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Der Schönheitschirurg

Der Schönheitschirurg

Titel: Der Schönheitschirurg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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schweigend, dann fragte er, weil er für Halbheiten nichts übrig hatte: «Wollen wir nicht in die Wohnung hinübergehen?»
    Sie zuckte ihre eckigen Schultern. «Aber Liebling... es ist hellichter Tag, überall laufen Patienten herum. Es könnte uns jemand sehen, der dich kennt. Jemand aus Blackfriars.»
    «Es ist mir verdammt egal, wer uns sieht. Heute jedenfalls.»
    Als er wieder in Schweigen verfiel, fügte sie mit unterwürfiger Stimme hinzu: «Ich hasse dieses Versteckenspielen genauso wie du.»
    «Ich bitte dich! Fang nicht wieder damit an.»
    Kitty biß sich auf die Lippen. Sie wagte es nie, mit ihm über irgend etwas zu streiten, von einem Versehen im Vormerkbuch bis zu der Beziehung, die in dem kleinen Garten ihres Lebens gewachsen war, bis sie alles andere überschattete. «Ich habe wirklich nicht wieder angefangen.»
    «Nein? Es hat ohnedies keinen Sinn. Du kennst die Situation gut genug. Ich werde Maria verlassen, sobald ich kann. Das habe ich dir doch schon Dutzende Male gesagt. Ich würde sie heute verlassen, wenn ich könnte. Ich kann nicht, und damit fertig. Du glaubst doch sicher nicht, daß ich mit ihr weiterleben möchte ?»
    «Aber warum kannst du dich nicht scheiden lassen?»
    Sie sah ihn flehend an. «Es würde deiner Praxis nicht schaden. Ich bin ganz sicher, daß es ihr nicht schaden würde, Liebling. Alle Leute lassen sich heutzutage scheiden.»
    «Schau, es ist nicht so einfach, wie du glaubst. Maria ist eine kranke Frau. Und dann ist noch der Junge.»
    «Natürlich. Ich verstehe die Schwierigkeiten.»
    Es irritierte ihn, wenn sie sich kläglich gab - es war die einzige wirkungsvolle Waffe in der Pappendeckelrüstung ihrer Persönlichkeit. «Wir müssen Geduld haben. Man kann nicht einfach eine Ehe ab- und eine andere andrehen, weißt du, wie elektrisches Licht.»
    Sie zwang sich dazu, etwas Furchtbares in Worte zu kleiden. «Sag, Graham, gibt es sicher keine andere? Ich meine, außer Maria?»
    «Sei nicht lächerlich.»
    «Du warst wirklich allein in Paris?»
    Graham verlor wieder die Beherrschung. «Warum kommst du immer wieder darauf zurück? Ich fuhr allein nach Paris, um einige Bilder zu verkaufen. Ich verkaufte keine. Ich kam wieder zurück. Immer noch allein.»
    «Ich dachte nur - das ist alles.»
    Ihre Fähigkeit, völlig zerknirscht zu erscheinen, erzürnte ihn noch mehr. «Also, dann denke eben nicht. Ich kann es nicht leiden, wenn sich die Leute über meine Angelegenheiten Gedanken machen. Jetzt laß mich um Gottes willen in Ruhe! Ich möchte nachdenken.»
    Es war wirklich ein zermürbender Vormittag.

21

    Graham hatte Jean Dixon nach Paris mitgenommen, und es war ein fürchterlicher Mißerfolg gewesen.
    Jean war ein rothaariges, grünäugiges Londoner Stadtkind, das stolz an die Kunstschule geschickt und im nächsten Jahr traurig wieder herausgenommen wurde, weil ihr Vater im Baugewerbe von der Depression in den Bankrott getrieben wurde. Sie schätzte sich glücklich, eine Stelle bei einem Fotografen in West End zu finden, einem jungen Mann, den Graham einmal wegen irgendeines kleinen Fehlers behandelt hatte. Das führte dazu, daß sie in Blackfriars Hospital erschien, um die Patienten zu fotografieren. Graham lud sie bald zum Abendessen im Savoy ein, wobei ihm auffiel, daß sie wie ein Pferd aß.
    Nach ein paar Wochen kam er zu dem Schluß, daß sie mehr oder weniger eine Dirne sei. Sie schien viele Freunde zu haben und viele Geschenke zu bekommen. Er fand, eine Reise nach Paris wäre ein angemessenes Quidproquo, denn es schien ihm nicht nur riskant, sondern auch geschmacklos, sie in die kleine Wohnung nahe der Praxis in Abwesenheit der dort residierenden Geliebten einzuladen. Außerdem war Paris romantisch, wie jedermann wußte. Und er war seit seiner Hochzeitsreise nur einmal über den Kanal gekommen, da die Familie Cazalay auf das «Ausland» keinen großen Wert legte. Er hatte Maria und ihre Mutter auf einer Reise nach Venedig begleitet, einer fürchterlichen Kriecherei über das bratende Antlitz Europas, wobei Lady Cazalay unter allem möglichen litt, von Herzklopfen bis zur Unverständlichkeit der Eisenbahnkondukteure, und von Graham erwartete, er solle beides augenblicklich beheben. Venedig selbst war heiß und stinkend gewesen, seine Malsachen waren unterwegs verlorengegangen, und Lady Cazalays Familie hatte ihn mit ausgesuchter Unhöflichkeit behandelt.
    Zunächst einmal mußte er Maria den Plan mit Paris schonend mitteilen.
    «Es ist langweilig, ganz allein zu

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