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Der Schönheitschirurg

Der Schönheitschirurg

Titel: Der Schönheitschirurg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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guten Schneider aussah, Marias Gynäkologe, der wie ein Schauspieler mit noch besserem Schneider aussah, und Mr. Cramphorn, ein Chirurg von kleiner Statur mit gestutztem Schnurrbart, der Pfeife rauchte und eine Vorliebe für Pf eff er-und-Salz-Anzüge, Halbmondbrillen, braune Stiefel mit Gummizug und enigmatisches Grunzen hatte.
    Die Daily Press war nun keineswegs die Zeitung, die diese vier mit Vorliebe lasen, oder jedenfalls wollten sie dabei nicht gesehen werden. Sie fürchteten einen «Reklameschlager» - eine grauenhafte Schändung der Würde ihres Hospitals.
    «Ich nehme an, wir könnten jede geschmacklose Reklame zu unseren Kosten von vornherein ausschließen», entschied Sir Horace. «Die Anwälte könnten dahingehend etwas ausarbeiten. Ich glaube nicht, daß wir das Angebot glatt ablehnen sollten. Schließlich, Geld ist Geld.»
    Die drei anderen stimmten zu. Aber sie fürchteten noch mehr, daß eine Plastikstation die schwebende Balance chirurgischer Macht im Krankenhaus stören könnte. Sir Horace, unterstützt von Dr. Wedderburn, war fest davon überzeugt, daß die Ursache vieler chronischer Krankheiten, die den menschlichen Organismus irritierten - Dinge wie Kopfschmerzen und Rheumatismus -, zwar zugegebenermaßen völlig unbekannt waren, aber irgendwo in den wallenden Windungen der Gedärme des Patienten lagen. Es war völlig logisch. Solche Probleme wurden traditionsgemäß einer störrischen Konstipation angelastet, und Sir Horace hatte den Gordischen Knoten durchschnitten, indem er den Dickdarm entfernte. Da aber unglückseligerweise weder ihm noch dem Leidenden daraus irgendeine Erleichterung erwuchs, jagte er immer höher im Verdauungskanal nach diesem schwer faßbaren Störenfried, wobei er mehr und mehr Eingeweide entfernte, bis er Gefahr lief, der erste Chirurg zu werden, der eine Mandeloperation von unten her durchführte.
    Mr. Cramphorn war ein «Pexierer». Er glaubte, daß diese unverständlichen Leiden, zu denen er Mr. Berkeley zu Gefallen auch Dysmenorrhöe und Migräne rechnete, darauf zurückzuführen seien, daß undisziplinierte Organe sich von denen ihnen von Gott und der Anatomie bestimmten Lagen entfernten und im Bauch herumtrieben wie Matrosen an einem Samstagabend. Jeden Morgen machte er Splenopexie, indem er die wandernde Milz streng mit starkem Katgut an ihren Platz heftete, oder Nephropexie, indem er Wandernieren an der untersten Rippe aufhängte wie Affen an einem Stab. Die Ärzteschaft zerfiel hinsichtlich der Meriten dieser beiden Allheilmittel in zwei scharf voneinander abgegrenzte Gruppen, und der neue Plastikchirurg konnte leicht das eine oder das andere Lager verstärken.
    Mr. Berkeley stellte das Problem noch komplizierter dar.
    «Wenn wir die Plastikstation nicht akzeptieren», sagte er und zündete wieder eine seiner türkischen Zigaretten an, «werden wir unter dem unwiderstehlichen Druck stehen, eine Station für Nervenchirurgie oder Thoraxchirurgie aufzumachen, oder etwas Ähnliches. Diese Spezialabteilungen schießen heutzutage überall aus dem Boden wie Spargel.»
    Das war ein wesentliches Argument. Ein Nervenchirurg oder ein Thoraxchirurg würde allen die Glorie stehlen und seine eigene Operation gegen Rheumatismus und Kopfschmerzen erfinden. Die Einmischung eines Plastikchirurgen hingegen konnte nicht dermaßen unter die Haut gehen.
    «Wenn wir also eine Plastikstation haben, wer wird dann unser Plastikchirurg sein?» fragte Sir Horace.
    «Der Junge von Trevose natürlich», grunzte Mr. Cramphorn. «Er macht sich ganz großartig im St. Sebastian’s Hospital.»
    «Er ist sehr wohlhabend», murmelte Mr. Berkeley.
    Das war ein weiterer Gesichtspunkt. Graham würde nicht mehr als seinen fairen Anteil an den kostbaren Betten in der Privatabteilung beanspruchen. Die Ärzte mußten ebenso leben wie die Patienten.
    «Die Stelle muß selbstverständlich ordentlich ausgeschrieben werden», erklärte Sir Horace streng. «Es wäre sonst höchst irregulär. Es darf kein Verdacht einer Günstlingswirtschaft aufkommen.»
    «Natürlich, keineswegs», stimmten die anderen zu.
    Da der Chirurg noch vor dem Gebäude installiert werden sollte, wurde die Stelle im Frühsommer in den medizinischen Zeitschriften und in der Times ausgeschrieben. Alle Aspiranten mußten jedem der etwa hundert etablierten fachärztlichen Berater ein auf eigene Kosten gedrucktes curriculum vitae übersenden. Dies war im Blackfriars Hospital so üblich, da es den Kandidaten einschärfte, welch feierlicher

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