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Der Schönheitschirurg

Der Schönheitschirurg

Titel: Der Schönheitschirurg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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auf Abruf herzukommen, alter Freund. Ich mußte einfach mit jemandem reden.»
    John steckte eine neue Abdulla in seine Zigarettenspitze.
    «Worüber?»
    «Frauen.»
    «Oh, du liebe Zeit.»
    «Es ist ernst.»
    «Dann mußt du zunächst einmal etwas trinken. Hier gibt es großartige Sidecars.»
    Sie saßen in einem kleinen, raucherfüllten Kellerlokal in Soho, das noch nicht «entdeckt» worden war, wo man aber, wie John erklärte, an einem klaren Tag oft sogar Tallulah Bankhead sehen konnte. Es ging ihm recht gut. Vor dem Krieg waren die Anästhesisten noch schäbige Praktiker gewesen, die im Schatten ihres Chirurgen krochen, eine Chloroformflasche in einer Rückentasche ihrer Mäntel, ein Fetzchen Scharpie in der anderen, die mit schöner Regelmäßigkeit mit dem amtlichen Totenbeschauer zu tun hatten und eher Manipulanten des Todes als vorübergehender Bewußtlosigkeit waren. Mit wachsender Kompliziertheit sowohl der Chirurgie als auch ihrer eigenen Apparaturen wurden sie respektable Spezialisten, die auf zehn Prozent des Operationshonorars Anspruch hatten. John Bickley konnte sich daher ein bequemes Junggesellenleben leisten, mit einem Green Label Bentley, einem Appartement statt bloßer Untermietzimmer und sogar einem Diener. Da er fast alle Narkosen für Graham machte, waren sie enge Freunde geworden. Sie sahen auch viel zu viele ihrer gegenseitigen Fehler, als daß es anders hätte sein können.
    Nach den Codi tails bestellten sie das Sechs-Shilling-Menü. Sie hatten beschlossen, heute extravagant zu sein.
    «Weißt du etwas von Kitty Rivers?» fragte Graham, zur Sache kommend. «Ich habe nie gebeichtet, daß ich sie in einer Wohnung in der Nähe meiner Praxis installiert habe, um die Ecke in der Marylebone High Street.»
    «Ich wäre der einzige Arzt in London, der es nicht wüßte.»
    Graham zuckte die Schultern. Er hoffte immer, die Welt würde seine Missetaten irgendwie übersehen, genau wie sein Vater.
    «Nun, es war jedenfalls besser als ihre eigene Wohnung, über einem Bonbongeschäft in Shepherd’s Bush. Man konnte nur durch das Geschäft hinaufgehen, und das war immer voll gräßlicher, furchtbar wißbegieriger Kinder, die Bonbons kauften.»
    John rief den Weinkellner.
    «Du wirst es nicht glauben, aber Kitty war ein ganzes Jahr lang meine Sekretärin, bevor auch nur das Allergeringste passierte, dessen man sich schämen müßte», fuhr Graham fort. «Ich erinnere mich noch, wie ich sie wegen ihres hellen, frischgewaschenen Aussehens aussuchte. Ich dachte, sie würde dem Warteraum die richtige hygienische Atmosphäre verleihen.» Er goß ein Glas Sherry in seine Schildkrötensuppe. «Sie schien mir auch einen lenkbaren, nicht herrschsüchtigen Charakter zu haben. Das ist ihre stärkste Waffe. Sie fleht mich ständig zum Steinerweichen an, ich soll Maria hinauswerfen und sie heiraten.»
    John Bickley lächelte. «Diese Komplikation pflegt sich eben zu ergeben, Doktor.»
    «Aber wie kann ich denn?» rief Graham aus. «Abgesehen von allem anderen würde es meiner Praxis höllisch mitspielen. Viel zu viele Leute wissen, daß Maria mehr oder weniger bettlägerig ist. Man kann diese Dinge nicht verbergen. Obwohl ich es versuche. Ich schäme mich ziemlich wegen Maria, glaube ich. Was meinst du, was unsere lieben hochnäsigen Kollegen sagen würden, wenn ich sie im Stich ließe? Und ich kann es mir nicht leisten, auf eine Guinee zu verzichten. Ich lebe ohnedies schon über meine Verhältnisse. Ich hatte mich daran gewöhnt, Geld zu haben, vor der Cazalay-Geschichte. Es ist verdammt schwer, dann ohne Geld auszukommen.»
    John nickte. Anästhesisten, die vielen Herren dienen, sind die Klatschtanten des Standes, so wie Shakespeares Diener. Er hatte ein feines Gespür für den Geldwert eines Skandals.
    «Dann ist auch noch Desmond», fügte Graham nachträglich hinzu. Er stürzte sein Glas Burgunder in drei großen Schlucken hinunter. «Ich habe ein reines Gewissen wegen Kitty, wohlgemerkt. Ich verdiene auch ein bißchen Spaß. Man kann schließlich nicht ohne Liebe leben, oder? Genausowenig, wie man ohne Salz kochen kann. Weiß Gott, ich bekomme nicht gerade eine große Ration davon zu Hause.» Als der Kellner sein Glas nachfüllte, leerte er es prompt. Johns Idee, etwas zu trinken, war gut gewesen. «So hat alles angefangen, weißt du - Kitty war so mitfühlend wegen Marias Leiden. Merkwürdig.»
    «Seit wann plagt dich Kitty schon, sie zu heiraten?»
    «Ach, seit Monaten. Warum reden die Leute heutzutage

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