Der Schönheitschirurg
Kauf zu nehmen, um es loszuwerden. Nein, du mußt selbst gehen und mit Sir John Blazey sprechen, mein Lieber. Ich kann leicht eine Empfehlung arrangieren.»
«Ich kann unmöglich ohne die Erlaubnis des Sarazenen zu Blazey gehen.»
«Warum?»
«Das hieße ihn hintergehen.»
Sie schürzte verächtlich die Lippen.
«Schließlich bietet mir der Sarazene die Chance, erster Assistent zu werden, nicht das Krankenhaus. Verstehst du nicht? Die Partnerschaft in der Wimpole Street ist ein Teil des Handels.»
«Jetzt redest du Unsinn.»
Grahams Groll erwachte. «Ich brauche keinen Rat über die Moral oder den Charakter des Sarazenen. Ich habe ihn lange genug unter seinen Patienten arbeiten sehen, um mir meine eigene Meinung zu bilden, danke schön.»
«Ich versuche nur, dir in deiner Karriere zu helfen.»
«Wirklich? Oder ist es eine Ausrede dafür, daß du mein Leben für mich bestimmen willst? Nicht einmal mehr meine Seele gehört mir. Das Haus ist voll von Leuten, die ich nicht kenne oder nicht mag. Ich kann nicht einmal essen oder anziehen, was ich will. Du scheinst gar keinen Mann zu wollen. Du brauchst eine Marionette.»
«Jetzt bist du dumm.» Sie saß mit eng geschlossenen Lippen und wußte selbst nicht, ob sie zornig war oder einfach Angst hatte zu weinen — eine undenkbare Schwäche. «Du solltest dankbar sein, daß du so viele Leute triffst, die dir nützen können.»
«Glaubst du vielleicht, daß es mich freut, wenn alle mit dem Finger auf mich zeigen?» Es war der erste Streit mit ihr. Es war sogar sein erster Streit mit irgendeiner Frau. Er und Edith waren ohne ein böses Wort auseinandergegangen. Wie viele erzürnte Eheleue ergriff er die Gelegenheit zur Amateurdramatik. «Die Leute sagen überall, ich hätte dich nur wegen deines Geldes geheiratet. Was glaubst du, daß das für meine Selbstachtung bedeutet?»
«Wer sagt das? Ich habe es von niemandem gehört.»
«Alle im Sloane Hospital. Ich halte es dort nicht mehr lange aus.»
«Och, im Sloane! Die sind neidisch, das ist alles. Du bist doch klug genug, das zu sehen? Warum sollten sie sonst solche Dinge denken?»
«Zunächst einmal bist du neun Jahre älter als ich.»
Es war das erste Mal, daß diese Waffe aus der Scheide des Takts gezogen worden war.
«Warum wirfst du mir das vor?» fragte Maria wütend.
«Das ist kein Vorwurf. Es ist reine Tatsache.»
«Gott! Du bist scheußlich zu mir.» Graham verschränkte die Arme und starrte sie vornehm an - eine Geste, deren Wirkung arg beeinträchtigt wurde, als sie mit leiser Stimme hinzufügte: «Ich bin schwanger.»
Sein Mund blieb offen. «Was?»
«Ja, ich bin sicher. Seit zwei Monaten nichts. Meine Brüste werden größer.» Sie griff danach. «Das ist doch ein Anzeichen, nicht wahr?»
Es fiel ihm ein, daß sie seit kurzem viel strahlender geworden war, ihre Freunde hatten es bemerkt, und er hatte es als Kompliment für sich aufgefaßt. Jetzt erkannte er, daß das allen frühschwangeren Frauen gemeinsam und auf erhöhte Hormontätigkeit, nicht aber auf den Beischlaf mit ihm zurückzuführen war. Er sagte sich verärgert, daß er die Symptome hätte erkennen müssen.
«Freust du dich nicht?» fragte sie und sah ihn schüchtern an.
«Aber, Liebling... natürlich freue ich mich!» Er setzte sich auf die Lehne ihres Sessels und legte den Arm um sie. Er nahm an, daß sich alle Männer freuen, wenn ihre Frauen schwanger werden. «Natürlich freue ich mich! So sehr wie nur irgend jemand auf der Welt.»
Er erdrückte sie unter einer Decke von Fürsorglichkeit und arrangierte eine Konsultation bei Mr. Harold Berkeley vom Blackfriars Hospital. Mr. Berkeley bestätigte lächelnd ihren Verdacht. Das Kind würde im kommenden Juni zur Welt kommen. Er erklärte taktvoll, eine Erstgebärende von vierunddreißig Jahren sollte ihren Zustand ernst nehmen, ihre Tätigkeit einschränken, nicht reiten, die Gefahr vermeiden, Treppen hinunterzufallen, und außerdem alle Theater oder Lichtspielhäuser in dem Augenblick verlassen, da die Handlung zu aufregend zu werden drohe. Maria schrieb frohlockend Briefe, in denen sie um Urlaub vom Roten Kreuz, der Cazalay-Mission in Canning Ton, dem Belgischen Kinderhilfswerk, dem Sonnenschein-Fonds, dem Klub für unentgeltliche Medizin, der Gartenstadt-Wohnbaugesellschaft, den Bibliotheken für die Armen und der Keep Fit Society bat. Die ganze Energie konzentrierte sie auf ihre Schwangerschaft. Mit jedem Mundvoll Essen, mit jedem Atemzug, mit jeder Bewegung ihres schwellenden
Weitere Kostenlose Bücher