivstatus zu versetzen. Es wird ungefähr einen Tag brauchen, bis die erneuerten Wirkungen Ihrer in KC erlittenen Reizüberladung in Ihrem Kreislauf wieder nachgelassen haben. Sie war Ihr eindrücklichstes Erlebnis als Erwachsener. Außergewöhnlich traumatisch.«
    »Ich bin unendlich dankbar für diese Auswertung meiner Daten. Ich hatte es mir zwar schon gedacht, aber es ist ganz nett, es von Ihren Apparaten bestätigt zu bekommen.«
    »Zwieback. Es ist ebenso erfreulich, die Resultate der Geräte durch Ihre bewußte Persönlichkeit bestätigt zu erhalten.«
    »Sind Sie ein Hockey-Fan?«
    »Nicht in dem Sinne, daß ich die Spiele einer bestimmten Mannschaft verfolgte, aber das Spiel bietet oftmals einen Mikrokosmos der modernen Gesellschaft zur Anschauung, oder nicht? Gruppenverhalten, Arger über restriktive Regeln, Herausbildung einer Schau-Aggressivität, die mehr im Zusammenhang mit dem Status steht als mit Haß oder Furcht, ferner der Gebrauch des Ausschließens als Druckmittel, um Konformität zu erzwingen. Hinzufügen kann man die Anwendung der primitivsten Waffe, nämlich der Keule, in stilisierter Form.«
    »So betrachten Sie also die Gesellschaft. Ich habe mich schon gewundert. Wie trivial! Was für eine Ubervereinfachung! Sie reden von restriktiven Regeln. aber Regeln werden erst

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