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Der Schönheitschirurg

Der Schönheitschirurg

Titel: Der Schönheitschirurg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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seine Fähigkeiten überstieg, er verschüttete die kleine Dose voll glänzender Metallstifte über den ganzen Boden. Plötzlich fühlte er sich furchtbar schlecht. Er trank nie viel, aber sie hatten eine Flasche Whisky und eine Flasche Gimlet mitgebracht und fanden, daß sie für ihr Eintrittsgeld nun auch etwas haben sollten.
    Er legte sich mit geschlossenen Augen auf das Leopardenfell zurück. Als das Mädchen mit den Zehennägeln fragte, ob ihm etwas fehle, fühlte er sich nicht zu einer Antwort geneigt. Irgend jemand holte John Bickley, der, wie alle Anästhesisten - vielleicht durch den täglichen Kontakt mit Strömen starker Narkotika -, eine unmenschliche Widerstandskraft gegen Alkohol hatte. John brachte ihn die Stiegen hinunter. Graham bestand darauf, in einen Nachtklub zu gehen. John fand ein Taxi und brachte ihn statt dessen vor seine eigene Tür, wo Graham sich so weit besann, daß er fragte: «Was ist mit Kitty? Was tun wir mit Kitty?»
    «Gib ihr ein hübsches Diamantenarmband und sag ihr, sie soll zum Teufel gehen.»
    «Und was ist mit Jean?» fragte Graham seelenvoll. «Ich kann die kleine Jean nicht verlassen.»
    «Kleine Mädchen, die in Fotostudios arbeiten, sind nicht lange einsam.»
    Graham brach in Tränen aus.
    Das nächste, was er wußte, war, daß es Morgen war. Dann wurde er sich dreier unglückseliger Tatsachen bewußt.
    Er lag auf dem Bett in seinem Zimmer, im Frack und mit Lackschuhen. Er erinnerte sich daran, auf der Stiege erbrochen zu haben. Und das Dienstmädchen erklärte, daß ein Mr. Haileybury in der Halle auf ihn warte. Er stöhnte.
    «Es tut mir leid, daß ich unrasiert bin», begrüßte Graham Haileybury schlecht gelaunt, als er im Morgenrock erschien, nachdem er sich das Gesicht hastig mit kaltem Wasser aus dem Waschkrug bespritzt hatte. «Ich erwarte normalerweise keine Gäste um diese Zeit.»
    Haileybury stand mit seinem grauen Filzhut in der Hand, in einem Trenchcoat, der auf den Schultern naß war. Er zog eine Daily Press aus irgendeiner Innentasche.
    «Ich beziehe diese Zeitung selbst, wissen Sie», sagte Graham verärgert. Er nahm die Zeitung und las auf der ersten Seite:

    FRAU WIRD MANN
    GROSSTAT EINES LONDONER ARZTES

    «Dann hatten Sie vielleicht schon das Vergnügen, die Innenseiten zu lesen?»
    Graham riß die Zeitung auf. Darin waren zwei Fotografien, eine von Miss Constantine mit einem Blumenbukett in der Hand, eine von Mr. Constantine mit einem Golfschläger. Die Spalten dazwischen schienen ihre verwirrende Vergangenheit, ihre ereignisreiche Gegenwart und ihre hoffnungsvolle Zukunft als Gatte und Vater zu behandeln.
    «Sie müssen mir verzeihen, wenn ich derartige Selbstreklame außerordentlich schamlos finde, Trevose. Obwohl ich glaube, darin nicht der einzige zu sein.»
    «Großer Gott, Mensch! Sie glauben doch sicher nicht, daß ich eine Ahnung hätte, daß dieser Unsinn erscheinen würde? Die Zeitungen stürzen sich immer auf solche kitzelnden Geschichten. Zweifellos haben sie Constantine schön dafür bezahlt.»
    «Ihr Name wird erwähnt.»
    «Na und? Ich kann nichts dagegen tun. Die Press muß gedacht haben, es wäre von allgemeinem Interesse.»
    «Ich wäre eher geneigt, Ihnen zu glauben, wenn Sie nicht ein enger Freund des Besitzers dieser Zeitung wären.»
    Das war zuviel, besonders an einem solchen Morgen. Grahams Kopf schmerzte furchtbar. «Wenn Sie mich einen Lügner heißen wollen, bitte, soviel Sie wollen, aber dann lassen Sie mich um Gottes willen in Ruhe.»
    «Ich würde keinen Menschen leichthin einen Lügner nennen. Es erscheint mir nur als ein unglücklicher Zufall, daß Sie Ihre Position in Blackfriars ausgerechnet Arlott verdanken.»
    «Sie mißdeuten die Lage völlig. Ganz und gar. Barrow und die anderen bestanden von Anfang an darauf, daß Arlott auf jedes Recht verzichte, sich in die Arbeit der Abteilung oder die Ernennung des Stabes einzumischen. Oder sie für irgendeine Art Reklame zu gebrauchen. Es gibt ein Dokument darüber. Wenn Sie immer noch glauben, daß ich lüge, lasse ich es Ihnen noch vor dem Mittagessen vom Sekretär des Aufsichtsrates bringen.»
    Haileybury sagte nichts. Dann erschien sein humorloses Lächeln. «Das wird nicht nötig sein. Ich wollte nur, ich hätte von der Existenz dieses Dokuments gewußt, als wir gemeinsam vor dem Ernennungskomitee standen. Es hätte mir mehr Mut gegeben.» Er wandte sich zur Tür. «Ich werde nicht weiter an dem Kongreß teilnehmen, Trevose. Ich wollte mein Fernbleiben nicht unerklärt

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